Mit der Blackstone Group ist einer der größten Kapitalinvestmentfirmen tatsächlich auf den Trichter gekommen, dass das globale Finanzsystem auf eine Weise kreditgehebelt ist, wie es in der Geschichte seines Gleichen sucht. Hat lange gedauert, denn die Risiken, die dadurch an den Finanzmärken entstehen spotten jeder Beschreibung. Wir befänden uns inmitten einer Kreditblase von epischen Ausmaßen, wie Joe Baratta, Chef der Private Equity Sparte bei Blackstone, in der vergangenen Woche auf einer New Yorker Analystenkonferenz erklärte.

Ausdruck fände diese Beobachtung laut Baratta zum Beispiel in der Zinsentwicklung an den Junkbondmärkten, die nach wie vor nahe ihrer Rekordtiefs notierten. In seiner gesamten Karriere habe er (Baratta) etwas Vergleichbares noch nicht erlebt. Zwar sei man bei Blackstone mit Blick auf die absehbare Entwicklung der US-Wirtschaft recht zuversichtlich. Allerdings hätten sich die Bewertungen an den Aktienmärkten in Relation zu den zukünftigen Wachstumsaussichten der Wirtschaft auf dem aktuellen Niveau schon sehr weit von den Fundamentaldaten entfernt. Hinzu komme, dass sich die Vereinigten Staaten einer ganzen Reihe von Problemen ausgesetzt sähen, mit denen Gegenwind verbunden sei.

Auf absehbare Zeit sei zu erwarten, dass das Wachstum nicht aus einer Spanne von 1% bis maximal 3% ausbrechen werde. Die zu hohen Bewertungen der meisten US-Unternehmen erschwere es diesen Firmen weiter zu wachsen. Investoren blendeten die hohen Risiken aus, die mit diesen Bewertungen verbunden seien. Denn es zeichne sich ab, dass die Kurs/Gewinn Verhältnisse aufgrund sinkender Profite über einen längeren Zeitraum sinken könnten. Die Finanzmärkte hebelten heutzutage nicht nur das erwartete BIP-Wachstum der USA in einer gefährlich hohen Weise.

Vielmehr gingen die größten Risiken von einer nachhaltigen Trendwende an der Zinsfront der Bondmärkte, einem deutlichen Sprung zwischen einzelnen Zinsdifferenzen sowie dem mit viel zu viel Fremdkapital finanzierten Unternehmenssektor aus. Irgendwann werde dieser Moment kommen, auf den viel zu wenig Investoren tatsächlich vorbereitet seien. Gestern publizierte das US-Finanzministerium eine neue Studie, nach der globale Kapitalverwalter zu einer bedeutsamen Bedrohung für die Stabilität des amerikanischen Finanzsystem heranreifen könnten.   

Begründet wurde diese Sichtweise insbesondere aufgrund des Herdenverhaltens unter den meisten Kapitalmarktteilnehmern. Dies gelte vor allem vor dem Hintergrund der anhaltenden Jagd nach hohen Renditen, die immer mehr Anlage- und Kapitalverwalter in hoch riskante Vermögenswerte bei gleichzeitig übergroßer Fremdkapitalfinanzierung trieben. Dazu zählen neben Blackstone auch Unternehmen wie Vanguard, Templeton oder BlackRock.

Diese Player trügen nicht nur dazu bei, die Bewertungen verschiedenster Vermögens- und Anlageklassen aufzupumpen, sondern steigerten auch die Volatilität an den Märkten, wenn es plötzlich zu Schocks kommen sollte. Denn dann rennt plötzlich alles und jeder auch gemeinsam dem zu kleinen Ausgang entgegen. Resultat sind starke Preisabschwünge und viele Investoren, die sich in diesem Run eine blutige Nase holen. Laut US-Finanzministerium erwüchsen daraus unabsehbare Risiken für die heimischen Finanzmärkte, die nicht durch Banken, sondern durch diese Kapitalverwalter ausgelöst werden könnten.

Banken und Finanzinstitute wären natürlich insofern betroffen, als dass sie oftmals als Kreditgeber für Hedgefonds und andere Kapitalverwalter fungieren. Wie so genannte Margin Calls Preisabschwünge potenzieren können, haben wir vor allem in den Jahren seit Ausbruch der Finanzkrise gelernt. Diese Erkenntnisse führen nun natürlich direkt zu der Frage, ob die genannten Player zukünftig nicht als systemrelevant einzustufen seien. Darauf musste man eigentlich nur noch warten, dass Blackstone und Co. auch noch mit dem Backing der Steuerzahler aufs Geratewohl an diesen Märkten zocken können.

Gleichzeitig würden diese Player dann auch der Aufsicht durch die Federal Reserve unterstellt, die seit der Verabschiedung der US-Finanzmarktreform nach Dodd/Frank und deren Umsetzung für diese Finanzmarktteilnehmer zuständig ist. Wenn es nicht so haarsträubend irre wäre, müsste man eigentlich darüber lachen. Denn gerade die Fed, deren seit Jahren anhaltende Nullzinspolitik und deren QE-Programme haben doch erst überhaupt zu dieser gefährlichen Situation beigetragen.

Großbanken und Player dieser Art der Aufsicht durch die Federal Reserve zu unterstellen, gleicht eigentlich nichts anderem, als den Teufel mit dem Beelzebub austreiben zu wollen. 

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"