Die gestern gemeldeten Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter (-3,4% zzgl. einer Dezember-Revision auf -2,1%) erwiesen sich – neben niederschmetternden Firmenausblicken wie demjenigen von Caterpillar – vielleicht als Weckruf dafür, wie es tatsächlich um die US-Wirtschaft bestellt ist. Große Gefahr droht auch an einer ganz anderen Front, nämlich an der Devisenmarktfront. „King Dollar“ macht seinem Namen momentan alle Ehre und wertet im Vergleich mit fast jeder anderen Papierwährung drastisch auf. Das US-Abkopplungsmärchen, das uns von den üblichen Verdächtigen Tag ein Tag aus erzählt wird, ist dabei, sich gerade in Luft aufzulösen!

Über den katastrophalen Ausblick des global aktiven Logistikdienstleisters United Parcel Service (UPS) hatte ich vor einigen Tagen bereits berichtet. Im gestrigen Handel sorgten – neben grottenschlechten und unter allen Erwartungen liegende Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter – diverse Unternehmensaussagen für einen 300-Punkte-Sturz im Dow Jones Index.

Desaströse Zahlen

Man fragt sich, ob manche Marktakteure gerade am Aufwachen sind, die den Cheerleadern ihre Märchengeschichten über eine „robuste US-Wirtschaft“ vielleicht allzu lange geglaubt haben mögen. Als desaströs erwiesen sich nicht nur die Zahlen, sondern vor allem auch der Ausblick des weltweit größten Baumaschinenherstellers Caterpillar, der am Finanzmarkt als Gradmesser für die globale Wirtschaftsentwicklung wahrgenommen wird.

Die Idee von einer Abkopplung der US-Wirtschaft ist ebenso grotesk wie die damals stets wiederholten und immer wieder propagierten Märchen einer Abkopplung Chinas und der BRICS-Länder von den Ereignissen in den Jahren 2007-2009. Zusätzlich zum Energiesektor, der die Gewinnentwicklung vieler Unternehmen nach dem heftigen Ölpreiseinbruch stark belastet, werden die in Übersee vermeldeten Resultate dazu beitragen, die Probleme an den Weltmärkten zu verschärfen.

Es gibt noch immer grenzenlose Optimisten, die der Ansicht sind, dass all diese Ausblicke der US-Wirtschaft nicht viel anhaben können. Da heißt es dann unter anderem, dass Amerikas Wirtschaft nicht sonderlich stark von den Verkäufen im Ausland abhängig sei. Die Exporte trügen gerade einmal etwas über 10% zum BIP bei, während die Verbraucherausgaben einen Beitrag von mehr als 70% leisteten.

Blauäugig bis zum Schluss

Wenn wirtschaftliche Schwäche in Übersee auch nicht gut für die US-Wirtschaft, den Exportsektor und Konzerne wie Caterpillar sei, fände sich darin nichts Beunruhigendes, worüber sich die amerikanischen Arbeitnehmer Gedanken machen müssten. Weiter heißt es, dass ein starkes Jobwachstum, ein zunehmendes Wirtschaftswachstum, geringe Energiepreise und eine niedrige Inflation 2015 zum bislang stärksten Erholungsjahr für die US-Wirtschaft avancieren lassen sollten.

Interessant ist es, einmal ein wenig detaillierter in die Zahlen von Caterpillar einzusteigen. Wer sich das Verkaufsvolumen unter den Caterpillar-Händlern anschaut, erkennt, dass die Mär von einer Abkopplung der US-Wirtschaft keinerlei Sinn ergibt. Vielmehr wird einem bewusst, auf welche Weise die globale Ökonomie heutzutage miteinander vernetzt ist.

Das Märchen einer Abkopplung Chinas und der BRICS-Länder vom amerikanischen Häuserbust im Jahr 2008 hatte letztendlich nur solange Bestande, bis die Investmentbank Lehman Brothers Schockwellen durch das internationale Finanzsystem aussendete, worauf ein weltweiter Kollaps der Wirtschaftsaktivitäten folgte. Wenn es nach diesem Kollaps überhaupt jemals eine „echte“ und „nachhaltige“ Erholung der globalen Ökonomie gegeben haben sollte, und man Caterpillar als Aushängeschild für produktive Investitionen erachtet, so lässt sich der Ausblick auf die absehbare Zukunft gewiss nicht als sonderlich erbaulich bezeichnen.

Es ist nicht nur so, dass Europa ein weiteres Mal vor dem Sturz in eine Rezession oder eine sich in vielen Fällen verhärtende Depression steht, sondern dass sich auch gleichzeitig die geplanten CAPEX-Investitionen in den USA auf einem neuen Tief befinden. Komisch, nicht? Hatten uns manche Protagonisten nicht vor drei, vor zwei und selbst vor einem Jahr noch erzählen wollen, dass die amerikanischen CAPEX-Investitionen aufgrund einer Rückholung von Arbeitsplätzen aus dem überseeischen Ausland vor einem neuen Boom stünden.

 

Nun gut, ich will mich an dieser Stelle nicht abermals zu diesem ganzen Blödsinn auslassen, sondern die Leser stattdessen auf den gestrigen Bericht von Paul Craig Roberts verweisen. In eine fürchterliche Kerbe schlugen die gestern Morgen in den Vereinigten Staaten vermeldeten Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter. Wer diesen grottenschlechten Daten auch nur irgendetwas Positives abgewinnen kann, scheint sich schlichtweg als blind für die Realität zu erweisen.

 

Anstelle dessen resultiert aus der Tatsache, dass der Rest der Welt – wie auch der Exportsektor in den USA – unter dem starken US-Dollar immer mehr leidet die Annahme, nach der das Märchen einer Abkopplung der US-Wirtschaft einfach nur als grotesk zu bezeichnen ist. Dies gilt insbesondere unter der Prämisse, dass die internationalen Finanz- und Kapitalmärkte heutzutage stärker vernetzt sind als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte.

Unterdessen wiederholt sich in den amerikanischen Main Stream Medien die propagierte Geschichte, dass der wiedererstarkende US-Dollar ein sehr gutes Omen für die zukünftigen US-Wachstumserwartungen in sich berge. Doch diese Geschichte lässt sich im Angesicht der aktuellen Entwicklungen in der Welt in keiner Weise mehr aufrechterhalten. Man braucht nur nach Lateinamerika zu blicken, wenn man sich über die ökonomische Realität unter Einbezug des US-Dollars gewahr werden möchte.

Die Realität sind anders aus

Und trotzdem werden die verfehlten Quartalszahlen und die teils drastisch nach unten revidierten Unternehmensausblicke nicht selten auf den gegenüber anderen Papierwährungen aufwertenden US-Dollar zurückgeführt. Wie es heißt, beschneide eine zu stark im Außenwert kletternden Greenback die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Unternehmen im überseeischen Ausland.

Warum sollten amerikanische Unternehmen dadurch weniger wettbewerbsfähig sein? Wer gute und hoch qualitative Produkte im Angebot hat, wird für diese Produkte auch stets einen Käufer finden. Dafür steht die deutsche Wirtschaft seit Jahrzehnten – trotz einer ehedem starken D-Mark – Pate. Folgerichtig ist die Annahme, dass amerikanische Unternehmen nicht weniger wettbewerbsfähig sind, sondern im aktuellen Marktumfeld ihre Produkte in Übersee aufgrund einer sich dort verschärfenden Wirtschaftslage nicht mehr absetzen können.

Durch Interventionen erkanktes Wirtschaftssystem

Ein Grund hierfür findet sich insbesondere in der Tatsache, dass Zentralbanken rund um den Globus die Fähigkeit der globalen Wirtschaft zerstört haben, Ressourcen auf einer anderen Basis als einem betrügerischen Finanzmarktsystem zu allokieren. Somit erweist sich die anhaltende Aufwertung des Greenback als massive Belastung in einer Zeit, in der sich der globale Wirtschaftsausblick bereits seit dem Jahr 2012 verdunkelte.

Würde der US-Dollar klettern, weil die Stärke der US-Wirtschaftserholung der Grund hierfür wäre, würde sich die Lage an den internationalen Kreditmärkten wohl nicht abermals mit Siebenmeilenstiefeln verschlechtern. Stattdessen verhalten sich die Kreditmärkte und der US-Dollar vielmehr komplementär zueinander, was sich ebenfalls in den zuletzt publizierten Quartalsberichten widerspiegelt. 

Der im Außenwert kletternde US-Dollar sagt hingegen weitaus mehr über den aktuellen Zustand der Weltwirtschaft – inklusive der USA – aus. Egal ob Procter & Gamble, Johnson & Johnson oder Caterpillar – alle haben gemeinsam, den starken Greenback für ihre Probleme mit verantwortlich zu machen. Komisch nur, dass im selben Atemzug auch die Umsätze der Konzerne teils deutlich gesunken sind. Was hat dies mit einem fallenden Dollar zu tun?

Mehr als nur eine Ursache

Wäre die Lage in der Weltwirtschaft so „robust“ und „progressiv“ wie es uns die Cheerleader in die Köpfe einhämmern möchten, würden die Gewinne um einen stärkeren Faktor wachsen, wodurch Währungsanpassungen überhaupt nicht so schwer ins Gewicht fallen würden. Es erweckt in diesem Angesicht den Eindruck, als ob es nicht der US-Dollar ist, der für die vielen Enttäuschungen in dieser Berichtssaison verantwortlich zeichnet, sondern es vielmehr die globale Vernetzung ist, die sich nicht einseitig interpretieren lässt.

An den amerikanischen Aktienmärkten scheint man diese Entwicklungen ein wenig klarer zu sehen. Der hier verlinkte Bericht ist lesenswert, macht er doch darauf aufmerksam, dass eine extrem hohe Bewertung eine weitere Welle der Rationalisierungen in den USA auslöst. Des Weiteren weist Yahoo Finance darauf hin, dass sich der Gewinnausblick unter den im S&P 500 Index gelisteten Unternehmen dramatisch verschlechtert hat. Nun, dies ist etwas, worüber ich Sie bereits vor einem Jahr unterrichtete als die negative die positiven Gewinnausblicke zu übertrumpfen begannen.

Egal, ob der Energiesektor, der Greenback und die wirtschaftlichen Probleme im überseeischen Ausland – es erweckt den Eindruck, als ob die USA im weltweiten Vergleich plötzlich die Problemtasche in der Hand hielten. Die Weltwirtschaft hängt nicht vom Auf und Ab an den Dollarmärkten, sondern von einem STABILEN Währungssystem ab. Ein stabiles Währungssystem trug in der Vergangenheit seinen Teil zu wirtschaftlicher Prosperität und Wachstum bei.

Heutzutage lässt sich hingegen kaum noch ermessen, wie eine Währung eigentlich bewertet sein sollte. Um dies herauszufinden hilft in diesen Tagen nur noch, Papierwährungen nicht zueinander in einen direkten Vergleich zu stellen, sondern entsprechend gegenüber Gold an der jeweiligen Performance zu messen. Solange das internationale Währungssystem nicht wieder auf solide Füße gestellt wird, wird auch die globale Ökonomie nach dem Auslaufen von künstlich erzeugten Erholungen immer wieder in die Rezession abdriften. Etwas, das Ihnen die Cheerleader an den Finanzmärkten niemals erzählen werden!

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