Es scheint mittlerweile fast unvorstellbar, Familie, Freunde und Bekannte an Weihachten zu besuchen, ohne zumindest ein kleines Geschenk zu offerieren, von dem gehofft wird, dass es die hohen Erwartungshaltungen der Beschenkten erfüllen mag.

In vielen Fällen ist das gar nicht so einfach, denn nicht selten vernehme ich über den Rest des Jahres, doch schon alles zu haben und besitzen, was das Leben angeblich angenehm machen soll.

Aus dieser sich über die letzten Jahre beschleunigenden Tretmühle scheint es für viele Menschen kein Entkommen zu geben. Grund hierfür ist aus meiner Sicht, weil es an Bewusstsein fehlt.

In mir erweckt es den Eindruck, als ob geschenkt wird, weil geschenkt werden muss, und weil die Erwartungen von anderen erfüllt werden wollen, ohne darüber nachzudenken, weswegen eigentlich ein Geschenk überreicht wird. Um nicht aus der gesellschaftlichen Norm heraus zu fallen, wird ein Aufwand betrieben, der sich schwerlich nachvollziehen lässt.

Nun gut, schließlich schaue ich mir dieses bunte Treiben gerade aus weiter Ferne in Thailand an. Auch hier finden sich an touristischen Orten Weihnachtsbäume, die zeigen, dass die Thais gut darin sind, sich auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer ausländischen Gäste einzustellen.

Denn größtenteils handelt es sich um eine buddhistische Nation mit muslimischen Einsprengseln. Wie dem auch sei, es mag vielleicht wieder einmal der örtliche Abstand sein, der mich zu meinen Gedanken anregt.

Ich möchte der langjährigen Tradition des weihnachtlichen Beschenkens keineswegs ihre Berechtigung absprechen. Wichtig ist jedoch, dass eine Geschenkgabe von Herzen kommt – und nicht, weil sie von anderen erwartet wird.

Heute wird sich eine große Anzahl meiner Brüder und Schwestern vor oder nach der „Bescherung“ auf den Weg in eine Kirche begeben, während die Gotteshäuser über den großen Rest des Jahres weitläufig leer stehen oder mittlerweile aufgrund mangelnder Finanzen oder religiösen Interesses in so genannte Event-Zentren umgewandelt werden.

Am heutigen Abend schlägt die Stunde der Pfarrer und Priester, die uns von ihren Kanzeln herab dazu aufrufen werden, die Nächstenliebe und das christliche Miteinander in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben stärker zum Ausdruck zu bringen.

Dagegen lässt sich gewiss nichts einwenden. Doch vergessen wir nicht, dass sich dieser Aufruf nur dann erfüllen kann, wenn die Bereitschaft dazu von Herzen kommt. Und so blicke ich wie so oft zu dieser Jahreszeit aus weiter Ferne auf die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse, die sich momentan in Deutschland, in Europa und im Rest der Welt zutragen.

Ehrlich gesagt, fällt es mir schwer, irgendeine Art von Nächstenliebe, herzlicher Öffnung gegenüber anderen und Bereitschaft zu einem christlichen Zusammenleben zu erkennen. Jedenfalls gilt dies aus Perspektive der politischen Ereignisse, die unsere Gesellschaften gerade überrollen. Auf individueller Basis wird es glücklicherweise noch zahlreiche Gegenbeispiele geben.

Wie hoch der Grad an gesellschaftlichem Frust in Europa mittlerweile sein muss, zeigt sich nicht nur anhand der Ereignisse in Frankreich. Kurz vor Weihnachten teilt der russische Präsident Wladimir Putin im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz mit, dass ein Atomkrieg wahrscheinlicher wird.

Ist das nicht ein schönes Weihnachtsgeschenk? Liebe Mitbürger/innen, bitte versteht endlich, dass Ihr Euch selbst engagieren und persönlich einbringen müsst, wenn ein solches Ereignis noch kurz vor Knapp verhindert werden möchte.

Es reicht nicht, sich im Internet und den sozialen Medien auszutoben, um dort Dampf abzulassen, um danach auf das heimische Sofa zurück zu kehren, um sich durch die TV- und Fernsehsender auf der Suche nach neuen Aufregern zu zappen.

Letztendlich bleiben Sie ja doch wieder nur bei Sendungen hängen, die Ihre Wut und Ihren Zorn ob des dort präsentierten Inhalts weiter steigern werden. Lohnt sich das denn? Warum tun Sie sich das überhaupt an?

Ich schaue nun seit vielen Jahren kein Fernsehen mehr und höre auch kein Radio mehr, und mit geht´s echt gut. Mir fehlt nichts. Ganz im Gegenteil. Als ich mich im Sommer genötigt sah, Teile einer „Hart aber Fair“ Sendung über mich ergehen zu lassen, merkte ich, welchen Lärm eine solche Sendung in meinem Kopf erzeugt.

Das ewig ideologische Gezänk und Gegeifer der zur Sendung eingeladenen Gäste würde mich krank machen, wenn ich mir so etwas jeden Abend (auch noch freiwillig) anschauen würde. Schalten Sie ab! Schaffen Sie Ruhe in Ihrem Kopf. Und Sie werden erkennen, dass sich die Welt trotzdem weiter dreht.

Denken Sie nicht immer nur über die Anderen und deren vermeintliche Fehler nach, sondern fangen Sie bei sich selbst an! Wie jeder Pfarrer oder Priester Ihnen zu Weihnachten von der Kanzel herabrufen wird, möchte ich Sie daran erinnern, dass wir keineswegs perfekt sind.


Niemand auf dieser Welt ist das! Mein Vorschlag lautet: Schaffen Sie sich Räume der Ruhe, des Rückzugs und der Abgeschiedenheit, um im Alltagslärm überhaupt erst einmal die Grundvoraussetzung zu schaffen, um zu sich selbst kommen zu können.

Zu sich selbst finden, heißt Stück für Stück in den inneren Frieden kommen. Sich selbst mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren und anzunehmen. Auf dieser Basis sinkt der in uns wohnende Zorn und die unbändige Wut, die uns Menschen manchmal Dinge machen lassen, die wir eigentlich nicht tun möchten.

Wer sich auf diesen Pfad begibt und bei sich selbst beginnt, wird mit dazu beitragen, unsere Gesellschaft, unseren Planeten und unsere Umwelt friedlicher zu machen. Es reicht einfach nicht, stets nur den Dorn im Auge des Anderen zu benennen und zu kritisieren, ohne den dicken Dorn zu sehen, der uns im eigenen Auge steckt!

Denn alles, was jemanden wütend macht, muss auf eine gewisse Weise im Innern dieses Menschen auf eine Projektionsfläche treffen. Aktion und Reaktion sind daher zwei Seiten derselben Medaille.

Sorgen wir darüber hinaus bitte alle dafür, dass wir nicht abermals in Zeiten hinein rutschen, in denen die Mehrheitsmaxime wie folgt lautete: Er oder sie ist nicht unserer Meinung, also grenzt ihn oder sie aus – nein besser noch, verhaftet sie alle, sperrt sie ein – nein, besser noch, tötet sie alle…

Hierbei handelt es sich um meinen einzigen weihnachtlichen Wunsch zum Ende dieses Jahres, an dem Sie alle durch eigenes Engagement mitwirken können: Lassen wir es nie wieder zur Ausartung eines solch kollektiven Wahnsinns kommen! Egal, wer solche Ansinnen betreibt, es ist unsere menschliche Pflicht, uns hiergegen auszusprechen.

Denn ein Verbot der Meinungsfreiheit ist der erste Schritt zum Aufstoßen des Tores, auf dem die Inschrift „Totalitarismus“ geschrieben steht. Lassen wir es nicht wieder dazu kommen!

Dafür danke ich Ihnen und wünsche Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest der Ruhe und des inneren Friedens!

Ihr

Roman Baudzus

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