Seine Regierung und sein Land als permanentes Opfer im selbst vom Zaun gebrochenen Handelskrieg mit China inszenierend, kündigte Trump gestern an, die Zölle auf Warenimporte aus China im Hinblick auf die noch unbesteuerten US-Einfuhren in einem Gesamtvolumen von 300 Milliarden US-Dollar ab dem 1. September mit einem Zoll von zehn Prozent zu belegen.

Nun, aus Perspektive der erst wenige Tage zuvor erneut kollabierten Handelsgespräche lässt sich diese Reaktion vielleicht noch verstehen. Tatsache ist, dass Amerikas Güterimporteuren – anders als im letzten Jahr – keine ausreichende Zeit mehr bleiben wird, um ihre Lagerhäuser vor Inkrafttreten der neuen Sonderzölle aufzufüllen.

Sie erinnern sich, seit Anbeginn des globalen Handelskriegs meinerseits die persönliche Ansicht vertreten zu haben, dass China das Knie vor den Vereinigten Staaten nicht beugen würde, sondern sich – im Gegenteil – auf einen harten Kampf einlassen würde, falls es soweit kommen sollte.

Ich hatte Ihnen diese Mutmaßungen unter anderem anhand von kulturellen Unterschieden und der Sichtweise der Chinesen, die ich anhand von zahlreichen Reiseerfahrungen eingehender kennengelernt habe, näherzubringen versucht.

Folgerichtig spitzt sich die Situation in der Welt in beschleunigtem Tempo zu. Längst schon sehen sich internationale Handelszentren wie Singapur, die Vereinigten Arabischen Emirate, Südkorea, Japan, Indien oder die Europäische Union schwerwiegend durch den anhaltenden Disput zwischen den USA und China betroffen.

Bevor sich die Lage bessert, wird es jedoch wohl noch schlimmer kommen müssen. Denn es ist auch lange schon ein offenes Geheimnis, dass Trump und das Weiße Haus mit dem Öffnen einer neuen Front im Zoll- und Währungskrieg liebäugeln, in deren Zentrum sich dann die Europäische Union befinden würde.

Warten wir vorerst einmal ab, ob es im Rahmen der September-Zinssitzung der Europäischen Zentralbank tatsächlich zu einer Zinssenkung samt Ankündigung zu einer Wiederaufnahme von QE durch die EZB kommen wird. Falls dem so sein sollte, dürfte es im Weißen Haus vor Wut kein Halten mehr geben.

Kommen wir zurück zum Handelsdefizit der USA mit China. Hatte es zu Jahresbeginn noch so ausgesehen, als ob sich dieses bilaterale Handelsdefizit nach Erhebung erster Sonderzölle in den USA mit einem Gesamtvolumen von 250 Milliarden US-Dollar ein wenig schließen würde, so kann hiervon mit Blick auf die letzten Monate keine Rede mehr sein.

Trotz des in der Zwischenzeit eskalierenden Handelskriegs ist das Handelsdefizit der USA in Relation zu China über die letzten drei Monate wieder (teils deutlich) geklettert. Tatsache ist, dass diese Entwicklung dem US-Präsident rund ein Jahr vor der nächsten Präsidentschaftswahl in den USA kein gutes wirtschaftspolitisches Zeugnis ausstellt. War es nicht erklärtes Ziel des Weißen Hauses, eine Renaissance des amerikanischen Industriewesens zu initiieren?!!

Nach bisheriger Amtszeit Trumps lässt sich davon nicht viel bis überhaupt nichts erkennen. Um diese Sichtweise zu untermauern, werden wir abschließend zu diesem Bericht auch noch einen gemeinsamen Blick auf die gestern veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für das produzierende Gewerbe in den USA werfen. Doch dazu später mehr.

Auch im Monat Juni hat sich das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten mit China moderat ausgeweitet. In diesem Zuge wurde allerdings ein neues Fünf-Monats-Hoch erreicht. Bloomberg hat hierzu einige Daten aufbereitet, um sich einmal ein genaueres Bild über den Erfolg und Misserfolg der Trump´schen Handels- und Zollpolitik machen zu können.

Danach lag Amerikas Handelsdefizit in den ersten sechs Monaten des Vorjahres bei 200,4 Milliarden US-Dollar. Trotz der seit September letzten Jahres in Kraft getretenen Sonderzölle auf im Reich der Mitte produzierte Einfuhrgüter hat sich dieses Handelsdefizit im 1. Halbjahr 2019 nur geringfügig auf 179,8 Milliarden US-Dollar verringert.

Gleichzeitig haben sich die Ausfuhren der Vereinigten Staaten nach China im laufenden Jahr um 18,1 Prozent reduziert. Allein diese US-Exportdaten legen Zeugnis darüber ab, auf welch selbstbewusste Weise Peking sich den Forderungen Washingtons nach einer Steigerung von amerikanischen Agrargütereinfuhren widersetzt.

Und nun abschließend ein Blick auf die gestern veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für das produzierende Gewerbe in den USA. Während die Einkaufsmanagerindizes hinsichtlich Europa, China und Japan allesamt eine Schrumpfung der Aktivitäten indizieren, ist der US-Einkaufsmanagerindex für das Industriegewerbe auf sein niedrigstes Niveau seit Herbst 2009 (laut Markit-PMI von 50,6 auf 50,4 Punkte) gesunken.

    

     

Der ISM Manufacturing Index notiert nun bei 51,2 Punkten, womit beide Barometer auf eine bevorstehende Schrumpfung der Industrieaktivitäten in den USA hindeuten. Mit „der besten aller Wirtschaften in der Geschichte der USA“, die sich Trump öffentlichkeitswirksam so gerne auf die eigenen Fahnen schreibt, hat dies in der Realität nichts zu tun.

Das Industriegewerbe vereint in den USA zwar gerade noch einen Anteil von elf Prozent an den Gesamtaktivitäten der amerikanischen Wirtschaft auf sich. Nebenbei gesagt, sprechen auch diese Zahlen alles andere als für ein stattfindendes Industrie-Renaissancewunder in den USA.

Trotz allem beginnt sich abzuzeichnen, dass die sich intensivierende Schwäche in der US-Industrie längst schon auch übergesprungen ist auf den US-Dienstleistungssektor, nachdem sich die Investitionen in der US-Industrie reduziert haben, was in diesem Sektor zu einem sich verstärkenden Arbeitsplatzabbau geführt hat.

     

     

Somit sinkt in der Folge auch die Nachfrage nach Dienstleistungen. Hierauf deutet unter anderem der PMI-Subindex zur Beschäftigung im produzierenden Gewerbe hin, der erstmals seit dem Jahr 2013 geschrumpft ist. Gleichzeitig sind die Produktionserwartungen unter den Industrieunternehmen auf ein Rekordtief gesunken.

Befragt nach der heimischen Preisentwicklung, teilte eine Mehrheit der Unternehmen mit, dass die Preise aufgrund der durch die US-Regierung verhängten Sonderzölle am Klettern sind. Und auch in diesem Punkt bestätigt sich meine vor mehreren Wochen bereits angestellte Vermutung zu tendenziell kletternden Preisen in den USA:

Gehen Sie nicht davon aus, dass die Statistiktrickser in Washington diese Preisanstiege im offiziellen Verbraucherpreisindex (CPI) nachbilden werden. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, würde sich die Fed doch somit zu weiteren Zinsanhebungen – und nicht zu Zinssenkungen – gezwungen sehen.

Ich wünsche allen Lesern ein schönes und erholsames Wochenende!

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