Geldpolitik befödert Ponzi-System

Während die rein liquiditäts- und interventionsgetriebene Rallye an den Aktienmärkten nach außen den Eindruck entstehen lassen mag, als ob die Dinge in der Welt nicht besser liegen könnten, sprach Scott Minerd hingegen von einem „auf Basis einer ultralockeren Geldpolitik befeuerten Ponzi-System, das ab einem bestimmten Zeitpunkt zusammenbrechen muss“.

In diesem Kontext kritisierte Minerd die inflationäre Aufblähung der Aktien- und globalen Vermögensmärkte aufs Schärfste. Denn die Welt bewege sich mit rasender Geschwindigkeit auf einen Wendepunkt zu, an dem Investoren und Spekulanten durch eine stark wachsende Anzahl von Zahlungsausfällen und Bonitätsherabstufungen aufgeweckt würden.

Der genaue Zeitpunkt ließe sich nur schwer prognostizieren, wohingegen Minerd ausführte, dass ihn die aktuelle Entwicklung an den Vermögensmärkten sehr stark an die Zeit erinnere, die dem Crash im Jahr 2001 und der sich daran anschließenden Rezession vorausgegangen sei.

Höhere Risiken als 2007

US-Präsident Trump nutzte die große Davoser Weltbühne hingegen einmal mehr, um die Federal Reserve direkt aufs Korn zu nehmen und öffentlich für deren Geldpolitik zu kritisieren. Danach habe die Fed ihren Zinsanhebungszyklus über einen zu langen Zeitraum aufrechterhalten und die Zinsen in den USA in einem zu geringen Tempo gesenkt.

Scott Minerd teilt diese Ansicht nicht. Vielmehr warnte der Guggenheim-Investmentchef vor einer deutlich zunehmenden Anzahl von Zahlungsausfällen, die durch die anhaltende Rallye im Bereich der Hochrisikovermögenswerte zurzeit überlagert wird. In diesem Zuge warnte Minerd zudem davor, dass mit BBB-eingestuften Bonds massive Herabstufungen drohten.

Laut Minerd gingen von diesen Finanzinstrumenten heutzutage höhere Risiken aus als im Jahr 2007, das die globale Finanzkrise einläutete. Laut Anne Walsh, Guggenheims Chefin für die Sparte festverzinsliche Vermögenswerte, befände sich ein Anteil von 15 Prozent der US-Wirtschaft bereits in einer Rezession.

Je länger die Rally anhält, desto tiefer geht’s wieder hinab

Laut Walsh hätten die Anstrengungen der Federal Reserve, massiv Liquidität in die Märkte zu pumpen, dazu geführt, „Zombieunternehmen“ zu kreieren, was schwer auf der Produktivität der breiten Wirtschaft laste. Und so gelangt Walsh zu dem Fazit, dass die Finanzmärkte umso härter fallen würden, desto länger die Rallye anhielte.

Aus Sicht von disziplinierten Investoren werde es sich auszahlen, sich in Geduld zu üben, um sich einerseits keinen hohen Risiken durch einen Kauf von exotischen Anlageprodukten auszusetzen, und andererseits auf exzellente Einstiegsmöglichkeiten zu warten, nachdem die Stimmung an den Finanzmärkten sich gedreht haben wird, wie Minerd anfügte.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Kommt Ihnen das bekannt vor? Auch nach der globalen Finanzkrise vor einer Dekade setzte unter Berücksichtigung der gemachten Erfahrungen kein Umdenken in Politik, Bankwesen und Wirtschaft ein – und anscheinend auch nicht in der breiten Gesellschaft.

Dabei wird immer offensichtlicher, dass einem gesunden System Wege offenstehen müssen, um begangene Fehler zu korrigieren und sich von Ballast zu trennen. In der Natur gibt es eine natürliche Auslese, in der Wirtschaft sollten Verluste und Fehlmanagement zu Insolvenzen, Liquidationen und einer Bereinigung führen.

Die dauerhaften Interventionen der Politik und der Zentralbanken, um eben jene Bereinigung zu verhindern, verschärfen hingegen die allgemeine Situation. Denn begangene Fehler und angehäufter Ballast akkumulieren sich im Zeitablauf solange, bis es irgendwann zu einem massiven Kollaps kommen wird (muss). Egal, ob deflationär oder inflationär.

Genau hiervor warnt nun auch Guggenheims Investmentchef Scott Minerd. Selbst in den USA, in denen Präsident George W. Bush auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise erklärte, die Mechanismen freier Märkte außer Kraft zu setzen, um die freie Marktwirtschaft zu retten, ist der Grad der Toleranz in Bezug auf ökonomisches Versagen massiv gesunken.

Pate hierfür stehen acht Regierungsjahre von Barack Obama, die sich aus ökonomischer Sicht getrost als verlorenes Jahrzehnt bezeichnen lassen. Resultat ist, dass sich die Interventionen der Zentralbanken in einem immer größeren und historisch ungesehenen Ausmaß verewigen.

Stellvertretend für diese Entwicklung stehen die Interventionen an den Kreditmärkten, das Spannen von „Sicherungs“- und Bailoutnetzen für bestimmte Investorengruppen und Banken sowie das Setzen von politischen Fehlanreizen im Hinblick auf eine öffentliche Bewerbung des Haus- und Immobilieneigentums.

Jede Krise führt in diesem Kreislauf zu einer noch größeren Krise. Und mit jeder noch größeren Krise eignen sich all jene, die für eine Aufrechterhaltung dieses Kreislaufs verantwortlich zeichnen, noch mehr (politische) Macht an.

Die einzige Lösungsalternative, auf die diese in politischer und geldpolitischer Verantwortung stehenden Entscheider immer wieder setzen, lautet wie folgt: Noch mehr Interventionen! Todbringender Nebeneffekt dieser Vorgehensweise ist allerdings, dass das gesamte System auf diese Weise immer instabiler wird und wie heutzutage zu beobachten in Gänze am Tropf der Notenbanken hängt.

Diese Art des Interventionismus und Geldsozialismus sieht den Kollaps niemals kommen, sondern besitzt – wenn es wieder so weit ist – letztendlich auch noch die Frechheit, die Schuld dem „Kapitalismus“ in die Schuhe zu schieben.

Wachen Sie auf, werte Leser! Werden Sie sich darüber bewusst, dass unser System an Krebs erkrankt ist. Die Selbstheilungskräfte dieses Systems sind irreparabel beschädigt. Es obliegt uns Bürgern, an den herrschenden Verhältnissen etwas zu ändern, was meiner Ansicht nach jedoch so lange nicht geschehen wird, solange eine gesellschaftliche Mehrheit von einer Aufrechterhaltung eben jenes illusorischen Systems in großer Abhängigkeit lebt.

Ein Ponzi-System lässt sich letztendlich nur solange aufrechterhalten, solange es nicht in sich zusammenbricht! Unsere Geschichte ist voll von abschreckenden Beispielen.

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