Neue Daten gibt es von den amerikanischen Landwirtschaftsmärkten. Es empfiehlt sich, ein Auge auf die Daten zu werfen, nachdem der Amerikanische Landwirtschaftsverband (AFBF) einen neuen Bericht zur Entwicklung der Insolvenzen in diesem Sektor publiziert hat.

Ähnlich wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen legten die Insolvenzen im Zeitraum Juni 2019 bis Juni 2020 weiter zu – und zwar um 580 Anträge, was einer Steigerung von acht Prozent im Berichtszeitraum entspricht.  

Am stärksten von der Insolvenzzunahme zeigten sich die Regionen des Mittleren Westens, des Nordwestens und des Südostens betroffen. In den genannten Regionen gingen rund 80 Prozent aller im Land gestellten Insolvenzanträge im Landwirtschaftssektor ein.

Einmal mehr erwies sich der für seine Milchproduktion bekannte Bundesstaat Wisconsin als Epizentrum der über die letzten zwölf Monate eingereichten Insolvenzanträge, gefolgt von Nebraska, Georgia und Minnesota.

Im 1. Halbjahr 2020 schwächten sich die eingereihten Insolvenzen aufgrund der im CARES Act zugunsten des Landwirtschaftssektors enthaltenen Wirtschafts- und Konjunkturhilfen ein wenig ab.

Seit Verabschiedung des CARES Act erhalten Landwirte in den Vereinigten Staaten unter anderem auch direkte Zahlungen über das sogenannte Coronavirus Food Assistance Program (CFAP). Auch aus dem PPP-Topf durften sich Amerikas Landwirte bedienen.

Im Umkehrschluss heißt das jedoch, dass sich immer mehr amerikanische Landwirte von den staatlichen Unterstützungsprogrammen inzwischen als hochgradig abhängig erweisen. Eben jene Entwicklung hatte ich im Juni vergangenen Jahres bereits ausführlich <link wirtschaftsfacts beitrag usa-landwirtschaftssektor-saeuft-ab _blank>beschrieben.  

Trotz allem warnt John Newton, Chefökonom des AFBF davor, dass die im CARES Act enthaltenen Unterstützungsleistungen durch die Washingtoner Regierung nicht viel mehr als eine „kurzfristige Rettungsleine und Handgeld zur Linderung der gravierendsten Probleme“ seien, weshalb die Insolvenzanträge schon bald wieder deutlich zulegen könnten.

Dass Amerikas Landwirte nicht erst seit dem Ausbruch der globalen Pandemie unter enormen Problemen leiden, hatte ich Ihnen in meiner Berichterstattung zu diesem Thema seit dem Jahr 2015 vor Augen geführt.

Schon über die letzten Jahre befanden sich viele Preise für diverse Anbaugüter auf dem Rückzug, was in weiten Teilen des Landes zu deutlich rückläufigen Umsätzen im Farm- und Landwirtschaftssektor der USA geführt hatte. Die Insolvenzen legen in diesem Bereich nun bereits seit 2016 Jahr um Jahr zu.

Der durch US-Präsident Donald Trump und das Weiße Haus vom Zaun gebrochene sino-amerikanische Handelskrieg hat den heimischen Landwirtschaftssektor, wie in der Vergangenheit berichtet, noch stärker unter Druck gesetzt, da chinesische Importeure sich nach anderen Agrarlieferanten in der Welt umschauten und in Lateinamerika fündig wurden.

Insbesondere Sojabohnen importiert das Reich der Mitte nun verstärkt aus Brasilien und anderen lateinamerikanischen Staaten. Es zeichnete sich über die vergangenen Wochen ab, dass China die im Phase-1-Abkommen mit den USA vereinbarten Importkontingente unter aller Voraussicht nicht einhalten wird.

In Kürze soll es hierüber zu einem gemeinsamen Treffen zwischen einer amerikanisch-chinesischen Delegation kommen, um die Entwicklung zu besprechen. Wie dem auch sei, seitens des im Bundesstaat Missouri ansässigen Food and Agricultural Policy Research Institute wird die Trump-Administration im laufenden Jahr einen Rekordbetrag in Höhe von 33 Milliarden US-Dollar an finanziellen Unterstützungsleistungen über Amerikas Landwirten ausschütten.

Aus Sicht vieler Landwirte wird es zukünftig also heißen, entweder an der „Rettungsleine“ der Regierung zu hängen oder mit hoher Wahrscheinlichkeit Insolvenz anmelden zu müssen. Beide Alternativen erweisen sich als nicht sonderlich aussichtsreich aus Perspektive eines selbst- und nicht fremdbestimmten Lebens.

Andererseits zeigen neue inflationsbereinigte Daten des Bureau of Economic Analysis, dass die anhaltende Pandemie einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der Lebensmittelpreise in den USA hat. Zumindest gilt dies für die Monate Februar bis Juni. Hier ein Überblick, der die Preissteigerungen in den landesweiten Supermärkten in einem Ausschnitt zeigt:

  • Hühnchenprodukte: + 11 %

  • Rindfleischprodukte: + 20 %

  • Schweinefleischprodukte: + 8,5 %

  • Eier: + 10 %

  • Cerealien und Gemüseprodukte: + 4,2 %

Aktuell ließe sich zwar keine signifikante Verknappung im Lebensmittelbereich – entgegen der Monate März und April – beobachten. Und dennoch habe die Unterbrechung wichtiger Lieferketten in manchen Bereichen zu Knappheiten beigetragen, die zu den oben aufgelisteten Preissteigerungen beigetragen

„Was heißt das für mich konkret!?“

Ein deutliches Anziehen der Lebensmittelpreise über die letzten Monate setzt zum undenkbar schlechtesten Zeitpunkt aus Sicht der unteren Einkommensschichten ein, die nicht nur am stärksten mit der Rezession und den daraus resultierenden Mega-Jobverlusten, einer in vielen Fällen deutlichen Überschuldung und unbegleichbaren Mietforderungen zu kämpfen haben.

Hinzu gesellen sich kaum Ersparnisse. Wir rufen uns die Studien der Fed in Erinnerung, die zum Resultat hatten, dass mehr als die Hälfte der Amerikaner keine 400 US-Dollar in Form von Bargeld aufbringen könnten, falls eine finanzielle Notlage eintreten würde. Und diese finanzielle Notlage ist nun aus vielerlei Sicht da.

In der Zwischenzeit halten die Politisierungen um die Verabschiedungen eines neuen Hilfs- und Konjunkturpakets zwischen Republikanern und Demokraten im US-Kongress an. Am 31. Juli sind nicht nur die seit Ende März aufgestockten Unterstützungsleistungen in Höhe eines Extrabetrags von 600 US-Dollar pro Woche im Bereich der staatlichen Arbeitslosenhilfe ausgelaufen, sondern auch das im Frühjahr gesetzlich verabschiedete Moratorium im Sektor der zu leistenden Mietzahlungen ist beendet, weshalb die Zwangsräumungen in den USA in den nächsten Wochen und Monaten deutlich zulegen dürften. 

Offiziell liegt die ausgewiesene Inflationsrate aktuell bei rund einem Prozent, während sich die Arbeitslosigkeit auf jenen Niveaus der großen Depression vor 90 Jahren befindet.

Und aus eben jenem Grund wird uns die Fed im September wissen lassen, welchen zusätzlichen „unkonventionellen“ Maßnahmen in der Geldpolitik (aka Gelddrucken) sich das Board in Bezug auf die Zukunft zu bedienen gedenkt, um die heimische Inflation in Richtung des eigens gesetzten Inflationsziels von zwei Prozent anzukurbeln.

In diesem Zuge könnten die Lebensmittel-, Textil-, Energie- und Mietpreise einen enormen Auftrieb erfahren, was sich angesichts der Tatsache, dass ein Viertel aller Einkäufe unter den amerikanischen Haushalten bereits seitens des staatlichen Regierungssektors bezogen werden, als nicht gerade positive Perspektive bezeichnen lässt.

Mehr und mehr Menschen (neudeutsch Verbraucher) müssten dann einen bedeutend höheren Anteil ihrer monatlichen Bezüge für Güter des alltäglichen Bedarfs und Mieten ausgeben, was wiederum auf Verkäufen von Produkten wie iPhones, Tesla-Fahrzeugen & Co. lasten dürfte.

Abschließender Hinweis: Blicken Sie einfach nur auf den Gold- und Silberpreis! In deren Verläufen spiegelt sich der Gesundheitszustand der durch nichts gedeckten Papierwährungen und ihre anhaltende Entwertung bestens wider…

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"