Das Bilanzbuch der Federal Reserve ist in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Ob eine Bilanzexpansion von etwa $800 Milliarden gegen Mitte des Jahres 2008 auf heute rund $4,4 Billionen ausreichen wird, um sich gegen die Marktkräfte zu stemmen, bleibt im jetzigen Umfeld und nach Einstieg der Chinesen in den globalen Währungskrieg abzuwarten. In den Vereinigten Staaten werden die Stimmen unter konservativen Republikanern immer lauter, die fordern, die Fed zukünftig weitaus umfangreicher zu kontrollieren und deren Aktivitäten transparenter zu machen als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen ist.

Es ist unter anderem der amerikanische Präsidentschaftskandidat Rand Paul, der vehement auf eine Bilanzprüfung der Federal Reserve drängt. Um dies zu erreichen, hat Paul einen eigenen Gesetzesentwurf ausgearbeitet, der vor allem im konservativen Lager der Republikaner große Unterstützung findet.

Komplettüberprüfunder der Fed-Bilanzen

Wie Paul selbst erklärt, umfasse sein Gesetzesentwurf nur ganze drei Seiten, und würde – im Falle einer Annahme durch den Kongress – dazu führen, dass das Rechnungsbüro der Regierung eine Komplettüberprüfung der Fed-Bilanzen vornehmen müsste. Fest steht zum aktuellen Zeitpunkt, dass der Gesetzesentwurf zurzeit von 32 Senatoren im Oberhaus und von 142 Abgeordneten im Unterhaus vollumfänglich unterstützt wird.

Zuvor passierten bereits zwei Gesetzentwürfe das Repräsentantenhaus mit überwältigender Mehrheit, die ein so genanntes Audit der Fed vorsehen. Doch im Senat kam bislang keine solche Mehrheit zustande. Unter den Mitgliedern der Fed wird das Bestreben nach einer umfänglichen Bilanzprüfung als Gefahr angesehen. Wie es seitens offizieller Stellen der Fed heißt, seien die existierenden Rechenschaftsverpflichtungen ausreichend.

Eine weitläufige Überprüfung des Bilanzbuchs der Fed werde hingegen zu einer zu starken politischen Einmischung in die Angelegenheit der Fed führen, wie es bis dato seitens des Offenmarktausschusses der Fed wiederholt hieß. Es stellt sich hingegen die Frage, was die Fed-Mitglieder zu verstecken haben, wenn sie sich derart vehement gegen eine verstärkte Offenlegungspflicht der eigens betriebenen Aktivitäten sträuben.

Laut Rand Paul gehe an einer groß angelegten Prüfung des Bilanzbuchs der Fed kein Weg vorbei. Denn nicht nur in der amerikanischen Öffentlichkeit, sondern vor allem auch unter Investoren an den Finanzmärkten habe sich in den vergangenen Jahren beobachten lassen, dass das Vertrauen in den US-Dollar als Weltreservewährung bei Weitem nicht mehr so stark vorhanden sei, wie dies in den vergangenen Jahrzehnten einmal der Fall gewesen sei.

Prüfung ist sinnvoll

Um dieses Vertrauen wieder aufzupäppeln, sei eine Prüfung des Fed-Bilanzbuchs sinnvoll. Laut der Buchprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche, welche die Bilanzen der Fed testiert, seien bei der US-Zentralbank im Finanzjahr 2013 mehr als $6 Milliarden an Operationskosten angefallen. Weitere $5,25 Milliarden habe die Federal Reserve in diesem Finanzjahr in Form von Zinszahlungen an kommerzielle Geschäftsbanken geleistet.

Rand Paul ergänzte, dass sein Gesetzesentwurf vorsehe zu überprüfen, ob diese Zahlungen rechtmäßig und überhaupt notwendig seien. Wenn dem nicht so sein sollte, könnten nämlich bedeutende Interessenkonflikte im Hinblick auf die betriebene Geldpolitik der Fed und deren Rolle als Bankenregulator vorliegen. Aus der amerikanischen Landesverfassung gehe ganz klar hervor, dass die Verantwortung für das Geldwesen beim US-Kongress liege.

Darüber hinaus trage die Geldpolitik der Fed dazu bei, den nationalen Schuldenberg Jahr um Jahr deutlich ansteigen zu lassen. Resultat sei, dass die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft aufs Spiel gesetzt werde. Sollte es in diesem Jahr tatsächlich zu Zinsanhebungen in den USA kommen, würden sich die Zinszahlungen der Federal Reserve an kommerzielle Geschäftsbanken in etwa verdoppeln.

Paul fordert das Rechnungsbüro der Regierung ferner dazu auf zu eruieren, welche aktuellen Marktwerte die durch die Fed gehaltenen und zuvor aufgekauften Vermögenswerte eigentlich aufweisen. Darüber liegen kaum irgendwelche verlässlichen Zahlen vor. Vielmehr basieren Schätzungen lediglich auf den einstigen Ankaufswerten, die in Relation zu aktuellen Preisen gesetzt werden.

Gefahren drohen von den Bondmärkten

Gefahren drohen der Fed auch von den Bondmärkten. Sollten die US-Zinsen steigen, dürfte die Fed auf eine ganze Reihe von gehaltenen Positionen blicken, die in einem solchen Umfeld einen negativen mark-to-market Wert aufweisen würden. Um Offenlegungspflichten zu umgehen, hatte die Fed stets argumentiert, die eigens gehaltenen Vermögenswerte bis zu deren Auslaufdaten zu halten, um anfallende Verluste zu vermeiden.

Unter den aktuell bestehenden Buchprüfungsregularien ist die Fed somit nicht verpflichtet, die eigens gehaltenen Vermögenswerte auf Basis von aktuellen Marktwerten auszuweisen. Und eben jene Dinge machen das Bilanzbuch der Fed zu einem schwarzen Loch. Laut Paul drohe die ernsthafteste Gefahr von eben jener Seite. Denn sollten durch die Fed gehaltene Vermögenswerte auf mark-to-market Basis gegen Null tendieren, würden die Währungs- und Bondmärkte davon sehr schnell Wind bekommen.

Dann sei damit zu rechnen, dass Probleme in Bezug auf das Bilanzbuch der Fed öffentlich würden. Da die Fed bis dato niemals einen negativen Nettovermögenswert aufgewiesen habe, würde es wohl sehr schnell zu Fragen über die Solvenz der amerikanischen Zentralbank an den Finanzmärkten kommen. In diesem Fall stünde nicht nur die Reputation der Fed auf dem Spiel, sondern an den Finanzmärkten würde man sich dann auch die Frage stellen, ob die Fed überhaupt noch eine erfolgversprechende Geldpolitik betreiben könne.

Fed torpediere Geldpolitik, laut Paul Rand

Paul kritisiert, dass die Fed ihre eigene Geldpolitik torpediere, wenn sich deren Mitglieder weiterhin gegen eine verbesserte Transparenz und Offenlegung der aktuellen Marktwerte der eigens gehaltenen Positionen sträubten. Insgesamt befinden sich im Bilanzbuch der Fed durch die US-Steuerzahler garantierte Bonds in einem Gesamtvolumen von etwa $4,55 Billionen. Die meisten Papiere entsprechen amerikanischen Staatsanleihen.

Um diese Zahl einmal in die richtige Perspektive zu rücken, sei gesagt, dass die Fed – wenn man diese Zahlen auf Einfamilienhäuser im Wert von $200.000 herunterbrechen würde – über 22 Millionen Objekte, die in Form einer riesigen Jumbohypothek zu 100% vollfinanziert wären, verfügt. Hinzu kommt, dass ein Großteil dieser gehaltenen Vermögenswerte nicht mit realem Kapital erworben worden ist.

Vielmehr handelt es sich dabei um elektronisch erzeugtes Kapital, das im Zuge von QE zum Ankauf von Vermögenswerten eingesetzt wurde. Ginge der Glaube an den Märkten in die Nachhaltigkeit von QE irgendwann einmal verloren, so Paul, könne sich jedermann an zehn Fingern abzählen, wie die Konsequenzen aussehen würden. Dazu geselle sich das Faktum, dass die Geldpolitik der Fed und anderer Zentralbanken die Preisfindungsmechanismen an den internationalen Börsen aushebelten.   

Dies gelte vor allem für die internationalen Devisen-, Zins- und Bondmärkte. Kapitalkosten ließen sich in einem solch künstlichen Umfeld kaum noch bemessen. Um dieser Situation entgegen zu wirken, sei es laut Paul dringend notwendig, die Federal Reserve politisch wieder stärker an die Kette zu legen und der Institution Machtbefugnisse zu entziehen. Vielmehr sollte der Kongress seiner ureigensten Aufgabe im Hinblick einer Verantwortlichkeit für das US-Geldsystem wieder besser nachkommen.

 

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