China befindet sich schon seit geraumer Zeit weltweit auf Einkaufstour, um durch den Export verdiente US-Dollars auf dem Wege von Übernahmen im Unternehmenssektor zu recyceln. Doch diese chinesischen Aktivitäten werden insbesondere in den westlichen Industrieländern mehr und mehr mit Skepsis beäugt. 

Man erinnere sich nur, welche politischen Wellen erst jüngst der Verkauf des deutschen Roboterbauers Kuka an ein chinesisches Konsortium zur Folge hatte. In einem neuen Bericht des amerikanischen Verteidigungsministeriums heißt es nun, dass China auch hochgradig in Startup-Unternehmen im Silicon Valley investiere.

US-Start-ups von besonderem Interesse für China

Die NYT zitierte in der laufenden Woche aus diesem Bericht, um darauf aufmerksam zu machen, dass es sich bei dieser Übernahme- und Beteiligungswelle vornehmlich um Startups handele, die militärische Anwendungen und Geräte zur Marktreife brächten.

Um einen Ausverkauf dieser Technologien in Richtung Chinas zu vermeiden, werde der US-Regierung, so der Pentagon-Bericht, nichts anderes übrig bleiben als die eigenen Kontrollen in diesem Bereich zukünftig massiv zu verschärfen.

Noch seien die Kontrollschranken in den Vereinigten Staaten im Bereich von Unternehmen, die sich mit Technologien für selbstfahrende Fahrzeuge, Künstliche Intelligenz und das Roboterwesen beschäftigten ziemlich gering. China nutze diese Bresche laut des Pentagons sehr geschickt aus, um sich in den Besitz von einer Vielzahl dieser Technologien zu bringen.

Gezielte Unterstützung durch Peking

Wie es weiter in dem Bericht heißt, ermutige Peking seine heimischen Unternehmen dazu, sich immer stärker in einen ökonomischen Wettbewerb mit den USA in den wichtigsten Wirtschaftsbereichen der Zukunft zu engagieren. Hin und wieder soll die Erlangung von zukunftswichtigem Know-how China auch verdeckte Investitionen wert sein.

Durch eine Verschleierung von Investitionshintermännern unterliefen Chinas Unternehmen laut Pentagon die Kontrollmaßnahmen der heimischen Behörden. Federführend unter diesen Aufsichts- und Regulierungsbehörden in den Vereinigten Staaten ist Cifus, der Ausschuss zur Kontrolle von ausländischen Direktinvestitionen in den USA.

Das Pentagon äußert die Sorge, dass Amerika seine weltweite Technologieführung einbüßen könnte, falls China auch in der Zukunft uneingeschränkt Zugang zu diesen Technologien gewährt werde. Hinzu geselle sich die Befürchtung, dass ein technologischer Aufstieg Chinas auf diese Weise mit unterstützt werde.

Pentagon: Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA

China holt im Technologiesektor unterdessen immer stärker gegenüber den Vereinigten Staaten auf, was unter anderem auch einer jahrzehntelangen Fokussierung Pekings auf das Schließen einer ehedem im Technologiesektor zwischen beiden Ländern klaffenden Lücke gelegen haben mag.

Im Pentagon-Bericht wird nun ganz offen von einer Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten gesprochen. Donald Trump hatte in seinem Wahlkampf mehrfach darauf hingewiesen, dass China sich einer Kombination aus heimischen Subventionen bei gleichzeitig aggressiven Investitionen im überseeischen Ausland bediene, um das eigene Know-how im Technologiebereich massiv auszubauen.

Der Regierungsplan „Made in China 2025“ sieht eine Verteilung von Staatsfinanzen an die zehn größten Industrien Chinas vor, was bereits dazu geführt hat, dass chinesische Firmen in die Domäne der globalen Halbleiterproduktion eingebrochen sind, um sich in diesem Bereich mittels Übernahmen weitreichendes Know-how anzueignen.

Amerikanische Unternehmen, die beispielsweise an Simulationen für bewaffnete Streitkräfte, Gesichtserkennung oder der versierten Bildersuche in sozialen Netzwerken arbeiten sehen sich verstärkt im Zentrum des chinesischen Interesses.

Besonders sensibel: Zukunftstechnologien mit militärischen Nutzungsmöglichkeiten

Allerdings haben die Vereinigten Staaten diese sensiblen Sektoren längst schon zu Bereichen erklärt, die für die nationale Sicherheit des Landes von immanenter Wichtigkeit sind. Ashton B. Carter, unter US-Präsident Barack Obama noch vor Kurzem Verteidigungsminister, hatte sich unter Bezugnahme auf den durch das Pentagon veröffentlichten Bericht zu der Aussage hinreißen lassen, dass China in einer alarmierenden Geschwindigkeit mit einer Durchdringung des Silicon Valley beschäftigt sei.

Dies gelte ganz besonders für Zukunftstechnologien, die sich auch militärisch nutzen ließen. Laut Pentagon sei sich die Privatwirtschaft in den Vereinigten Staaten nicht hinreichend über die durch China verfolgten Aktivitäten im Klaren. Vielleicht mag dies auch daran liegen, dass chinesische Unternehmen ihre Investitionsgelder breit streuen, um unter bestimmten durch die US-Regierung festgelegten Kontrollübernahmeschranken zu verharren. 

Chinesische Investoren haben zwischen den Jahren 2010 und 2016 mehr als $30 Milliarden im Rahmen von rund 1.000 Finanzierungsgeschäften in den Startup-Bereich im Silicon Valley investiert. Mittlerweile hält China bereits einen Anteil in Höhe von knapp 11% an allen in den USA in diesem Bereich getätigten Venturekapital-Finanzierungen.

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