Am vergangenen Freitag hat das Bureau of Economic Analysis (BEA) die BIP Zahlen für das zweite Quartal und Revisionen für die vorherigen Quartale vorgestellt. Mit einer enttäuschenden Wachstumsrate von nur 1,2% blieb das BIP des zweiten Quartals weit hinter den zuvor von vielen erwarteten 2,5% zurück. Gleichzeitig ist das momentane durchschnittliche Einjahres-Wachstum um die gleichen 1,2% gestiegen, womit die auf Jahresbasis gerechnete Wachstumsrate ist zum fünften Mal gesunken ist - genau wie in den letzten vier Quartalen.

Die aktuellen Daten, die ein klar stagnierendes BIP nahelegen, haben kaum Aufmerksamkeit von den Märkten und Medien erhalten. Wir, als Berater von Menschen, die Vermögen verwalten, glauben jedoch, dass diese Daten von großer Wichtigkeit sind, ungeachtet der Meinung anderer. Deshalb stellen wir im Folgenden einen Kontext zu diesen Zahlen bereit, der ermöglicht, ihre Bedeutung zu begreifen.

Die untenstehende Grafik zeigt das durchschnittliche jährliche Wachstum des BIP auf vierteljährlicher Grundlage seit 1948. Die blau schattierten Bereiche in der Grafik deuten jeweils auf eine Periode hin, die das National Bureau of Economic Research (NBER) als rezessiv einschätzte, die rote Linie stellt die aktuelle BIP Wachstumsrate von 1,2% dar und ermöglicht so einen Vergleich mit den Wachstumsraten in den vergangenen Jahrzehnten.

Vier wichtige Punkte können hier festgehalten werden:

  • Alle Rezessionen seit 1948 begannen mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate, die über der momentanen Wachstumsrate von 1,2% lag.
  • Es gab bisher nur drei Fälle, in denen die Wachstumsrate auf Jahresbasis niedrigerer war als im Moment und keine Rezession folgte. In den aktuellsten Fällen (2011/2012) wurde schwaches Wachstum mit mehreren Runden außerordentlicher Stimulationsmaßnahmen in Form von quantitativen Lockerungen (quantitative easing,QE) bekämpft.
  • In nur 18% der Quartale seit 1948 wurden Wachstumsraten gemessen, die unter der momentanen Rate von 1,2% lagen.
  • Von diesen 18% sind 94% der Wachstumsraten während oder innerhalb eines rezessiven Quartals verzeichnet worden.

Ausgehend von der jüngeren Geschichte könnte man sich dazu entscheiden, weiterhin einen aggressiven Standpunkt bezüglich Dividendenpapieren und anderen risikoreichen Anlagen beizubehalten, und von erneuten Stimulierungsmaßnahmen der US-Notenbank auszugehen. Man sollte sich jedoch in Erinnerung rufen, dass es einen großen Unterschied zwischen dem Punkt, an dem wir jetzt angelangt sind, und den zwei vorherigen Perioden gibt: die Position der Notenbank bewegt sich zum jetzigen Zeitpunkt viel stärker als zuvor auf Zinssatzerhöhungen zu.

Auch wenn die Renditen niedrig sind sollten sich Aktienanleger eher defensiv verhalten und – vor allem im Lichte der jüngsten Zahlen – sehr wachsam und besorgt bleiben. Als Erinnerung oder Mahnung diesbezüglich kann der folgende Auszug (und Grafik) aus dem im April 2016 veröffentlichten „Dear Prudence“ verstanden werden:

 

„Die Möglichkeit einer Rezession in Zeiten, in denen die Bewertung von Dividendenpapieren sich extrem gestaltet, ist höchst besorgniserregend. Seit 1929 gab es 14 Rezessionen. Alle bis auf eine Rezession, im Jahr 1945, fielen zusammen mit einer Periode negativer Renditen für Aktien. In diesen Daten auch enthalten sind, wie die untenstehende Grafik zeigt, Perioden in denen Aktien sowohl deutlich unter-, als auch extrem überbewerteten waren.“ (Daten und Grafik: Doug Short)

 

 

720 Global geht nicht von einem sofortigen Ausverkauf an den Aktienmärkten aus. Tatsächlich wird der Markt eventuell noch weiter steigen – unabhängig von den hier genannten Daten, sinkenden Löhnen und früheren Präzedenzfällen. Dennoch haben sich Perioden mit ähnlichen Charakteristika – extreme Bewertung von Aktien gekoppelt mit einer schwachen Konjunktur – schon oft als letztendlich desaströs für Investoren herausgestellt. Die Menschen, die den Wohlstand anderer und für andere verwalten, sollten sich der Implikationen der momentanen Stagnation der Wirtschaft bewusst sein.


 

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von http://www.valuewalk.com für Cashkurs übersetzt. Den Originalbeitrag finden Sie in englischer Sprache unter http://www.valuewalk.com/2016/08/another-warning-in-the-gdp-datahttp://www.valuewalk.com/2016/08/another-warning-in-the-gdp-data.

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