Halbleiterfirmen und Softwareentwickler ab 2019 nicht mehr unternehmenssteuerpflichtig

Denn längst ist der im vergangenen Jahr durch US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochene Handelskrieg in einen direkten Angriff auf chinesische Technologieanbieter ausgeartet. Die Entwicklungen um Huawei bilden die Speerspitze dieser sich aktuell in der Welt entfaltenden Lage.

Handfeste Gründe, weswegen die US-Regierung ausgerechnet Huawei aufs Korn genommen hat, lieferte ich Ihnen unter anderem in meinem Bericht Huawei-Bann: Wovor hat diese US-Regierung wirklich Angst?.

Am Mittwoch teilte das chinesische Finanzministerium mit, dass heimische Halbleiterfirmen, Produzenten von integrierten Schaltkreisen und Entwickler von Softwareprodukten in den kommenden zwei Jahren – beginnend in 2019 – von der Zahlung ihrer Unternehmenssteuern ausgenommen werden.

Momentan fallen in diesem Sektor zu entrichtende Jahresunternehmenssteuern in Höhe von 25 Prozent an, die sich nach Ablauf der ersten beiden Jahre - in denen bald nicht mehr gezahlt werden muss - in den sich anschließenden drei Jahren auf 12,5 Prozent reduzieren werden.

Reaktion auf US-Ankündigung weitere Unternehmen zu bannen

Diese Ankündigung erfolgte nur einen Tag nach der Veröffentlichung von diversen Berichten, laut denen die US-Regierung neben Huawei weitere chinesische Technologiefirmen von den US-Märkten zu bannen beabsichtigt.

Auch Amerikanische Technologielieferungen an insgesamt fünf chinesische Videoüberwachungsfirmen, darunter auch die beiden größten Anbieter Hikvision und Zhejiang Dahua Technology, sollen demnach verboten werden.

Strategische Überlegungen: China hat verschiedene Möglichkeiten zur Vergeltung

Bislang ist es seitens Chinas nur zu einer marginalen Antwort auf die aktuelle Entwicklung gekommen, indem Vergeltungsstrafzölle auf US-Einfuhren in einem Gesamtvolumen von 60 Milliarden US-Dollar auf 25 Prozent erhöht wurden.

Allerdings werden in China gerade mehrere Vergeltungsszenarien durchgespielt, zu denen unter anderem ein Exportstopp von Seltenen Erden an die Vereinigten Staaten, ein über die internationalen Devisenmärkte zu führender Währungskrieg sowie ein Abverkauf von US-Staatsanleihen gehören. Zudem verbieten erste chinesische Unternehmen ihren Mitarbeitern explizit den Kauf von amerikanischen Produkten.

Es wird aus meiner Sicht wahrscheinlich nicht mehr allzu lange dauern, bis es seitens Pekings auch zu Bekanntgaben einer sich massiv verschärfenden Regulierung von US-Unternehmen auf den chinesischen Märkten kommen könnte. Der Bann von den US-Märkten und der Belieferungsstopp Huaweis seitens der USA scheint den Volkszorn der Chinesen zum Kochen gebracht und das Vertrauen in die Washingtoner Regierung vollends zerstört zu haben.

China will sich in Sachen Schlüsseltechnologien künftig autonomer machen

In China werden nun Maßnahmen durchgespielt, auf welche Weise sich das Land und seine Anbieter zukünftig besser werden schützen können. Gleichzeitig werden die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten auf den Prüfstand gestellt, weshalb ich schon vor einiger Zeit vermutete, dass der einst geschlossene „Teufelspakt“ zwischen beiden Ländern Geschichte sein dürfte.

Der Ausschluss Huaweis von den amerikanischen Märkten und die Verhängung von Straf- und Sonderzöllen gegen chinesische Wareneinfuhren hat in Peking den Glauben gestärkt, sich in der Herstellung von Schlüsseltechnologien in der Zukunft noch weitaus stärker auf sich selbst zu verlassen.

Aus einem Chart der Deutsche Bank AG geht hervor, auf welche Weise sich die Vereinigten Staaten spätestens seit November letzten Jahres handelstechnisch von China abgewendet haben, um sich nach Lieferanten im Rest der Welt umzuschauen und chinesische Einfuhren zu substituieren.

    

    

Auch Huawei versucht unabhängiger zu werden

In der Zwischenzeit ist man bei Huawei damit beschäftigt, sich mit allen nicht aus den USA stammenden Lieferanten darüber auszutauschen, inwiefern sich der Netzwerkausrüster unter dem US-Bann noch immer dazu in der Lage sieht, Bauteile und Komponenten von diesen Anbietern zu erhalten.

Da Huawei über eine eigene Chipproduktion verfügt, wird der Plan verfolgt, in diesem Sektor möglichst bald von einer Belieferung durch Drittanbieter unabhängig zu werden und sich selbst zu versorgen. Darüber hinaus arbeitet Huawei nun an der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems für Smartphones, da Huawei die wichtigsten Android-Dienstleistungen durch Google gekappt wurden.

Neuer „Langer Marsch“: Chinesen schon eingeschworen

Weitere Hinweise auf die Kampfbereitschaft der Chinesen und einen zeitlich lang anhaltenden Handelskrieg ergeben sich ebenfalls aus der Tatsache, dass Chinas Staatspräsident Xi Jinping seine Nation in der dieser Woche zu einem „neuen Langen Marsch“ im Rahmen seines Besuchs in der Provinz Jiangxi aufgerufen hat.

China ist längst von einer nationalverherrlichenden Stimmungswelle ergriffen worden, zu der insbesondere auch die aktuelle Medienberichterstattung in der Heimat beiträgt. Die USA werden in dieser Berichterstattung größtenteils als Mobber dargestellt, die den Handelskrieg weiter befördern, um das chinesische Volk zu demütigen.

Historischer Vergleich: Handelskrieg könnte eine sehr langwierige Angelegenheit werden

Jin Canrong, Professor für internationale Beziehungen an der Renmin University of China teilte jüngst in einem Interview mit, dass das Endspiel der Washingtoner Falken vorsähe, China zur Aufgabe seiner eigenen Entwicklung – anstelle einer ausgeglichenen Handelsbilanz – zu zwingen.

Andere Beobachter sind gar der Ansicht, dass die Sackgasse in den Handelsgesprächen den im Jahr 1950 zwischen den USA und China in Panmunjom abgehaltenen Friedensgesprächen im Korea-Krieg ähnelten. So gelangen Analysten des Handelsministeriums zu der Ansicht, dass ein beiderseitiges Abkommen sehr schnell wieder in sich zusammenbrechen könnte, falls es überhaupt dazu kommen sollte.

Flankiert wurden diese Aussagen durch Zhang Yongjun, Chefökonom des Zentrums für Internationalen Wirtschaftsaustausch, der erklärte, dass der Handelskrieg zwischen den USA und China sich aus dem aktuellen Blickwinkel zu einer langfristigen Angelegenheit entwickeln werde.

Und auf eben dieses Szenario sollten und werden sich auch die Finanzmärkte irgendwann einmal einstellen. Noch lässt sich nicht genau sagen, wie stark die Schäden hinsichtlich der globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten ausfallen werden. Doch lange wird es nicht mehr dauern, bis die Ergebnisse für jedermann sichtbar zutage treten werden.

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