Viele Beobachter blicken auf die sich abflachende Zinskurve in den Vereinigten Staaten, um die zeitliche Nähe eines Rezessionsausbruchs abzuschätzen.

Während es an dieser Front schon seit einigen Monaten nicht allzu rosig aussieht, sendet mittlerweile auch ein weiterer verlässlicher Bondmarktindikator Warnsignale aus. 

Hierbei handelt es sich um die Risikoaufschläge im Bereich der mit einem Investitionsgrad versehenen Unternehmensanleihen in Relation zu vergleichbaren US-Staatsanleihen.

Steigende Zinsdifferenz von Unternehmens- zu Staatsanleihen

Diese Zinsdifferenzen sind nun bereits seit Jahresbeginn am Klettern. Unter Fondsmanagern und Analystenhäusern werden die sich ausweitenden Zinsdifferenzen neben der Entwicklung der Zinskurve mit Argusaugen beobachtet, um sich für einen Rezessionsausbruch zu wappnen.

Der Unternehmensbondmarkt ist allein schon deshalb ein verlässlicher Indikator, da dieses Segment in den Vereinigten Staaten ein Gesamtvolumen von etwa $9 Billionen aufweist.

Wie kaum anders zu erwarten, ist das amerikanische Haushaltsdefizit im Angesicht der vor Weihnachten verabschiedeten Steuerreform zudem am Explodieren.

Noch keine inverse Zinskurve – aber eine „sonderbare“ Erholung zu sehen

Die sich beständig abflachende Zinskurve in den USA bereitet Anlegern und Analysten wachsende Sorgen. In diesem Prozess nähern sich die Zinsen auf langfristige Anleihen jenen auf Kurzläufer immer mehr an.

Bislang ist es in den USA jedoch noch nicht zur Ausbildung einer inversen Zinskurve gekommen, heißt also einem Absinken der langfristigen unter die kurzfristigen Zinssätze.

In der Vergangenheit erwies sich die Ausbildung einer inversen Zinskurve stets als zuverlässigster Indikator für die Vorhersage eines Rezessionsausbruchs. Vor Ausbruch der globalen Finanzkrise war es nicht anders.

Eine Reihe von Marktakteuren zeigt sich vor allem deshalb besorgt, da allgemein von einer „sonderbaren“ Erholung gesprochen wird. Sollte es in der Folge auch zu einer „sonderbaren“ Rezession kommen, ließen sich die Folgen aus heutiger Sicht kaum abschätzen.

Ein verlässlicher Indikator

Dass sich seit Februar nun auch die Risikoaufschläge an den Märkten für Unternehmensanleihen mit zufriedenstellendem Investitionsgrad ausweiteten, sei alles andere als ein gutes Zeichen, wie es heißt.

So sind die unter Investoren zu zahlenden Risikoaufschläge im Bereich der mit Baa-gerateten Unternehmensbonds in Relation zu vergleichbaren US-Staatsanleihen zuletzt auf bis zu 2,1% geklettert, wie neue Daten der Ratingagentur Moody's Investors Services zeigen.

Zu einer ähnlichen Entwicklung ist es historisch betrachtet jeweils in sechs von sieben Fällen seit den 1970iger Jahren gekommen. In allen diesen sechs Fällen kam es daraufhin auch zum Ausbruch einer Rezession in den USA.

Bedenken im Hinblick auf die Kreditmarktbedingungen scheint man inzwischen auch bei der Federal Reserve zu hegen. Es ist Robert Kaplan, Chef der Fed of Dallas, der in einem jüngsten Reuters-Interview darauf hinwies, dass sich Kreditmarktkonditionen in einem rapiden Tempo zu verschlechtern in der Lage seien.

Chef der Fed of Dallas und S&P warnen

Noch seien die Zinsdifferenzen am breiten Bondmarkt – und vor allem mit Blick auf die Junkbondmärkte – recht gering. Doch dies könne sich ganz schnell ändern, wie Kaplan warnte.

Die Performance unter amerikanischen Unternehmensbonds lässt im laufenden Jahr aufgrund einer exzessiven Emissionsaktivität sowie wachsenden Befürchtungen bezüglich einer möglichen Eskalation im globalen Handelskrieg ohnehin zu wünschen übrig.

Bei der Ratingagentur S&P gibt man sich davon überzeugt, dass die Bedingungen an den Kreditmärkten zwar noch keine alarmierenden Niveaus erreicht hätten, doch momentan brauten sich „potenziell gefährliche Dynamiken über den Märkten“ zusammen.

Weiter unter Beobachtung

Bei der Federal Reserve scheint man sich daran bisher wenig zu stören. Denn im laufenden Jahr wird es unter aller Voraussicht zu zwei weiteren Leitzinsanhebungen in den USA kommen.

Insbesondere die amerikanischen Unternehmensbondmärkte dürften dabei im Zentrum der Beobachtungen unter Analysten und Investoren stehen.

Denn sollten sich die Zinsdifferenzen in diesem Segment in Relation zu vergleichbaren US-Staatsanleihen noch weiter ausweiten, wird es an der Zeit sein, das Weite zu suchen.

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