Im Angesicht der Reflationierung der amerikanischen Häusermärkte in den vergangenen acht Jahren liest sich ein neuer Bericht der Analysefirma Zillow doch recht überraschend. Denn danach befanden sich im 4. Quartal nach wie vor 4,5 Millionen amerikanische Privathaushalte in Bezug auf ihren Immobilienbesitz mit dem Kopf finanziell unter Wasser.

Gefangen in der „Immobilienfalle“

Übersetzt heißt das, dass die zugrunde liegenden Immobilien und Grundstücke noch immer negative Nettovermögenswerte aufweisen, somit ein höherer Finanzierungskredit bei Banken und Kreditgebern aufgenommen wurde als die betroffenen Grundstücke und Immobilien heute an Wert aufweisen.

Unter Bezugnahme auf Zillow sehen sich noch immer 4,5 Millionen Privathaushalte in den USA – oder 9,1 Prozent aller Hypothekennehmer – mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Häuser, Eigentumswohnungen und Grundstücke auch zehn Jahre nach Ausbruch der Banken- und Finanzkrise in den USA weniger als die einstigen Finanzierungskredite wert sind, die einst einmal zum Kauf dieser Objekte aufgenommen worden sind.

Im 4. Quartal 2017 schuldeten 713.000 amerikanische Immobilienbesitzer ihren Kreditgebern sogar mindestens doppelt so viel in Relation zu den aktuell zu erzielenden Immobilien- und Grundstückswerten. Laut Zillow sähen sich viele Familien in Kleinstädten und Gemeinden, in denen die Immobilienpreise in den letzten Jahren nicht wieder großartig angezogen haben, in ihren Immobilien „gefangen“.

Millionen von Privathaushalten bleibt also kaum etwas anderes übrig, als an den jeweiligen Immobilien trotz horrender Wertverluste festzuhalten. Bei Zillow wird davor gewarnt, dass das regionale Wirtschaftswachstum in den USA aufgrund dieser Tatsache Belastungen und Herausforderungen ausgesetzt sein könnte.

Große Unterschiede bei der Preisentwicklung

Ferner zeigt sich anhand der neuen Zahlen von Zillow einmal mehr, wie ungleich die Anstiege der Häuserpreise in den Vereinigten Staaten im Verlauf der letzten Jahre ausgefallen sind. Während die Immobilienpreise in Küstenmetropolen wie New York City, Boston, San Francisco oder Los Angeles im Zuge der durch die Federal Reserve mittels QE eingeläuteten Reflationierung abhoben, blieben unter anderem Chicago, Baltimore oder Richmond weit hinter dieser Entwicklung zurück.

Bei Zillow wird darauf hingewiesen, dass es sich im Falle Chicagos um eine von dieser Entwicklung mit am härtesten getroffenen US-Metropolen handele. Gestern wurde bekannt, dass der S&P Case-Shiller 20-Metropolen Hauspreisindex im Monat April abermals um 6,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zulegen konnte.

Teilweise klettern die Preise weiter im zweistelligen Bereich

Diese Zugewinne konzentrierten sich allerdings hauptsächlich auf anhaltende Preisanstiege in Seattle, Las Vegas und San Francisco, wo sich Ottonormal- und Durchschnittsbürger einen Hauskauf ohnehin schon seit geraumer Zeit nicht mehr leisten können. In allen drei genannten Metropolen legten die Immobilienpreise im Monat April auf Jahresbasis zweistellig zu.

Die Häuserpreise kletterten in den USA selbst unter der Prämisse sinkender Hausverkäufe und steigender Hypothekenzinsen. Der Verkauf von bestehenden Häusern sank sowohl im April als auch im Mai – ein Abschlag von 3,1 Prozent im Vergleich mit der Vorjahresperiode. Gleichzeitig sanken die Bestände an den privaten Häusermärkten um 6,1 Prozent.

Momentan beträgt die Durchschnittszeit, die sich ein Objekt zum Verkauf an den Märkten befindet, gerade einmal 26 Tage. Vor einem Jahr belief sich dieser Zeitraum noch auf 39 Tage. Die nachfolgende Tabelle von Zillow gibt – nach einleitendem US-Gesamtüberblick – Aufschluss über die zehn am stärksten von negativen Nettovermögenswerten betroffenen Metropolen in den USA:

Kaliforniens San Francisco befindet sich zwar am untersten Ende dieser Tabelle. Trotz allem ist interessant, dass sich trotz der enormen Hauspreissteigerungen in der Westküstenmetropole auch dort noch immer 7,2 Prozent aller Hausbesitzer – in Relation zum Kreditvolumen – in mindestens doppelt so hoher Höhe verschuldet mit dem Kopf unter Wasser befinden.

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