Ich habe die Überschrift zu diesem Artikel in Anlehnung an Andreas Eschbachs Buch „1 Billion Dollar“ ausgewählt. Zu Beginn dieses Berichtes möchte ich den Angehörigen der am vergangenen Freitag in der französischen Hauptstadt Paris kaltblütig ermordeten Mitbürgern mein herzliches und aufrichtiges Beileid aussprechen. Es ist schwer, im aktuellen Umfeld von derart viel Schmerz und Trauer einen kühlen Kopf zu bewahren, geschweige denn, uns über den tieferen Sinn dieser verübten Attentate bewusst zu werden. Bei manchen von uns wird sich ein Bewusstsein für den tieferen Sinn dieser Anschläge im Zeitablauf einstellen, andere werden darin vielleicht niemals eine tiefere Bedeutung sehen. Es bleibt zu hoffen, dass wir den nun ertönenden Kriegstrommeln nicht auf den Leim gehen werden!

Gehen wir den Kriegstrommlern jetzt bitte nicht ins Netz!

Unterdessen hat Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande eine Aufrechterhaltung des Ausnahmezustandes für einen Zeitraum von drei Monaten bekannt gegeben. Es zeigt sich, dass die Demokratie Pause hat, wenn es ernst wird. Und dort scheinen wir nun zu stehen.

Um es mit den Worten der Liebe auszudrücken, sind die Dinge nun einmal so, wie sie sind. Egal, wie schlimm Dinge und Ereignisse gefühlt auch sein mögen, sie verlangen stets nach Annahme, und nicht nach grenzenloser Abwehr.

An einem Freitag, dem 13. im Jahre 1307 lieferte der französische König Philipp IV. die Templer ans Messer. Also müssen die am Freitag, dem 13. Tag dieses Novembers verübten Attentate ebenfalls eine tiefere Bedeutung und einen Bezug zu diesem Ereignis haben. Es gibt in der Tat eine ganze Reihe von Personen, die im Internet in Assoziation dieser Kalenderdaten den Beginn eines neuen Kreuzzugs zwischen Christen und Muslimen ausgerufen haben.

Diesmal jedoch nicht in den Sphären des Orients, sondern auf dem Boden unseres europäischen Abendlandes. Mit Kopfschütteln nehme ich diese Dinge zur Kenntnis. Die in Frankreichs Hauptstadt Paris verübten Attentate stellen nicht nur einen weiteren Wendepunkt in Bezug auf die sich verschärfenden Diskussionen zur „europäischen Sicherheitsarchitektur“, sondern auch den Umgang zwischen zwei Kulturen dar, denen es seit Jahrhunderten an gegenseitigem Verständnis und an Einsicht mangelt.

Dieser untereinander herrschende Umgang, und der darin sichtbar werdende Mangel, hat seit Freitag einen neuen Tiefpunkt erreicht. Um an dieser Stelle an die einstigen Aussagen des im letzten Jahr verstorbenen Peter Scholl-Latour zu erinnern, wurde es in der Vergangenheit auf höchster politischer Ebene versäumt, sich im Angesicht des Schengen-Abkommens und den damit einher gehenden offenen Grenzen über eine adäquate Form der Sicherheitsarchitektur in Europa Gedanken zu machen.

Es bietet sich eine historische Chance, nutzen wir sie!

Mein Beitrag verfolgt jedoch weder das Ziel anzuklagen noch zu verurteilen. Vielmehr bietet sich eine Chance, sich der Vorteile, die mit der allgemeinen Öffnung innereuropäischer Grenzen einhergingen, vollauf bewusst zu werden. Nicht selten dämmern derlei Erkenntnisse, wenn es zu spät ist.

Im selben Atemzug erkennen wir nun auch, dass die Außengrenzen der Europäischen Union, die seit jeher sperrangelweit offen standen, in anderer Weise hätten geschützt werden müssen. Ferner zeigt sich spätestens jetzt und im Angesicht der Flüchtlingskrise, dass es Europa stets an einer gemeinsamen Militär- und Verteidigungsarchitektur gemangelt hat.

Zu lange haben sich die EU-Länder hinter dem militärischen Schutzschirm der Vereinigten Staaten versteckt, wodurch sich der europäische Kontinent in hochgradige Abhängigkeit von den Launen Washingtons gebracht hat. Wir haben nun die historische Chance, daran endlich etwas zu ändern!

Kehren wir zu Selbstvertrauen, Selbstbestimmtheit und unseren Werten zurück

Im Angesicht der aktuellen Ereignisse stünde uns allen eine Rückkehr zu Selbstvertrauen, Selbstbestimmtheit und den Werten, die unseren Kontinent stets ausgemacht und stark gemacht haben, gut zu Gesicht. Und nicht die Erzeugung eines Klimas der Angst und Panik! Dazu gehört im Angesicht der aktuellen Ereignisse insbesondere auch unsere Fähigkeit zu christlichem Mitgefühl!

Was uns nicht gut zu Gesicht stünde, sind voranschreitende Entzweiung, Verurteilungen gleich welcher Coleur, Kriegsgetrommel und ein Hören auf die Verängstigungskampagnen von Rattenfängern, gänzlich gleich, in welch ideologisch oder politisch gefärbtem Gewand diese nun auch daherkommen mögen. Bedienen wir uns unseres eigenen Verstandes und zeigen Mitgefühl und Stärke, indem wir unser Herz öffnen!

Viel zu lang schien dieses Herz verschlossen und darauf gerichtet, die sich in der Welt abspielenden Ereignisse zu ignorieren. Schließlich spielten sich diese Ereignisse aus unserem Blickwinkel in weiter Ferne ab. Nein, liebe Leser, es zeigt sich, dass Deutschland nicht an Afghanistans Hindukusch verteidigt wurde! In diesen Tagen wird uns schmerzlich bewusst, welchen Trugschlüssen wir in unserer Gesellschaft mehrheitlich aufgesessen waren.

Unsere eigene Ignoranz hat uns nun eingeholt!

Wir haben die große Politik und die militärische Eskalation in der Welt anderen überlassen, unter anderem jenen, die wir alle vier Jahre wählen. In einer hochgradig vernetzten Welt lernen wir spätestens jetzt, dass wir uns Weltereignissen, egal in welcher geographischen Ferne sie sich auch abspielen mögen, nicht verschließen, geschweige denn diese über lange Zeiträume ignorieren können.

Denn letztendlich sind wir Menschen auf dieser Erde alle miteinander verbunden, gleich welcher Kultur, Religion oder Hautfarbe wir sind. Wir lernen dies nun, indem der Bumerang aus den in den letzten Jahrzehnten betriebenen politischen und militärischen Interventionen unserer westlichen Regierungen im Nahen und Mittleren Osten sowie anderen Weltregionen auf uns selbst zurückschwingt.

„Seht her, wie die Horden aus dem Mittleren Osten und Nordafrika uns überrennen“, steht in diesen Tagen vielerorts zu lesen. Ja, genau. Was erwarten wir auch anderes von Menschen, denen in Ihrer Heimat die (Über-) Lebensgrundlage entzogen wurde, die über einen Zeitraum von Jahren Opfer eines Bombenhagels wurden, wie ihn unsere Vorgängergenerationen in Europa zuletzt zu Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs (durch)leben mussten?!

Die Ignoranz, mit der wir diese Entwicklungen in aller Welt gesamtgesellschaftlich abtaten, indem wir uns voll und ganz den wichtigeren Aufgaben, nämlich denen unseres persönlichen Vorankommens, widmeten, haben uns nun eingeholt! Und zwar holt uns diese Entwicklung in einer Weise ein, die uns endlich erkennen lässt, dass sich nichts auf diesem Planeten getrennt voneinander betrachten lässt. 

Denn alles und jeder auf diesem Planeten ist miteinander verbunden. Dies ist ein Naturgesetz, auch wenn uns unser Geist noch so sehr einreden will, dass eine voranschreitende Trennung und Abschottung voneinander der bessere Weg sei, den es in der Zukunft zu beschreiten gilt. Ich nenne diesen Weg einen Pfad der Verirrung oder geistigen Verwirrung.

In Europa ankommende Flüchtlingstrecks sind Spiegel dessen, was in der Welt sich vorgeht

Vielmehr sind die in Europa ankommenden Flüchtlingstrecks Ausdruck und Spiegel dessen, was sich in der Welt abspielt. Solange wir nicht selbst davon betroffen waren, haben uns diese Entwicklungen mehrheitlich nicht sonderlich interessiert. Selbst, dass unsere Soldaten wieder in Kampfeinsätze in den entlegensten Weltregionen entsendet wurden, hat uns mehrheitlich nicht gekratzt oder auch nur in irgendeiner Weise berührt.

Geben wir also Acht, dass die grenzenlose Ignoranz und der in uns selbst wohnende Hass, mittels dessen unsere Gesellschaften andere Gesellschaften im Nahen und Mittleren Osten zerstört haben, sich nicht gegen uns selbst richten, um auch unsere eigenen Gesellschaften in Europa aus den Angeln zu heben. Eine Suche nach Sündenböcken – gleich welcher Art – wird ihren Dienst versagen.  

Wir blicken einer historischen Chance ins Antlitz! Denn unsere eigenen Gesellschaften sehen sich jetzt erstmals mit den Folgen einer Politik konfrontiert, die im Zuge eines Rohstoff- und Neokolonialismus in den vergangenen Jahrzehnten darauf setzte, die eigenen Interessen, wenn nicht anders möglich, auch unter Anzettelung von Kriegen gegenüber anderen Gesellschaften in der Welt mit knallharten Mitteln durchzusetzen.

Rohstoff- und Neokolonialismus haben versagt: und wir können nicht mehr wegschauen

Diese Machtinteressen haben viele Länder in Schutt und Asche gelegt und zu unbändigem Leid und Not in vielen Weltregionen geführt. Sagen wir bitte nicht, dass wir davon nichts gewusst haben wollen. Solange diese Art der Politik beschwichtigenden Einfluss auf die Entwicklung der Benzinpreise an unseren Zapfsäulen hatte und unsere Versorgung mit wichtigen Rohstoffgütern oder irgendwelchem Konsumtand gleich welcher Art absicherte, ließen sich nur wenige Stimmen der Opposition vernehmen.

Doch jetzt, da sich die Flüchtlingstrecks aus diesen zerstörten Weltregionen in Richtung Europa auf den Weg gemacht haben, blicken wir alle dieser hässlichen Fratze des Krieges erstmals direkt ins Gesicht. Wir können nicht mehr wegschauen. Jetzt sind die in aller Welt verursachten Probleme auch zu unseren Problemen geworden. Oder, wie zuvor erwähnt, zu einer riesigen Chance, wenn wir uns dessen bewusst werden.    

<link kategorie wirtschaftsfacts beitrag wenn-es-ernst-wird-hat-die-demokratie-pause-teil-2>Lesen Sie die Fortsetzung dieses Berichtes in Teil 2

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