Unbezahlte Mieten – Zwangsräumungen bis Jahresende weiter ausgesetzt

Neben den zu beobachtenden Mietpreisrückgängen haben sich durch den wirtschaftlichen Lockdown finanziell schmerzlich getroffene Mieter auch nicht selten ganz einfach dazu entschieden, keine ausstehenden Mietzahlungen zu leisten. Befördert wird diese Handlungsweise durch eine Anordnung der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC, laut der potenzielle Zwangsräumungen bis Ende des laufenden Jahres suspendiert bleiben werden. 

Vermieter haben also kaum oder überhaupt keine Handhabe mehr, um zahlungsunwillige Mieter im aktuellen Umfeld vor die Tür zu setzen. Es besteht unter Experten allerdings auch kaum mehr ein Zweifel daran, dass viele Mieter – einschließlich Geschäften nachgehende Unternehmen – nicht mehr über jene finanziellen Mittel wie in der Vergangenheit verfügen, um ausstehende Mietzahlungen (in Gänze) zu leisten.

Das Ende ist noch nicht erreicht – nächste Immobilienkrise vor der Tür?

Es lässt sich also durchaus damit rechnen, dass hinsichtlich der Mietpreisentwicklung noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein wird. Auch das Wall Street Journal hat sich mit der allgemeinen Lage an Amerikas Mietmärkten auseinandergesetzt, um ganz offen die Frage zu stellen, ob der anhaltende Rückgang der Mietpreise letztendlich nicht zum Ausbruch einer neuen Immobilienkrise im Land führen könnte. 

Dabei bleibt bislang noch vollkommen unberücksichtigt, als wie schwerwiegend sich die nach einer Aufhebung der temporären Zwangsräumungssuspensionen durch staatliche Behörden entwickelnde Krise an den Miet- und Immobilienmärkten erweisen wird. Momentan gehen Branchenbeobachter von einem Auslaufen dieser Anordnungen im Januar des nächsten Jahres aus.

Studie der Fed: Mietschulden liegen noch 2020 bei 7,2 Milliarden US-Dollar

Wenn dieser Zeitpunkt da sein wird, werden sich Mieter im ganzen Land dazu verpflichtet sehen, deren sich über die letzten Monate auftürmenden Mietrückstände auf einen Schlag zu begleichen. Seitens der Federal Reserve Bank of Philadelphia wurde hierzu einen neue Studie publiziert.

Die Publikation der Studienautoren hat sich in erster Linie eingehend mit der aktuellen Lage unter Amerikas Arbeitslosen beschäftigt, um anhand der Ergebnisse zu schätzen, dass sich die insgesamt ausstehenden Mietschulden noch vor dem Ende des laufenden Jahres auf einen Betrag von 7,2 Milliarden US-Dollar belaufen könnten.

Moody´s: Betrag könnte um ein Zehnfaches höher liegen, weit mehr Personen betroffen zu Zeiten der Subprime-Krise

Die Ratingagentur Moody´s Investors Service geht noch einen Schritt weiter, um davor zu warnen, dass der Gesamtbetrag letzten Endes sogar zehn Mal höher – und somit bei siebzig Milliarden US-Dollar – liegen könnte, falls es nicht alsbald zur Verabschiedung eines neuen Fiskal- und Konjunkturstimulierungspakets durch den US-Kongress kommen sollte.

Schätzungen seitens Moody´s sehen vor, dass knapp dreizehn Millionen Amerikaner auf Mietaußenstände in Höhe von durchschnittlich 5.400 US-Dollar blicken. Obwohl sich selbst ein Betrag von siebzig Milliarden US-Dollar als winzig gegen jene1,3 Billionen US-Dollar ausnimmt, welche einst zu Zeiten der Finanz-, Banken- und Immobilienmarktkrise geplatzt waren und die damalige Subprime-Hypothekenkrise ins Rollen gebracht hatten, übersteigt die Anzahl der knapp dreizehn Millionen zahlungsrückständigen Amerikaner heute jene damals von einer Zwangsversteigerung betroffene Anzahl in Höhe von 3,8 Millionen Personen noch bei Weitem.

Afro-Amerikaner und Latinos in Kalifornien besonders betroffen

Zum selben Zeitpunkt lässt sich beobachten, dass die Immobilien- und Häuserpreise steigen, da die Stadtflucht in Richtung von Vororten und ländlichen Regionen sowohl an der Ost- als auch an der Westküste anhält. Dennoch darf ein springender Punkt keineswegs übersehen werden. Denn immerhin ein Viertel aller amerikanischen Miethaushalte mit Kindern blickt zurzeit auf nicht beglichene Mietaußen- und rückstände.

Laut aktueller Daten sähen sich Frauen und farbige Menschen deutlich stärker von dieser Entwicklung betroffen als Amerikaner weißer Hautfarbe. Die Wahrscheinlichkeit einer Zwangsräumung ins Auge zu blicken, läge danach unter Afro-Amerikanern und Latinos im Bundesstaat Kalifornien doppelt so hoch wie unter Einwohnern weißer Hautfarbe.

Entwicklungen könnten Konjunkturerholung merklich ausbremsen

Im Bericht des Wall Street Journals herrscht zumindest eine ordentliche Portion an Skepsis hinsichtlich der potenziellen Entwicklung vor, da die ausstehenden Mietschulden eine Höhe erreicht hätten, welche eine anhaltende Wirtschaftserholung stark ausbremsen könnten. Bei Moody´s werden die Dinge ähnlich gesehen, da hiervon betroffene Haushalte ihren Konsum im nächsten Jahr deutlich einschränken müssten, um Mietrückstände abzubezahlen.

Die breite Wirtschaft in den Vereinigten Staaten werde diese Entwicklung empfindlich zu spüren bekommen. Zu Beginn der Pandemie hatten viele amerikanische Haushalte zudem in einem noch höheren Ausmaß als schon zuvor auf eine Begleichung von Rechnungen mittels Kreditkarten gesetzt.

Nutzung von Kreditkarten zur Mietschuldzahlung springt drastisch an

Wie aus dem Papier der Federal Reserve Bank of Philadelphia hervorgeht, habe sich ein Einsatz von Kreditkarten zur Begleichung von Mietzahlungen im Frühjahr um mehr als siebzig Prozent erhöht. Und nach wie vor erwiesen sich diese Zahlen im Vergleich mit dem Vorjahr noch immer um durchschnittlich50 Prozent höher.

Letzten Endes warnen Experten/innen wie Kate Bulger - eine auf Immobilienschulden spezialisierte Finanzberaterin - davor, dass ausstehende Schulden nur von einer Ecke in die nächste verschoben würden. Kreditkarten zur Begleichung von wochen- oder gar monatelang ausstehenden Mietrückständen zu nutzen, werde zu keiner Aufhellung der allgemeinen Lage beitragen.

Die Anzahl der durch Bulger betreuten Klienten, die Mietzahlungen mittels Kreditkarten vorgenommen haben, sei laut ihrer eigenen Aussage explodiert. Die alles entscheidende Frage, die sich aus aktueller Sicht stelle, laute deshalb wie folgt: Wird die amerikanische Wirtschaft als nächstes explodieren?

„Was heißt das für mich konkret!?“

Konkret heißt das, dass wir bislang trotz der zeitlich anhaltenden Krise eigentlich noch nichts gesehen haben. Wirtschaftlich rollt nicht nur auf die Vereinigten Staaten, sondern auch auf die Länder der Europäischen Union eine Lawine zu. Durch staatliche Verordnungen ausgesetzte Insolvenzpflichten, Mietzahlungen, Zwangsversteigerungen, etc. kommen im Jahr 2021 erst noch auf unsere Wirtschaften zu. Je länger die Krise anhält, umso mehr vergrößert sich die Anzahl der Betroffenen. Man darf gewiss auf ein „besseres“ Jahr 2021 hoffen, allerdings nicht zu enttäuscht sein, falls sich die eigenen Hoffnungen bei aller dort draußen herrschenden Unsicherheit nicht erfüllen werden.

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