Die Einführung von Negativzinsen hat bislang in den davon betroffenen Wirtschaftsräumen erwartungsgemäß nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt. Entgegen der mit Negativzinsen verbundenen Hoffnung auf steigende Ausgaben der Verbraucher und einer Ankurbelung des Konsums hält eine Mehrheit der Verbraucher das verfügbare Geld zusammen, um die eigenen Ersparnisse zu erhöhen.

Neueste Wirtschaftsdaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) legen Zeugnis darüber ab, dass die Verbraucher im Umfeld der Null- und Negativzinsen nicht nur in Japan und Deutschland deutlich mehr Geld auf die hohe Kante legen.

In Dänemark, Schweden und der Schweiz, die alle bereits auf Negativzinsen blicken, sind die jeweiligen Sparquoten auf das höchste Niveau seit mehr als 20 Jahren geklettert. Hauptgrund ist, da vor allem angehenden Rentnern und Pensionären die Zinserträge auf ihre Ersparnisse durch Zentralbanken geraubt und zunichte gemacht worden sind.

Ergo legt die Generation in der Altersklasse zwischen 40 und 60 Jahren noch mehr Geld auf die hohe Kante, um über ausreichend Ersparnisse für den Eintritt in den Lebensabend zu verfügen. Interessant ist die Tatsache, dass auch Unternehmen in Europa. Japan, Afrika und dem Mittleren Osten ihre Bargeldbestände teils deutlich erhöht haben.

Eine wachsende Anzahl von Ökonomen und Analysten warnt davor, dass mit Negativzinsen noch weitreichendere Probleme verbunden sein könnten als ehedem vermutet. Denn Noten- und Zentralbanken äußerten auf diese Weise – wenn auch unbeabsichtigt – an den Märkten ihre Furcht über den zukünftigen Wachstumsausblick.

Gleichzeitig sinke das Vertrauen unter vielen Investoren und Finanzmarktakteuren in die Fähigkeit der Zentralbanken, dieser Entwicklung Herr zu werden und diese sich selbst nährende Dynamik unter Kontrolle zu bringen.

Durch Zentralbanken kommuniziertes Ziel einer Einführung von Null- und Negativzinsen ist stets die Ankurbelung des heimischen Konsums und der durch Unternehmen getätigten Investitionen gewesen. Gleichzeitig liegen die eigens gesetzten Inflationsziele unter vielen Zentralbanken bei 2%.

Eigentlicher Hintergrund für Ausrottung des Zinses

Von einem Erreichen dieser drei Hauptzielsetzungen scheinen Zentralbanken zum aktuellen Zeitpunkt mehr als jemals zuvor entfernt zu sein. Die finanzielle Repression, der sich Notenbanken rund um den Globus immer stärker verzweifelt in die Arme flüchten, gleicht einer nach unten gepressten Spannfeder, die irgendwann mit Verve zurückschnellen wird.

Ziel der künstlich herbeigeführten Deckelung und Minimierung der Zinserträge auf Anlageersparnisse und  „sichere“ Investments wie Staatsanleihen ist stets die verfolgte Absicht gewesen, diese Anlagegelder zu „befreien“, damit diese in den Konsum fließen können.

Ein zunehmender Konsum nach Gütern aller Art sollte die Inflation ankurbeln und für ein verbessertes Wirtschaftswachstum sorgen. So lautete zumindest die Theorie. In der Praxis ist davon – auch unter Berücksichtigung der weiter oben angesprochenen Realentwicklung – kaum bis überhaupt nichts zu spüren.

Vielmehr ist es erstaunlich, auf welch ignorante Weise Zentralbankgouverneure, Regierungen und deren ökonomische Berater nach Art von Paul Krugman die Tatsache unter den Teppich kehren, dass eine artifizielle Unterdrückung der Zinsen die Menschen im Gros dazu bringt, noch mehr zu sparen als zuvor – anstatt mehr zu konsumieren.

Ersparnisbildung für den Lebensabend: Ertragslücke wird sogar noch größer

Mehr als offensichtlich ist nach rund zwei Jahren des Negativzinsexperiments geworden, dass den Menschen die auf diese Weise durch die Geldpolitik aufoktroyierte und entstandene Lücke im Bereich der Zinserträge zur Ersparnisbildung für den Lebensabend nicht auch noch durch ein ausgabefreudigeres Verhalten geschlossen werden kann.

Vielmehr würde sich die Lücke auf diese Weise noch vergrößern. Doch einmal diesen Pfad der Monetisierung von Schulden beschritten dürfte es in absehbarer Zukunft noch zu ganz anderen irrwitzigen Experimenten durch Zentralbanken kommen.

Und dies alles nur, weil die Protagonisten nicht fähig und willens zu sein scheinen zuzugeben, dass deren Geldpolitik gegen die Wand gefahren ist und das System von Grund auf erneuert und wieder auf solide Füße gestellt werden muss. Eine vergleichbare Realitätsverweigerung ließ sich in jüngerer Geschichte wohl nur unter den Bonzen des DDR-Staats ausmachen.

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