Einige Entwicklungen im Mittleren Osten scheinen über eine omnipräsente Berichterstattung über die Geschehnisse in der Ukraine und in Osteuropa zurzeit in den medialen Hintergrund zu rücken.

Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei um wichtige Ereignisse in einer Weltregion, die sich in einer sehr dynamischen Entwicklung befindet. Im heutigen Bericht soll aus diesem Grund auf Ereignisse geblickt werden, die sich im Verlauf der vergangenen Wochen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zugetragen haben.

Nun auch die VAE unter Raketenbeschuss aus dem Jemen

Denn die VAE sehen sich bereits seit Dezember letzten Jahres unter einem sich wiederholenden Beschuss durch Drohnen und Raketen, von denen allgemein behauptet wird, dass diese aus dem Jemen heraus abgefeuert worden sind.

Bislang als stabiles, sicheres und wohlhabendes Land in der Region des Mittleren Ostens betrachtet, sind beispielsweise zwischen Mitte und Ende Januar drei Menschen im Zuge von Drohnen- und Raketenangriffen in den VAE ums Leben gekommen.

Seitdem haben sich die Einschätzungen zur allgemeinen Sicherheitslage im Land geändert, was wiederum das amerikanische Außenministerium dazu veranlasste, amerikanische Bürger mittels einer expliziten Reisewarnung vor einem Aufenthalt in den VAE zu warnen.

Jemenitischer Raketenbeschuss richtet sich gegen US-Interessen in der Region

Ferner ging aus dieser offiziellen Erklärung hervor, dass sich die durch schiitische Huthi-Rebellen aus dem Jemen verübten Angriffe gegen die Interessen der Vereinigten Staaten in den VAE vor Ort richteten.

Überdies hieß es, dass mit weiteren Angriffen dieser Art zu rechnen sei. In diesem Kontext scheint insbesondere Abu Dhabi verstärkt im Fokus solcher Angriffe zu stehen. Dort kam es beispielsweise am 17. Januar zu einem Drohnen- und Raketenangriff durch Rebellengruppen im Jemen auf Infrastruktureinrichtungen vor Ort.

Laut des amerikanischen Außenministeriums hätten diese im Jemen operierenden Rebellen verlautbart, Angriffe dieser Art auf Nachbarländer auf der arabischen Halbinsel fortführen zu wollen. Hierunter befänden sich auch die VAE.

Raketen schlagen in Wohnvierteln in Abu Dhabi ein

Mit Besorgnis wurde zur Kenntnis genommen, dass sich diese Drohnen- und Raketenangriffe neben stark besiedelten Gebieten auch gegen die zivile Infrastruktur in den VAE richteten. Nach einer über den Winter sehr gut verlaufenen Tourismussaison wird nun einmal mehr mit heftigen Einbußen gerechnet, die dieser wichtigen Branche in den VAE das Leben schwer zu machen droht.

Wie sich zeigt, scheint die Bereitschaft unter diversen Gruppierungen im Jemen zu wachsen, nicht mehr nur Saudi-Arabien, sondern nun auch die VAE mittels eines Beschusses aufs Korn zu nehmen, wodurch sich die allgemeine Sicherheitslage vor Ort verschlechtert.

Seitens der Regierungsbehörden in den VAE werden die aktuellen Vorfälle naturgemäß ein wenig heruntergespielt, darauf hinweisend, dass das eigene Land über fortschrittliche Raketenabwehrsysteme verfüge, weshalb fortan nicht mit einem Dauerbeschuss aus dem Jemen zu rechnen sei.

VAE halten den Krieg im Jemen Seite an Seite mit den Saudis am Leben

Allerdings lässt sich auch konstatieren, dass die aktuellen Geschehnisse nicht aus dem Nichts heraus resultieren. Denn neben Saudi-Arabien sehen sich auch die VAE in den anhaltenden Krieg im Jemen involviert, weshalb sich die jüngsten Drohnen- und Raketenangriffe aus dem Jemen schlichtweg als Vergeltungsschläge bezeichnen lassen.

Zuletzt war Abu Dhabi vor gut einer Woche wieder unter einen solchen Beschuss geraten, in dessen Zuge es zu zwei großen Explosionen gekommen war. Dabei ist es unter anderem auch zu einer massiven Gasexplosion in einem vor Ort betroffenen Stadtviertel gekommen, wonach die Behörden das betreffende Gebiet abriegelten und unter Lockdown stellten.

Link:https://twitter.com/HamzaAzhrSalam/status/1491164980607352832?cxt=HHwWgIDUqcep17EpAAAA

Aus dem oben eingestellten Kurzvideo, das auf Twitter und in anderen sozialen Medien kursierte, geht der vermeintliche Einschlag einer Rakete in einem Wohnstadtviertel in Abu Dhabi hervor, worauf es zur Auslösung eines Großalarms unter den örtlichen Polizeieinheiten und der Feuerwehr gekommen war.

Die Austragung eines vor Ort stattfindenden UEFA-Fußballturniers in Vorbereitung auf die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft spricht Bände über die gewählte Taktik der Huthi-Rebellen im Jemen, denen dieser Angriff offiziell zugeschrieben wurde. Unter Twitter-Usern wurde dieses Ereignis wie folgt kommentiert:

 

 

Link: https://twitter.com/GhalebM0nz1i7

Übersetzung: Abu Dhabi ruft einen Notstand aus und schließt Autobahnen nach einer großen Explosion, die die Stadt erschüttert hat.

Die Botschaft lautet: Die VAE sind nicht mehr sicher!

Es handelte sich hierbei um den jüngsten Angriff nach einer Reihe von Attacken in den letzten beiden Monaten. Verschiedene Anführer von Huthi-Rebellengruppen im Jemen hätten daraufhin verlautbart, dass die hiermit einhergehende Botschaft klar und deutlich sei: Die VAE seien nicht mehr länger sicher und geschützt vor Angriffen dieser Art.

In dem nunmehr seit dem Jahr 2015 anhaltenden Krieg im Jemen erwiesen sich die VAE als einer der wichtigsten Verbündeten des benachbarten Saudi-Regimes, um insbesondere für einen Nachschub von Waffenlieferungen zu sorgen, der den Krieg im Jemen am Laufen hielt.

Die sich ausweitenden Huthi-Attacken auf Saudi-Arabien und die VAE dürften unmittelbar mit den jüngsten Ereignissen vor Ort in Zusammenhang stehen. So berichtete beispielsweise das Yemen Data Project, dass es im Monat Januar zu den bislang verlustreichsten Angriffen der Saudis im Jemen innerhalb der letzten fünf Jahre gekommen ist.

Viele jemenitische Zivilisten unter den Opfern von saudischen Luftangriffen

Angesichts von Luftangriffen sollen laut aktueller Zählungen 139 jemenitische Zivilisten ihr Leben eingebüßt haben. Gleichzeitig kam es in diesem Zuge zu knapp dreihundert Verletzten. Im Fokus von saudischen Luftangriffen soll sich die Telekommunikationsinfrastruktur im Jemen befinden, woraufhin es vor Ort zu einem landesweiten Internetausfall gekommen sei.

Doch auch zivile Wohngebiete sollen nebst einem Gefängnis und Bussen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa durch saudische Flugzeuge getroffen und teilweise zerstört worden sein, wie es weiter heißt.

Die Vereinigten Staaten haben auf die eskalierende Lage auf der arabischen Halbinsel inzwischen mittels einer Entsendung von Kampfjets des Typs F-22 an die VAE nebst einer Aufstockung der maritimen Streitkräfte in der Region reagiert.

USA halten den Konflikt aus dem Hintergrund am Laufen

Experten und Beobachter sind indes der Ansicht, dass der Krieg der Saudis gegen den Jemen ganz schnell zu einem Ende käme, falls die US-Regierung ihre Waffenlieferungen und anderweitigen Unterstützungsmaßnahmen zugunsten Riads einstellen würde.

Wie ist es eigentlich um die ehemalige Ankündigung von US-Präsident Biden bestellt, sich aus dem anhaltenden Krieg auf der arabischen Halbinsel zurückziehen zu wollen? Nun, in der vergangenen Woche stattete General Frank McKenzie, Chef des US Central Command, den VAE einen Besuch ab.

In diesem Zuge teilte McKenzie mit, dass die USA fortan den Zerstörer USS Cole in den VAE stationieren würden, um darüber hinaus auch so schnell wie möglich weitere Kampfjets des Typs F-22 an die VAE auszuliefern.

McKenzie wies darauf hin, dass es sich hierbei um eine „defensive Maßnahme“ handele, ohne dabei auf die Tatsache einzugehen, dass amerikanische Waffenlieferungen an die Saudis und die VAE überhaupt nicht notwendig wären, wenn der anhaltende Krieg im Jemen zu einem Ende kommen würde. Doch hieran scheint niemand unter den Beteiligten ein echtes Interesse zu hegen.

Ganz im Gegenteil hatte die Biden-Administration kürzlich einem Verkauf von neuen Waffen an die VAE in einem Gesamtumfang von 65 Millionen US-Dollar zugestimmt. Unter den zu liefernden Waffensystemen befinden sich unter anderem Raketenabwehrsysteme des Typs Patriot und auch Helikopter.

Anstatt sich dafür einzusetzen, den anhaltenden Krieg im Jemen auf diplomatischem Wege zu einem Ende zu bringen, hat sich Joe Biden einmal mehr durch eine an den Tag gelegte Doppelgesichtigkeit ausgezeichnet, die in diesen Krieg involvierten Parteien einerseits dazu aufrufend, den Konflikt zu beenden, die eigenen Verbündeten in der Region andererseits mit zusätzlichen Waffensystemen ausrüstend.

Diese Zusammenfassung von Roman Baudzus für CK*Wirtschaftsfacts basiert auf einem Bericht von Dave DeCamp auf der Seite antiwar.com, der durch den Autor inhaltlich erweitert und gedanklich ergänzt wurde.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Einmal mehr scheinen sich vollmundige Politikerversprechungen als nichts anderes als krude Lippenbekenntnisse zu erweisen. Die aktuellen Ereignisse im Jemen und auf der arabischen Halbinsel als solche zeugen hiervon. Dass nun auch noch die VAE unter Drohnen- und Raketenbeschuss aus dem Jemen geraten, zeugt ferner davon, dass dieser Krieg in der Region zu eskalieren droht. An einen Nachschub an iranischen Waffensystemen dürfte es den Huthis im Jemen jedenfalls gewiss nicht mangeln.

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