Dann war dem doch nicht so, darauf wurde wieder alles in rosaroten Farben gemalt und plötzlich heißt es, dass das für Ende März zwischen Donald Trump und Xi Jinping anberaumte Treffen in Florida nun auf mindestens Ende Juni verschoben worden sei.

Nun gut, angelehnt an einen berühmt gewordenen Anti-Kriegsfilm – basierend auf einem Buch von Erich Maria Remarque – möchte ich es so zum Ausdruck bringen: „All quiet on the trade front“.

Nehmen die Aktienmärkte eine Einigung im Handelskonflikt vorweg?

Trotz allem vermittelt sich vielen Beobachtern nach wie vor der Eindruck, als ob ein Durchbruch an den wichtigsten Gesprächsfronten, namentlich des Diebstahls geistigen Eigentums sowie Vorwürfen zu durch China begangenen Urheberrechtsverletzungen unmittelbar bevorstünde, wenn man sich die Entwicklung an den Aktienmärkten anschaut.

Unglücklicherweise ist es unter anderem Amerikas US-Handelsrepräsentant Robert Lightizer, der solchen Hoffnungen mittels gegenteiliger Aussagen wiederholt in die Suppe spuckt. Oder ist diese Entwicklung letztendlich doch nur der Tatsache geschuldet, dass Fed-Chef Jerome Powell vor dem Weißen Haus und der Wall Street eingeknickt ist, um praktisch über Nacht von einem erklärten Falken zu einer politisch beeinflussbaren und handzahmen Taube zu mutieren?!!

Durchhalteparolen

Und da sich abzeichnet, dass auch die Sonderzollpolitik der US-Regierung nicht die gewünschten Resultate erzielt, wie die Handelsbilanzdaten zum Gesamtjahr 2018 eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, muss momentan eben permanent die Jubeltröte geblasen werden, um Einfluss auf die psychologische Stimmung an den Finanzmärkten und in der US-Wirtschaft zu nehmen – oder es zumindest zu versuchen.

Entgegen den Ansichten einer Ökonomen- und Analystenmehrheit, teilt die Trump-Administration mit, dass der „wirtschaftliche Boom“ in den Vereinigten Staaten über die nächste Dekade weiterhin anhalten werde. Begründet wird diese Prognose auf Basis einer potenziellen Verabschiedung von weiteren Steuersenkungen, einer anhaltenden Regulierungsliberalisierung und höheren Investitionen in die Modernisierung der amerikanischen Infrastruktur.

Wachstumsprognosen gehen weit auseinander

Wie es im jährlich publizierten Bericht des Wirtschaftsberatungsgremiums von US-Präsident Trump heißt, werde die US-Wirtschaft im laufenden Jahr um 3,2% wachsen. Vergleichen Sie hierzu nur einmal das zuletzt in einem Bericht zu den USA präsentierte GDPNow-Modell der Fed of Atlanta, das für gewöhnlich für sehr generöse Prognosen zum Wirtschaftswachstum in den USA bekannt ist und das Amerikas Wirtschaft in Q1 gerade einmal um 0,4% wachsen sieht, mit den Prognosen des Wirtschaftsberatungsgremiums des Weißen Hauses.

Mittlerweile warnen nicht mehr nur die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, OECD und IWF vor einer sich deutlich abschwächenden Weltwirtschaft, sondern selbst Deutschlands Wirtschaftsweise gestehen ein, dass der europäische Wirtschaftsmotor Deutschland am Rande einer Rezession wandelt.

Auch der langfristige Wirtschaftsausblick der Federal Reserve sieht in den nächsten Jahren in den USA nur ein maximales Jahreswachstum von 1,9% vor. Ob es hierzu überhaupt kommen wird, muss sich zeigen, falls sich die Wirtschaften in China und Europa weiter abschwächen sollten. Es ist nach den Ereignissen im Jahr 2008 fast schon vermessen zu glauben, dass sich die USA von einem weltwirtschaftlichen Abschwung werden abkoppeln können.

China wurde dies vor dem Finanz- und Bankencrash in den USA im Jahr 2008 zugetraut. Was daraufhin im Reich der Mitte – samt Ausbruch von sozialen Unruhen in einer Reihe von Landesprovinzen – tatsächlich geschah, ist vielen Beobachtern gut im Gedächtnis geblieben.

Die nun publizierte Wachstumsprognose der US-Regierung basiert auf einer ganzen Reihe von Erwartungen, die es zudem erst einmal umzusetzen gilt. Hierzu gehören zusätzliche Steuersenkungen, staatliche Anreize für Infrastrukturinvestitionen im Privatsektor, die Verabschiedung von neuen Arbeitsmarktgesetzen und eine anhaltende Liberalisierung der bestehenden Regulierungsbestimmungen.

Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz, da sich keineswegs abzeichnet, dass das durch die Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus der Washingtoner Regierung Schützenhilfe in ihren Anliegen leisten wird. Ganz im Gegenteil, viel eher zeichnet sich ein mit allen Mitteln geführter Machtkampf um die Durchsetzung der jeweils eigenen Wirtschaftsideologie ab.  

Demografischer Wandel trifft auch die USA

Dass Amerikas Bevölkerung immer älter wird und unter ebenso gefährlichen Demografieproblemen leidet wie Europa, scheint das Wirtschaftsberatungsgremium des US-Präsidenten auch nicht hinlänglich in seine Prognosen für die Wirtschaftsentwicklung in den USA über einen Zeitraum der nächsten zehn Jahre einkalkuliert und berücksichtigt zu haben.

Immerhin stellt das Gremium Investoren ein durchschnittliches Jahreswachstum in Höhe von 2,8% über die nächste Dekade in Aussicht. Wie gesagt, bei der Federal Reserve wird mit immer noch optimistischen 1,9% jetzt schon deutlich tiefer gestapelt. Ein weiterer Faktor, der eine Prognose für die nächsten zehn Jahre massiv erschwert, leitet sich aus der Frage ab, wer 2020 das Rennen um die Präsidentschaft in den USA gewinnen wird.

Stellen Sie sich vor, es würde ein demokratischer Kandidat wie Bernie Sanders im Weißen Haus Einzug halten, der vor allem über die Unterstützung des extrem linkspolitischen Flügels unter den Demokraten verfügt. Die Dinge sähen über Nacht völlig anders aus, da sich davon ausgehen ließe, dass die Gesetzgebung ab diesem Moment weit weniger wirtschaftsfreundlich wäre.

Die Jubelprognosen der Washingtoner Administration ertönen im Angesicht sich mehrender Anzeichen für einen Anhalten des Wachstumsabschwungs in der globalen Wirtschaft, einem sich fortsetzenden Abschwung in der amerikanischen Industrieproduktion sowie einem sich deutlich eintrübenden Konsum- und Einzelhandelsklima in den USA.

Wenn Du nichts zu sagen hast, dann „cheer it up“, wie das Leitmotto des Weißen Hauses zu lauten scheint. Donald Trump und Larry Kudlow sollten vorsichtig sein, dass diese Devise nicht zu einem Bumerang wird.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"