Neue Daten gibt es von der Produktivitätsfront in den Vereinigten Staaten. Aus Sicht der US-Regierung dürfte es im Angesicht der aktuellen Datenlage zu Schluckauf gekommen sein. Vielleicht aber auch nicht, da US-Präsident Donald Trump in diesen Tagen zu beschäftigt und fokussiert darauf zu sein scheint, die neuen Höchstände an den Aktienmärkten anzupreisen.

Auf einem Auge beobachtend, auf dem anderen Auge blind. Ungefähr auf diese Weise lassen sich die Dinge mit Blick auf die Washingtoner Gemütslage in diesen Tagen beschreiben. Es war unter anderem der ehemalige Fed-Vorsitzende Alan Greenspan, der über den Verlauf der vergangenen Jahre mehrfach vor einer zu geringen Produktivität in den USA gewarnt hatte.

Produktivität sinkt erstmals seit vier Jahren

Im dritten Quartal haben sich Greenspans dunkle Vorahnungen bestätigt, nachdem sich die Produktivität in den Vereinigten Staaten erstmals seit vier Jahren als rückläufig erwiesen hat. Noch zu Beginn dieses Jahres sah es hingegen ganz danach aus, als ob die Produktiviät in den USA steigen würde – was sich im Rückspiegel der Ereignisse betrachtet als bloße temporäre Schimäre erwiesen hat.

So reduzierte sich der Ausstoß / die Produktion pto Stunde unter den Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im dritten Quartal auf annualisierter Basis um 0,3 Prozent. Analysten und Ökonomen wurden allesamt auf dem falschen Fuß erwischt, da die Konsensschätzungen bei einem Anstieg von 0,9 Prozent gelegen hatten.

   

    

Aus dem Bericht des Arbeitsministeriums geht hervor, dass der Produktivitätsrückgang aus einem Anstieg der Produktion in Höhe von 2,1 Prozent in Relation zu einem Anstieg der gearbeiteten Stunden in Höhe von 2,4 Prozent resultiert. Im Vergleich mit dem Vorjahr legte die Produktivität um 1,4 Prozent zu.

Die Enzyklopädie Wikipedia weiß zur Produktivität zu berichten, dass der Produktivitätszuwachs bei gegebenem Kapital und Beschäftigung zum Wachstum einer Volkswirtschaft führt. Der Wohlstand einer Gesellschaft und der Lebensstandard der Bevölkerung steigen. Zudem hebt er das Produktionsniveau, welches beeinflusst, wie viel in einer Volkswirtschaft gespart und investiert wird.

Ein Warnschuss für Trump!

Fazit: Dass sich die Produktivität in den USA im dritten Quartal erstmals seit dem Jahr 2015 als rückläufig erwiesen hat, muss durch das Weiße Haus als Warnschuss vor dem Beginn des Präsidentschaftswahljahrs interpretiert werden. Ich werde die Entwicklung für Sie weiter im Auge behalten.

Des Weiteren möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf aktuell eingehende Stimmungsindikatoren aus den USA lenken. Während das Sentiment im Unternehmenssektor schon seit einiger Zeit seinen einst ausgebildeten Allzeittiefs entgegenstrebt, herrschte im Verbraucherbereich bisher eine gänzlich gegenläufige Situation vor.

    

    

Miese Stimmung bei den Verbrauchern

Daran scheint sich gerade etwas zu ändern. Denn der durch Bloomberg berechnete Consumer Comfort Index sackte in der vergangenen Woche von 61,0 Punkten auf 59,1 Punkte ab. Dies entsprach gleichzeitig auch dem niedrigsten Wert seit März dieses Jahres. Interessant ist, dass sich die persönlichen Zukunftseinschätzungen, finanziellen Einschätzungen wie auch die Ausgabefreudigkeit unter den befragten Verbrauchern allesamt reduziert haben.

Die Einschätzungen zu den persönlichen Finanzen litten unter dem stärksten Abschwung und sind gar auf den niedrigsten Stand seit Januar dieses Jahres gesunken. Ein Blick auf den nachfolgenden Bloomberg-Chart, der die Entwicklung des Dow Jones Index in Relation zu der Verbraucherstimmung setzt, zeigt eine deutliche Divergenz auf.

    

    

Fazit

Die Daten, die ich Ihnen heute präsentiert habe, reihen sich nahtlos ein in eine Phalanx von Zahlen und Indikatoren aus der Realwirtschaft, die mit der Entwicklung an den Börsen in den USA überhaupt nichts mehr zu tun haben und von Kongruenz ebenso weit entfernt sind wie die Erde vom Mond.

QE-Aktivitäten und Zinssenkungen der Notenbanken treiben abermals die Kurse an den Börsen, ohne dass die Realwirtschaft mit der Entwicklung an Börsen und Finanzmärkten noch mithalten könnten. Ob ein womögliches Teilabkommen zwischen den USA und China daran etwas zu ändern in der Lage wäre, bleibt abzuwarten.

Während sich die sinkende Produktivität in den USA als Warnschuss interpretieren lässt, bestätigt die nun erstmals deutlich sinkende Verbraucherstimmung, dass es sich hierbei in Relation zur Stimmung im Unternehmenssektor um einen nachlaufenden Indikator handelt, der mit zeitlicher Verzögerung auf Veränderungen in den Unternehmen selbst reagiert.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Nicht selten erreichte die Verbraucherstimmung vor dem Einsetzen von Rezessionen in den USA Höchstwerte, während sich die Stimmung im Unternehmenssektor schon lange zuvor im Keller befand. Kostensenkungsprogramme, Entlassungsankündigungen und Jobverlust vollziehen sich mit einer zeitlichen Verzögerung, weshalb die Verbraucherstimmung in den nächsten Wochen und Monaten im Auge behalten werden sollte. Immerhin hängt Amerikas Wirtschaft zu 70 % vom Konsum ab.

Falls der Konsummotor bei rückläufiger Produktivität ins Stocken geraten sollte, könnte das Jahr 2020 zu einem weit turbulenteren Wirtschafts-, Börsen- und Wahljahr werden, als es sich viele Kommentatoren an den Finanzmärkten momentan vorzustellen vermögen! Die Vorsicht gebietenden Warnsignale werden lauter und es gilt, weiter wachsam die Entwicklungen zu beobachten.

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