Seit Februar 2016 ist es an den internationalen Rohölmärkten zu einer nachhaltigen Trendwende gekommen, in deren Zuge sich die Preise verdreifachen konnten. Grund genug, um anzunehmen, dass die Fracking-Förderer in den Vereinigten Staaten in Geld schwimmen müssten. Doch weit gefehlt.

Vielmehr fällt es den meisten – und häufig sehr hoch verschuldeten – Fracking-Firmen in den USA noch immer schwer, Gewinne auszuweisen. Laut eines gemeinsam verfassten Berichts des Instituts für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA) und des Sightline Institute schreiben viele Fracking-Firmen in den USA nach wie vor tiefrote Zahlen.

Selbst nach einem Zeitraum, in dem die Rohölpreise zweieinhalb Jahre lang gestiegen sind, deutet eine tiefgründige Analyse in Bezug auf insgesamt 33 börsengehandelte Frackingunternehmen im Öl- und Gasbereich darauf hin, dass eine große Mehrheit der untersuchten Unternehmen bis Ende Juni über einen negativen Cashflow berichtete.

Unter den 33 analysierten kleinen und mittelgroßen Fracking-Unternehmen in den USA summierte sich der kumulierte, negative Cashflow im 1. Halbjahr 2018 auf einen Gesamtbetrag in Höhe von $3,9 Milliarden. Dabei sahen alle bislang angestellten Prognosen unter Banken und Brokerhäusern vor, dass Amerikas Fracking-Industrie im Jahr 2018 finanziell die Kurve kriegen würde.

Noch zu Jahresbeginn malte die Internationale Energieagentur (IEA) für Amerikas Fracking-Industrie ein sehr rosiges Bild, darauf hindeutend, dass kletternde Ölpreise und operationelle Verbesserungen im laufenden Jahr zur Generierung eines positiven Cashflows unter Amerikas Fracking-Firmen führen würde – und zwar zum ersten Mal überhaupt.

Der sich verbessernde Ausblick wurde unter Fracking-Förderern in den Vereinigten Staaten nach Jahren einer explodierenden Verschuldung und eines negativen Cashflows mit großem Wohlwollen aufgenommen. Laut Schätzungender IEA haben amerikanische Fracking-Firmen zwischen den Jahren 2010 und 2014 einen kumulierten, negativen Cashflow in Höhe von $210 Milliarden produziert.

Der im Jahr 2014 einsetzende Preisabsturz an den Weltrohölmärkten führte unter Analysten zu der Hoffnung, dass Fracking-Firmen ihre Ausgaben besser in den Griff bekommen würden, und dass eine generelle Marktbereinigung eine Insolvenzwelle unter ineffizienten Wettbewerbern zur Folge haben würde.

Danach, so die damalige Hoffnung, würde sich die Spreu vom Weizen trennen, womit ein insgesamt weitaus gesünderer Sektor zurückbleiben würde. Doch danach sieht es nicht aus. Warnzeichen gibt es seit einiger Zeit schon mehr als genügend.

Spätestens, nachdem das Wall Street Journal im August berichtet hatte, dass das 2. Quartal für die meisten Fracking-Firmen enttäuschend verlief, hätten die Alarmleuchten unter Investoren angehen müssen. Eine damalige Analyse des Wall Street Journals unter 50 Fracking-Firmen zeigte, dass diese Unternehmen auf kumulierter Basis $2 Milliarden mehr an Ausgaben produzierten, als sie im gesamten 2. Quartal an Umsätzen generierten.

Aus dem gemeinsamen Bericht des IEEFA und des Sightline Institute geht zudem hervor, dass im 1. Halbjahr 2018 gerade einmal sieben von 33 untersuchten Unternehmen einen positiven Cashflow auswiesen. Fakt ist demnach auch, dass die analysierten Firmen im Untersuchungszeitraum einen Betrag von $5 Milliarden an kumulierten Cashreserven verbrannten.

Um es an dieser Stelle zu wiederholen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass es in den vergangenen Jahren zu einem wahren Produktionsboom in den Vereinigten Staaten gekommen ist. Woche für Woche werden in den USA laut Statistiken neue Produktionsrekorde aufgestellt. Mittlerweile blicken Fracking-Unternehmen in den USA auf eine kumulierte Förderung von 11 Millionen Fass pro Tag.

Würde sich die Entwicklung fortsetzen, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Vereinigten Staaten zum größten Rohölproduzenten der Welt aufsteigen. Und dennoch ist es den meisten Firmen nicht möglich, endlich positive Cashflows - geschweige denn Gewinne - zu produzieren.

Im Bericht des IEEFA und des Sightline Institute heißt es ferner, dass sich die USA gerade inmitten eines über Dekaden anhaltenden Ölbooms befinden. Mittlerweile führen die enttäuschenden Finanzergebnisse allerdings zu einem Umdenken im Hinblick auf die langfristige Effizienz der Öl- und Gasförderung in den USA.

Inzwischen wird unter Ölanalysten offen die Frage gestellt, was noch alles geschehen muss, damit Amerikas Fracking-Förderer endlich profitabel operieren. Wie gesund Amerikas Fracking-Industrie tatsächlich ist, werden die in den nächsten Tagen und Wochen eintrudelnden Finanzergebnisse für das 3. Quartal unter Fracking-Unternehmen in den USA zeigen.

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