Denn Amerikas Unternehmen bekommen den globalen Handels- und Sonderzollkrieg inzwischen selbst empfindlich zu spüren. Die Existenz der über mehrere Jahrzehnte etablierten Wertschöpfungs- und Lieferketten steht zudem auf dem Spiel. 

US-Unternehmen mit Widerstand gegen das Weiße Haus

Spätestens seit der durch US-Präsident Donald Trump verursachten Mexiko-Krise hat sich der Wind im amerikanischen Unternehmenssektor gegen das Weiße Haus gedreht. Denn wirtschaftliche Erpressungsversuche zum neuen Status Quo zu erheben, um sich außenpolitische Konzessionen seitens Drittstaaten zu sichern, ließe die Unsicherheit in der Welt nicht nur weiter wachsen, sondern sei ferner auch ein völlig unvorhersehbarer Faktor aus Sicht amerikanischer Unternehmen, wie es hierzu heißt.

Große US-Unternehmensverbände hatten nach der Androhung einer Verhängung von Sonderzöllen gegen mexikanische Einfuhren gar die Einreichung einer gerichtlichen Klage gegen das Weiße Haus geprüft. Selbst nach einer Entschärfung der Situation glauben viele US-Unternehmensführungen nicht daran, dass es hierbei bleiben wird.

Mögliche neue US-Sonderzölle machen langfristige Investitionsentscheidungen in Mexiko schwieriger

Allzu schnell könnte das Thema einer Verhängung von US-Sonderzöllen gegen Produktimporte aus Mexiko abermals auf den Tisch kommen, wenn es auch nur zu kleinsten Verstimmungen im Weißen Haus über die verfolgten Politleitlinien des südlichen Nachbarn kommen sollte. In einem solch unsicheren Umfeld fällt es schwer, langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen.

Eine Reihe von amerikanischen Unternehmensverbänden äußert sich darüber hinaus unzufrieden mit den Versuchen Trumps und des Weißen Hauses, die Migrationskrise an der Südgrenze der Vereinigten Staaten in den Griff zu bekommen.

Widerstand in der eigenen Partei wächst – Kritik an Trumps Zollpolitik

In der ersten Hälfte des Jahres 2018 die eigene Zufriedenheit über Donald Trumps Steuerreform und Aufweichung von Umweltregulierungen in den USA preisend, haben sich die Dinge und Ansichten seit Verschärfung des globalen Handelskriegs geändert. In der republikanischen Partei selbst mehren sich die Stimmen, die Trumps Zollpolitik als verrückt bezeichnen, und die hierin eine Beschädigung freier Märkte erkennen.

Vielleicht ist es aus diesem Blickwinkel kaum verwunderlich, dass ein durch die Koch-Brüder angeführtes Industrienetzwerk die Gründung von mehreren politischen Aktionskomitees angekündigt hat, die sich auf den Schutz freier Märkte und den Freihandel fokussieren werden. Laut des Netzwerks würden alle republikanischen und demokratischen Parteimitglieder gefördert, die mit Trumps Handelspolitik brächen.

Unterstützung für Trump bröckelt – Erste Wirtschaftsverbände könnten im kommenden Wahljahr die Demokraten unterstützen

Wie in einem vorherigen Bericht zu diesem Thema ausgeführt, fällt die Handelspolitik des Weißen Hauses auch bei der US-Handelskammer alles andere als auf fruchtbaren Boden. Vielmehr hat sich die Institution schon seit einiger Zeit vom Flip Flop Donald Trumps in Handelsangelegenheiten distanziert, was auch auf deren Webseite offen verlautbart wird.

Im Zuge der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 sah dies noch ganz anders aus, als die US-Handelskammer den Republikanern knapp $30 Millionen in Form von Spenden zukommen ließ, um die Wahlen für sich zu entscheiden. Dass sich der Wind gedreht hat, zeigt die Ankündigung der US-Handelskammer, dass eine potenzielle Unterstützung der Demokraten im Wahljahr 2020 im Bereich des Möglichen läge.

Dass sich einflussreiche Wirtschaftsverbände und Lobbygruppen von den Republikanern abzuwenden beginnen, könnte durchaus einen Unterschied im Wahljahr 2020 machen. Trumps Zollanhebungsenthusiasmus ist indes auf dem besten Weg dazu, alles einzureißen, was die Republikaner in Bezug auf den globalen Welthandel über die letzten Jahrzehnte aufgebaut hatten.  

   

Grafik einer Präsentation des Kapitalverwalters DoubleLine entnommen

   

Sonderzölle führen zu Margenrückgängen bei amerikanischen Unternehmen sowie Preissteigerungen bei Verbrauchern

Nochmals sei an dieser Stelle gesagt, dass Amerikas Importeure die durch Washington erhobenen US-Sonderzölle bezahlen, um diese hernach auf die heimischen Verbraucher abzuwälzen – solange dies überhaupt noch möglich sein wird.

Wie zuvor berichtet, sehen sich insbesondere Kleinunternehmen in den USA vielerorts schon nicht mehr dazu in der Lage, die höheren Kosten in Gänze an die eigenen Kunden weiter zu reichen. Folge sind Margenrückgänge unter den betroffenen Unternehmen.

In vielerlei Bereichen der amerikanischen Wirtschaft lässt sich ein Nachfragerückgang beobachten, der direkt in Verbindung mit den durch das Weiße Haus verhängten US-Sonderzöllen stehen dürfte.

Zölle eine Gefahr für US-Wirtschaft – Etablierte Handelsbeziehungen stehen auf dem Spiel

Myron Brilliant, Chef für Internationale Angelegenheiten bei der US-Handelskammer, warnte gegenüber dem Sender CNBC kürzlich davor, dass sich der Gebrauch von Zöllen als Waffe als ernsthafte Bedrohung für die US-Wirtschaft erweise und zudem über Jahrzehnte etablierte Handelsbeziehungen mit Partnernationen auf Spiel gesetzt würden.

Trump antwortete hierauf, der Ansicht zu sein, dass Myron Brilliant nicht so brilliant sei. Hochmut kommt vor dem Fall, wie wir wissen, weshalb Trump momentan gut aufpassen sollte, es sich mit amerikanischen Business Community nicht vollends zu verscherzen. Denn die nächsten Präsidentschaftswahlen stehen im November 2020 an.

   

Grafik einer Präsentation von PIIE entnommen

   

US-Kongress prüft neue Initiative, um sich die Gesetzeshoheit in Handelsangelegenheiten zurückzuholen

Der ausgewiesene China-Experte und ehemalige Präsident der US-Handelskammer in China, James McGregor, gab kürzlich gegenüber Intelligencer zum Besten, Trump sei der Ansicht, dass Amerika die Macht besäße, um China wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. Angestrebt würden durch das Weiße Haus in diesem Zuge weitläufige Systemänderungen in China, die McGregor wie folgt kommentierte: Viel Glück dabei.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird sich Trump auch an seinen hehren Zielen einer Wiederansiedlung der Industrie im eigenen Land messen lassen müssen. Davon lässt sich – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – bislang nämlich noch nicht allzu viel in den USA erkennen. Momentan wird im US-Kongress darüber nachgedacht, sich die Gesetzeshoheit über Handelsangelegenheiten wieder zurückzuholen.

Denn die Trump-Regierung stützt sich weitläufig auf den im Jahr 1962 verabschiedeten Paragraph 232, um Sonderzölle aufgrund einer Bedrohung für die Nationale Sicherheit des Landes zu verhängen. Aus diesem Grund wird eine unter beiden Parteien erwogene Gesetzesinitiative diskutiert, mittels welcher sich der US-Kongress die Oberhoheit über Handelsfragen zukünftig vom Weißen Haus zurückholen möchte.

Sollte es zu einer Verhängung von zusätzlichen US-Sonderzöllen auf chinesische Produkteinfuhren in einem Volumen von $300 Milliarden kommen, könnten Trump eine ganze Reihe von eigenen Parteimitgliedern abspenstig werden. Denn in diesem Fall würden Amerikas Verbraucher teils deutlich tiefer ins Portemonnaie greifen müssen, um Güter und Produkte des alltäglichen Gebrauchs zu erwerben.

    

Grafik einer Präsentation von PIIE entnommen

   

Eskalierender Handelskrieg dürfte laut WTO zu einem Einbruch des Welthandels um 17 Prozent führen

Die durch Trump für den Moment auf Halde gelegten Autozölle auf Einfuhren aus der Europäischen Union und Japan hat außerhalb des Weißen Hauses in den Vereinigten Staaten überhaupt keine Anhänger. Im Gegenteil müsste mit teils heftigem Widerstand seitens Gesetzgebern und Wirtschaftsverbänden in der Heimat gerechnet werden.

Bei der Welthandelsorganisation (WTO) wird im Falle eines weiter eskalierenden Handelskriegs zwischen den USA und China davon ausgegangen, dass der Welthandel vom aktuellen Niveau um weiter 17 Prozent einbrechen wird. Die Berechnungen der WTO zeigen, dass ein solcher Einbruch mit dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 kompatibel wäre.

Welthandel im Abschwung – Stärkster Rückgang im Welthandel seit über 10 Jahren

Laut WTO resultiere der Synchronabschwung im Welthandel auf wachsenden und beständig zunehmenden Maßnahmen des Protektionismus. Die schiere Größe der bislang zwischen den USA und China gegenseitig verhängten Sonderzölle sei dabei, die Weltwirtschaft und den Welthandel aus den Angeln zu heben.

Zwischen Herbst 2017 und Herbst 2018 hätten die bis dahin ergriffenen Maßnahmen den globalen Handel laut WTO in einem Volumen von knapp $90 Milliarden belastet. Hierbei handelt es sich um eine Versiebenfachung gegenüber dem Vorjahr, wobei die jüngst verabschiedeten Zollanhebungen noch nicht einmal inkludiert sind.

Auf Basis von aktuellen Daten haben sich die globalen Einfuhren von Kapitalgütern im ersten Quartal 2019 um drei Prozent ermäßigt. Dies entspricht dem niedrigsten Niveau seit mehr als drei Jahren, was dafür spricht, dass die Weltwirtschaft gerade nach unten driftet. Vielerorts stagniert oder taumelt der Ausstoß im produzierenden Gewerbe nach unten, was nicht nur für China, sondern auch Nationen wie Großbritannien gilt.

Laut WTO habe das Wachstum im Welthandel im Jahr 2017 noch 4,6% betragen, um nun auf 3% zu sinken. Im vierten Quartal 2018 sei ein so starker Rückgang wie seit mehr als einer Dekade nicht mehr erfolgt.

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