Amerikas Fracking-Industrie profitiert von dem im vergangenen November abgeschlossenen OPEC-Deal, der ab Beginn dieses Jahres eine Förderkürzung von $1,2 Millionen Barrel pro Tag vorsieht. Diese Entwicklung spiegelt sich unter anderem in den in den USA wieder in Betrieb genommenen Bohrlöchern.

Neueste Daten der Firma Baker Hughes aus der letzten Woche zeigen, dass amerikanische Öl- und Frackingunternehmen in der abgelaufenen Woche eine so hohe Anzahl von Plattformen wieder in Betrieb nahmen, wie in den vergangenen vier Jahren nicht mehr. Ob die Ziele der OPEC erreicht werden, die vorsehen, die Weltrohölpreise mittels der Förderkürzung oberhalb des Niveaus von $50 pro Fass zu halten, steht in den Sternen.

Denn bis zum Ende der letzten Wochen nahmen Ölbohr- und Frackingunternehmen in den Vereinigten Staaten weitere 29 Bohrplattformen in Betrieb, die im Angesicht der seit Juni 2014 abgestürzten Rohölpreise in großem Tempo stillgelegt wurden. Laut Baker Hughes werden in den USA nun wieder 551 Ölbohrplattformen betrieben.

Dies entspricht auch gleichzeitig dem höchsten Niveau seit November 2015. Vor einem Jahr waren 510 Bohrplattformen in den USA in Betrieb. Seit Mitte Februar 2016 sind die Ölpreise in eine Erholungsphase eingetreten, nachdem der Katzenjammer zu besagtem Zeitpunkt am größten war und in der Spitze WTI-Preise von $25 pro Fass erreicht worden waren.

Zum damaligen Zeitpunkt befanden sich die Rohölpreise auf einem 13- Jahres-Tief, während viele Analysten und Bankhäuser davor gewarnt hatten, dass ein anhaltender Preisabsturz auf bis zu $10 pro Barrel bevorstehen könnte. Was folgte, war erst einmal das genaue Gegenteil. Innerhalb des letzten Jahres haben sich die Rohölpreise um gut 100% von ihren ausgebildeten Preistiefs entfernt, um nun knapp oberhalb der Marke von $50 pro Fass zu verharren.

Seit Februar 2016: 235 aktivierte Bohrlöcher in den USA

Mit dieser einsetzenden Preiserholung – die wahrscheinlich in Erwartung einer Förderkürzung durch die OPEC-Staaten stattfand – hat sich die Anzahl der in den Vereinigten Staaten wieder in Betrieb genommenen Bohrplattformen ebenfalls in hohem Tempo erhöht – und zwar um 235 Rigs seit Februar 2016.

Und abermals zeigt sich, dass die Hauptprofiteure dieser Entwicklung unter amerikanischen Fracking-Firmen auszumachen sind. Denn rund 2/3 der wieder in Betrieb genommenen Rigs befinden sich im so genannten Permian Basin, der landesweit größten Frackingölregion, die sich über die beiden Bundesstaaten Texas und New Mexiko erstreckt.

Doch auch das Fracking-Basin namens Cana Woodford im Bundesstaat Oklahoma nahm eine große Anzahl von ehedem betriebenen Plattformen zuletzt wieder in Betrieb. Mit insgesamt 45 Bohrplattformen sind hier zurzeit so viele Rigs in Betrieb wie seit dem Jahr 2011 schon nicht mehr.

Förderkürzungen der OPEC nicht ausreichend?

Man muss sich vorstellen, welchen Absturz die Anzahl der in den Vereinigten Staaten aktiven Förderplattformen von Oktober 2014 bis May 2016 hinter sich gebracht hatten. In benanntem Zeitraum stürzten die in Betrieb befindlichen Bohrplattformen von rekordhohen 1.610 auf nur noch 315 ab. Gleichzeitig kollabierte WTI von knapp $108 pro Fass im Juni 2014 auf nur noch knapp $26 pro Fass im Februar 2016.

Die große Sorge, die unter Finanz- und Ölanalysten momentan die Runde macht, ist, dass die im Angesicht großer Not und immenser Uneinigkeit durch die OPEC-Länder beschlossene Förderkürzung sich als nicht ausreichend erweisen könnte, um die Rohölpreise auf längere Sicht auf dem aktuellen Niveau zu stabilisieren.

Dies gilt insbesondere aufgrund der Tatsache, da Amerikas Fracking-Industrie Morgenluft zu wittern scheint. Vielerorts scheint Fracking-Öl zu aktuellen Preisen wieder wettbewerbsfähig zu sein, was sich auch daran zeigt, dass die den Absturz überlebt habenden Unternehmen ihre Ausgaben im laufenden Jahr wieder um ein Viertel zu steigern beabsichtigen.

Schnellere Trendwende bei US-Öl- und Gasproduktion als bisher erwartet

Noch im Jahr 2016 brachen die Ausgaben unter Amerikas Fracking-Firmen um fast 50% ein, während im Gesamtjahr 2015 ein Ausgaberückgang von 36% gemessen wurde. Erfreulicher Nebeneffekt der Fracking-Förderung in den Vereinigten Staaten ist, dass die meisten der in Betrieb befindlichen Bohrplattformen sowohl Öl als auch Gas fördern.

Dies führt dazu, dass die Öl- und Gasproduktion in den USA eine schnellere Trendwende am Vollziehen ist als in vorherigen Prognosen gemeinhin angenommen. Laut der amerikanischen Energieinformationsbehörde wird sich die Rohölförderung in den USA im laufenden Jahr um  knapp 170.000 Fass pro Tag erhöhen, nachdem die Produktion in 2016 um 300.000 Fass pro Tag abgestürzt war.

Überdies rechnet die Energieinformationsbehörde damit, dass sich die Rohölförderung in den USA im laufenden Jahr auf bis zu 500.000 Fass pro Tag erhöhen wird, womit in nur kurzer Zeit ein neuer Förderrekord aufgestellt würde. Sollte es so kommen, wird Amerikas Fracking-Industrie der OPEC definitiv in die Fördersuppe spucken. Die OPEC käme dann im Angesicht von tendenziell erneut rückläufigen Ölpreisen ein weiteres Mal in Zugzwang... 

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