Die internationalen Schifffahrtsmärkte standen in den letzten drei Jahren verstärkt im Fokus der internationalen Finanzmarktakteure. Covid-Lockdowns, Schiffsstaus in den weltweit wichtigsten Seehäfen und eine ernsthafte Unterbrechung der internationalen Lieferketten bestimmten seit dem Jahr 2020 die medialen Schlagzeilen.

Doch inzwischen haben sich diese Trends in ihr exaktes Gegenteil verkehrt. Global steigende Zinsen und ein auf internationaler Ebene zu beobachtender Wirtschaftsabschwung haben zu einem Rückgang der Konsumnachfrage in Amerika und weiten Teilen Europas beigetragen. Und damit sinken auch die Unternehmensbestellungen, was sich bereits schmerzlich spürbar auf die Preise für wichtige Schiffs- und Transportpassagen ausgewirkt hat.

China-Daten: Nicht das Gelbe vom Ei!

Hinzu kommt, dass viele in den westlichen Industrieländern aktive (Einzel-)Händler auf bis zum Bersten gefüllten Lagern sitzen, die unter Berücksichtigung eines sich intensivierenden Rezessionsausblicks nun erst einmal abgebaut werden wollen. Wer in die Vereinigten Staaten blickt, erkennt, dass es in manchen Bereichen bereits zu Ansätzen von neuen Rabattangeboten kommt.

Dass eine Schwalbe noch lange keinen Sommer macht hatten die zuletzt aus dem Reich der Mitte eingehenden Wirtschafts- und Konjunkturdaten gezeigt. Manch statistische Ausreißer nach oben ließen die Hoffnung auf eine starke Wiederbelebung der chinesischen Ökonomie nach der Wiedereröffnung der chinesischen Wirtschaft aufkeimen.

Doch danach sieht es nach den jüngst eingegangenen Daten beileibe nicht aus. Manche Kommentatoren weisen bereits darauf hin, dass den mit einer Wiedereröffnung der Wirtschaft in der Volksrepublik China verbundenen Wachstumshoffnungen ein Eimer kaltes Wasser übergeschüttet worden sei.

USA: Zusätzliche Zinsanhebungen im Bereich des Möglichen

Auch Amerika kämpft mit seinen eigenen Problemen. So deutet die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Zinssitzung der Fed darauf hin, dass etwas mehr als die Hälfte aller Mitglieder des Offenmarktausschusses weitere Zinsanhebungen in den Vereinigten Staaten für notwendig hält, um die heimische Inflation zu adressieren.

Im Jahresvergleich haben sich die in den USA eingereichten Insolvenzen bis zum aktuellen Zeitpunkt signifikant erhöht, während die Entlassungsankündigungen im Technologiesektor selbst nach Hunderttausenden bereits erfolgten Arbeitsplatzverlusten nicht abreißen.

Und dann ist da noch die Schuldenobergrenze. Während Janet Yellen mittlerweile fast täglich vor einer Anfang Juni einsetzenden Finanzkatastrophe warnt, falls es bis dahin nicht zu einer Einigung zwischen dem Weißen Haus und dem durch die Partei der Republikaner mehrheitlich kontrollierten Repräsentantenhaus kommen sollte, gehen in Amerika inzwischen zig Umfragen zu diesem Thema um.

Schuldenausfall: Wachsender Teil der Amerikaner sähe hierin eine Chance für einen Neubeginn

Wie sich daraus resultierend zeigt, scheint das Momentum unter einer zunehmenden Anzahl von Amerikanern zugunsten eines potenziellen Schuldenausfalls des Landes momentan an Fahrt aufzunehmen.

Einerseits ist es der inzwischen als viel zu groß bezeichnete „Regierungskrake“, der eine zunehmende Anzahl von Gemütern und Ansichten in eine solche Richtung tendieren lässt. Andererseits sind es die unzähligen politischen Skandale, angefangen bei

  • der im 306-seitigen Durham-Bericht dargelegten Feststellung, dass das FBI im Jahr 2016 auf Seiten der Demokraten in die Präsidentschaftswahlen interveniert habe, um auf illegale Weise gegen die Wahlkampagne von Donald Trump zu spionieren und einen Präsidentschaftssieg von Donald Trump zu verhindern,

  • der damit in Verbindung stehenden Bestätigung, dass es sich im Fall von „Russiagate“ um ein sich gegen Donald Trump und die Republikaner richtendes Komplott der Washingtoner Bürokratie, Geheimdiensten wie FBI, CIA und NSA sowie der Partei der Demokraten gehandelt hat, mittels dem Donald Trump in der Weltöffentlichkeit als „Spitzel“ Russland bloßgestellt werden sollte,

  • dem Laptop von Hunter Biden, aus dem Informationen der Korruption auf höchster Ebene hervorgehen, die jedoch durch FBI und das durch die Demokraten kontrollierte Justizministerium bislang nicht ordnungsgemäß untersucht werden und

  • den 51 ehemaligen Top-Offiziellen der amerikanischen Geheimdienste, deren vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 abgegebene Erklärungen zum Laptop von Hunter Biden, bei dem es sich laut deren Aussage um eine russische Diffamierungskampagne gegen Joe Biden gehandelt habe, inzwischen als faustdicke Lüge entpuppt hat,

die inzwischen weder republikanische noch parteiunabhängige Wähler kalt lassen. Heißt also, dass die Stimmung im Land hoch emotionalisiert ist, was niemanden zu verwundern braucht, wenn Blau gegen Rot, Schwarz gegen Weiß, Mann gegen Frau, Hetero gegen Homo gegen Transgender, usw. medial gegeneinander aufgehetzt werden.

Hieraus resultiert eine innenpolitische Spaltung der Gesellschaft, wie sie zuletzt in jenen Zeiten vor Ausbruch des Bürgerkrieges in den USA zu beobachten gewesen ist. Inzwischen drehen sich die Dinge nämlich um Grundsatzfragen, allen voran die Frage, wie „wir“ als Gesellschaft in der Zukunft zusammenleben möchten – und unter welchen Bedingungen!

Ein Kulturkrieg tobt im Herzen des Landes, der die politische Stimmung immer weiter aufheizt und die Hemmschwellen gegenüber anderen oder alternativen Sichtweisen beständig sinken lässt. Entweder jemand zählt sich zum einen oder zum anderen Lager, einfach schlimm das ist.

Zur Bekräftigung der 51 der offenen Lüge überführten Ex-Geheimdienstmitarbeiter folgt ein Blick auf eine jüngste Cover Story des Mirror. Ich füge dieses Cover in der Hunter-Biden-Laptop-Causa hier an, da manche Leser sich darüber wundern, nichts oder nur unwesentliche Dingen hierüber in deutschen Medien mitzubekommen.

 

Aldous Huxley schrieb einst in einem Vorwort seines Buches „Schöne neue Welt“, dass das Delikt nicht eine verzerrte Darstellung der realen Gegebenheiten, sondern schlichtweg die Nichtberichterstattung oder Unterlassung in den medialen Berichterstattungen sei. Dem ist aus heutiger Sicht wohl nichts hinzuzufügen.

US-Dollar aufmerksam im Blick behalten!

Und dann ist da auch noch der US-Dollar. Ich hatte in den letzten Wochen immer wieder mal darauf hingewiesen, den US-Dollar aufmerksam im Blick zu behalten, weil es für meine Begriffe charttechnisch nach einem bevorstehenden Ausbruch im US-Dollar-Index aussah. Dieser Ausbruch ist in der Zwischenzeit erfolgt.

 

Wo die Reise für den US-Dollar hingehen wird, bleibt abzuwarten, doch der Ausblick auf eine Kaskade von potenziell ausfallenden Schulden (weltweit) scheint der amerikanischen Währung erwartungsgemäß gut zu tun. Solange es nicht demnächst zu einer Ankündigung eines neuen QE-Programms durch die Fed kommen sollte (zurzeit eher unwahrscheinlich), dürfte der US-Dollar seinen Weg nach oben erst einmal fortsetzen.

Gleichzeitig ließ sich in den letzten Tagen beobachten, dass die Zinsen an den Märkten für Staatsanleihen nicht nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Teilen unserer Welt wieder angestiegen sind.

Staatsanleihemärkte: Die Zinsen ziehen auf globaler Ebene wieder an

Aufgrund einer möglicherweise ausbleibenden Einigung im Disput um die Anhebung der Schuldenobergrenze ist der Zins im Bereich von 1-monatigen T-Bills bereits auf 7 Prozent (!) geklettert. Auch im Bereich der 10-jährigen US-Staatsanleihen ist der Zins in den letzten Tagen wieder spürbar auf über 3,75 Prozent angestiegen.

Diese Entwicklung sollte jedermann im Auge behalten, denn nochmals sei an dieser Stelle erwähnt, dass es NICHT die Aktienmärkte, sondern die Bond- und Schuldenmärkte sind, die sich als Elefant im Raum erweisen!!!

Zurück zu den internationalen Schifffahrts- und Transportmärkten

Doch nun zurück zu den internationalen Schifffahrts- und Transportmärkten. Hierzu hieß es kürzlich, dass die globale Schiffstransportindustrie in zwei sich konträr gegenüberstehende Lager zu zerfallen drohe – und zwar in einen durch die USA und die EU geführten westlichen sowie einen durch China und Russland geführten östlichen Block.

Inzwischen scheint jedermann mitzubekommen, wie häufig mittlerweile der unschöne Begriff einer „Blockbildung“ abermals Einzug in die medialen Berichterstattungen gehalten hat. In diesem Zusammenhang wird Bezug auf eine Reihe von jüngst veröffentlichten Studien der Welthandelsorganisation (WTO) genommen.

Im schlimmsten Fall droht der globalen Schiffstransportindustrie danach ein sich langsam, jedoch stetig vollziehender Prozess der Entkopplung. In diesem Zuge würde es dann, so die WTO, auch wieder zu mindestens zwei unterschiedlichen Wirtschaftsblöcken auf unserer Welt kommen.

Neue Blockbildungen würde ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen

Die Herausbildung eines einerseits westlichen und andererseits östlichen Wirtschafts- und Handelsblocks wird aufgrund der geopolitischen Rivalitäten unter aller Voraussicht zu einem bipolar geführten Wirtschafts- und Handelskrieg zwischen beiden Blöcken führen.

Eine solche Entwicklung würde mit ernsthaften Konsequenzen aus Sicht der Entwicklung des Welt-BIPs und der Handelsvolumina einhergehen, wie die WTO weiter warnt. Auch ein Papier der Europäischen Zentralbank gelangte kürzlich zu einer ähnlichen Schlussfolgerung.

Einzelne Nationen werden sich danach vor die Entscheidung gestellt sehen, welchem der beiden sich herausbildenden Blöcke sie in der Zukunft angehören wollen. In einem solchen Fall würde der Intra-Handel zwischen beiden Blöcken auf Niveaus sinken, die zuletzt Mitte der 1990er Jahre zu beobachten waren.

Eine solch potenzielle Entwicklung würde sich somit also als Teil des Endes oder anders ausgedrückt als Rückschritt in der Globalisierung erweisen. Wer bedenkt, dass sich ein Großteil von immanent wichtigen Produktionsfazilitäten inzwischen in China und im Rest der asiatischen Kontinents befindet, ahnt, dass eine solche Entwicklung aus Sicht der westlichen Industrienationen mit ernsthaften (Inflations-)Problemen einherzugehen droht.

Die WTO gelangt zu dem Fazit, dass geopolitische Konflikte um die Ukraine und Taiwan die Wahrscheinlichkeit wachsen lassen, dass es – solange es nicht zu einer baldigen Beilegung dieser Konflikte kommen sollte – zu einer Entkopplung der aktuell bestehenden globalen Handelsstruktur in zwei unterschiedliche Schifffahrts- und Handelszonen zu kommen droht.

Russland und die EU geben einen Vorgeschmack

Anhand der Erdöl- und Benzinmärkte ließen sich solche Beobachtungen bereits anstellen, da Russland neue Käufer für seine Energieerzeugnisse in Nordafrika, Asien und Lateinamerika gefunden habe. Gleichzeitig hat die EU ausbleibende Energielieferungen aus Russland durch stark wachsende Importe – zu teils deutlich höheren Preisen – aus den USA, Teilen Asiens und dem Mittleren Osten ersetzt.

Verlieren werden trotzdem alle. Denn Berechnungen der WTO legen dar, dass es anders als im heute existierenden System einer internationalen Zusammenarbeit im Fall einer weiter zunehmenden Unsicherheit und eines Auseinanderdriftens im Bereich der Geopolitik bis zum Jahr 2050 zu einem BIP-Rückgang von 6,4 Prozent in den Industrienationen kommen würde.

Die Schwellen- und Entwicklungsländer wären von diesem Abschwung noch stärker betroffen. In diesen Nationen würde das BIP in einem solchen Fall um durchschnittlich zwischen 10,2 respektive 11,3 Prozent zurückgehen.

Unter Schiffstransporteuren im Energiebereich wird davor gewarnt, dass die Konsequenzen eines möglichen Krieges zwischen der Volksrepublik China auf der einen sowie den USA und Taiwan auf der anderen Seite vollkommen unkalkulierbar seien. Die Auswirkungen würden so groß sein, dass die weltwirtschaftlichen Aktivitäten praktisch zu einem kompletten Stopp kämen.

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt unter anderem Bezug auf einen Bericht auf der Seite freightwaves.com.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es gilt darauf zu achten, dass im Juni einige Dinge zusammenkommen werden. Erstens stellt sich die Frage, ob und zu welchen Bedingungen es zur Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA kommen wird. Oder macht Joe Biden vom 14. Verfassungszusatz Gebrauch, um die Schuldenobergrenze ohne Zustimmung des Kongresses auf eigene Faust anzuheben, wodurch die Vereinigten Staaten in eine veritable Verfassungskrise gestürzt würden?

Zweitens bleibt darauf zu achten, dass der Zinssatz LIBOR am 30. Juni ablebt, worauf der amerikanisch kontrollierte SOFR das Zepter übernehmen wird. Hieraus leiten sich einige ernsthafte Schwierigkeiten an den Schulden- und Verbriefungsmärkten ab, auf die in den nächsten Tagen noch ausführlich eingegangen wird.

Drittens heißt es die Lage an den Zinsmärkten – und damit auch den US-Dollar – auf eine sehr aufmerksame Weise im Auge zu behalten. Sollte sich der global zu beobachtende Anstieg der Staatsanleihezinsen in den nächsten Tagen und Wochen fortsetzen, so wäre dies alles andere als eine erfreuliche Entwicklung. Zu rechnen wäre in einem solchen Fall damit, dass auch die Aktienmärkte unter einen sich verstärkenden Abgabedruck geraten werden.

Viertens rückt der Ausblick auf den im August in Südafrika abzuhaltenden BRICS-Gipfel seine Schatten voraus, in dessen Rahmen die BRICS-Nationen wohl erste Informationen zur Schaffung einer eigenen Handelswährung öffentlich machen werden.

Vorsicht heißt im diesjährigen Frühjahr/Sommer also die Mutter der Porzellankiste!

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