In U.K. scheint man aus einst gemachten Fehlern gelernt zu haben. Nicht nur die Opposition, sondern auch 30 eigene Parteimitglieder versagten Premier Cameron die Gefolgschaft in der Abstimmung zu einem Militäreinsatz in Syrien. Nun, unterdessen holt unser kriegstreibender Friedensnobelpreisträger im Weißen Haus Plan B aus der Schublade, nach dem die USA sehr wahrscheinlich zu einem unilateralen Militärschlag gegen die Assad-Regierung ausholen dürften. Es bleibt zu hoffen, dass eine solche Aktion den eigentlichen Hauptaggressor in der Welt endlich einmal richtig bloßstellen würde.
Ach je, manche werden vielleicht sagen, jetzt klingt der Baudzus schon wie einer der Linken, die bösen Diktatoren im Nahen und Mittleren Osten immerfort die Stange halten. Nun, liebe Leser, mitnichten. Ich habe nur seit langer Zeit schon die Schnauze gestrichen voll von westlichen Regierungen, die unter dem Deckmantel der Demokratiebeglückung anderer Staaten und dem sich ewig wiederholenden Slogan des Humanismus ihren egoistischen Eigeninteressen nachgehen, um zu versuchen, diese letztendlich auch mit Waffengewalt durchzusetzen.
Ob es sich dabei um den globalen Kampf und die angestrebte Vorherrschaft um den Abbau von Rohstoffen oder um geostrategische Interessen handelt, spielt eigentlich kaum eine Rolle. Stets wird der Versuch unternommen, diese Interessen mit aller Macht durchzusetzen, dabei jedoch die Weltöffentlichkeit auf die eigene Seite zu ziehen, indem den Menschen jede auch nur erdenkliche Lüge und Unwahrheit völlig skrupellos auf den Tisch gebracht wird. Zuletzt bin ich auf dieses Thema in „Syrien-Krieg: Propagandamaschine rollt“ eingegangen.
Und während man das Parlament in Großbritannien bereits zur Abstimmung über einen neuen Kriegseinsatz bemüht hat, liegen immer noch keine handfesten Beweise darüber vor, wer denn nun tatsächlich Giftgas außerhalb der syrischen Hauptstadt Damaskus eingesetzt haben soll. In den vergangenen Tagen hieß es seitens westlicher Regierungen stets, dass es Beweise für den Einsatz dieses Giftgases durch die Assad-Regierung gebe, man diese Beweise jedoch nicht öffentlich machen könne.
Zum Großteil basierten diese Beweise auf Erkenntnissen von verschiedenen Geheimdiensten, die Gespräche hochrangiger Offizieller der syrischen Regierung abgehört hätten. Gähn! Mein Gott, die politische Führung unserer westlichen Industrieländer scheint uns alle entweder für sehr dumm zu halten oder überschätzt sich selbst auf eine Weise, die auf Realitätsverlust par excellence hinzuweisen scheint. Beides wäre auf seine Weise fatal – nach allem, was sich im Rückblick auf die Militäreinsätze und Ereignisse im Irak und Afghanistan feststellen ließ.
Funktionierte diese Propagandamaschine im Hinblick auf Ex-Außenminister Colin Powell und dessen aufgetischten Märchengeschichten über vermeintliche Massenvernichtungswaffen im Irak noch recht gut, so scheint nun endlich Sand ins Getriebe dieses Apparates gekommen zu sein. Nun, dies liegt daran, dass eine geläuterte Weltöffentlichkeit heute weit weniger dazu bereit zu sein scheint, politischen Führungen Glauben zu schenken, die nach Aussage des ehemaligen luxemburgischen Premiers und Ex-Führers der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, eben lügen müssen, wenn es ernst wird.
Zum Glück durchschauen immer mehr Menschen dieses perfide Zusammenspiel zwischen Politik und Medien, wobei man gerechterweise anführen muss, dass auch viele westliche Medien heute weitaus weniger gewillt in den Chor der Kriegstreiber einstimmen als in der Vergangenheit. Ein Resultat aus dieser Entwicklung haben wir nun brühwarm erhalten, nachdem nicht nur die britische Opposition, sondern auch 30 Parlamentsmitglieder aus der eigenen Tory-Partei von Premier David Cameron gegen einen syrischen Kriegseinsatz an der Seite der USA votierten. Nach dieser demütigenden Schlappe sollte Cameron umgehend zurücktreten.
Denn nicht nur aufgrund seiner gebrochenen Wahlversprechen zur Innenpolitik und der damit verknüpften Reduzierung der Verschuldung des Landes, sondern vor allem auch aufgrund der erfolgten Parlamentsabstimmung zum Syrien-Einsatz steht Cameron da wie ein begossener Pudel. Wer soll diesen Mann ab heute noch ernst nehmen? Nun, im Hinblick auf unseren kriegstreibenden Friedensnobelpreisträger im Weißen Haus wird das lediglich bedeuten, die fertig ausgearbeiteten Kriegspläne gegen Syrien zu ändern. Jetzt könnte es gar so weit kommen, dass die USA unilateral gegen das Land losschlagen werden.
Die Pläne der USA und ihrer westlichen Verbündeten gingen in den letzten zwei Jahren nicht auf, die darauf basierten, die syrische Opposition nicht nur finanziell, sondern auch militärisch aufzurüsten, um Assad zu stürzen. Dieses Spiel war von vornherein gefährlich, war doch klar, dass Russland an der syrischen Mittelmeerküste mit dem Hafen Tartus über die einzige Marinebasis in dieser strategisch wichtigen Region verfügt. Ein Syrien-Krieg soll wohl auch vornehmlich den Iran treffen, der mit der Alawiten-Regierung Assads verbündet ist und dadurch über eine wichtige Landbrücke zum Mittelmeer verfügt.
Erreicht hat man, dass aus Saudi-Arabien Tausende von Wahhabiten und Salafisten in Syrien einsickerten, die durch die saudischen Scheichs sehr wahrscheinlich finanziell unterstützt werden. Dass es sich bei diesen Gruppen um Gotteskrieger und angeblich Al-Qaida nahe stehende Freischärler handeln soll, die schon im Jugoslawien-Krieg von sich reden machten, scheint dem Westen und den USA einmal mehr völlig schnuppe zu sein. Wichtig ist wieder einmal nur, die eigenen geostrategischen Ziele zu erreichen – mit welchen Mitteln auch immer.
Ein Fall Syriens würde einen potenziell folgenden Iran-Krieg nur umso wahrscheinlicher machen. Und genau hierin dürfte sich eines der langfristigen Ziele der USA und Israels widerspiegeln. Dass eine aufgrund ihres Erdölreichtums immens wichtige Weltregion auf diese Weise immer mehr destabilisiert wird, scheint weder in Washington noch in Jerusalem auf große Vorbehalte zu treffen. Ein hoffnungsvolles Zeichen haben in der laufenden Syrien-Kampagne die Bevölkerungen der europäischen Industrieländer gesetzt, die einen solchen Einsatz mit bis zu zwei Dritteln ablehnen.
Und das ist gut so. Denn was wir brauchen sind keine neuen Kriege, sondern wir müssen uns immer ein kleines Stückchen mehr über die Tatsache bewusst werden, dass dieselben Leute, die uns unsere immense Wirtschaftskrise hautsächlich eingebrockt haben, heute am lautesten nach dem Krieg schreien, um von ihrem vollumfänglichen Scheitern abzulenken. Wie das Beispiel USA zeigt, nehmen sich Demokraten und Republikaner dabei wenig bis gar nichts. Im Endeffekt geht es diesen Parteien nur darum, die Interessen der sie hofierenden Konzerne, der Großindustrie und der Banken zu verteidigen. Wo sie in diesem darwinistischen Spiel um Macht und Eitelkeiten bleiben, ist diesen Leute völlig egal,-)
Zum Lesen des Interviews bitte hier klicken
Hier sei abschließend noch auf ein in dieser Woche durch Izvestia geführtes Exklusiv-Interview mit Baschar al-Assad verwiesen. Wer einmal die „andere“ Seite sprechen hören möchte, sollte sich die Zeit zum Lesen definitiv nehmen.
Kommentare
Ich habe jegliches Vertrauen verloren. Die Jugend hat sich wohl schon lange aus der Politik verabschiedet. Der Rest der jüngeren Generation sind wohl wieder die, denen man ebenfalls nicht trauen kann. Was bleibt, ist das genaue Hinsehen und der Vergleich der Worte mit den Taten.
Schade!
genauso so ist es! Es geht gerade in dieser Region in erster Linie um Macht- und Rohstoffinteressen und so werden selbst internationale Abkommen (Verbot von Massenvernichtungswaffen/Verbot von Angriffskriegen) und Prinzipien (Menschenwürde/Humanität) allenfalls selektiv betont bzw. bis zur absoluten Unglaubwürdigkeit so weit gezogen und verdreht, bis es zum eigenen Machtkalkül passt.
Übrigens: bereits im Mai d.J. fiel der Verdacht des Mainstream in puncto Giftgaseinsatz auf das Assad-Regime. Na, und was förderte schließlich die UNO lt. ihrer Sachverständigen Carla del Ponte zu Tage: die Rebellen waren verantwortlich!
http://denkland.wordpress.com/2013/08/29/angriff-auf-syrien-die-stunde-der-geolten-zyniker
Hierzu blieb es - wen wundert's ? - auch in der deutschen Presselandschaft in weiten Teilen mal wieder auffällig stumm...
Beste Grüße
Als ehemaliger Berufsoffizier stimme ich Ihren Worten vollkommen zu.
Wenn nicht gerade linksverdächtige Menschen wie Sie, Volker Hellmeyer, meine Wenigkeit und viele Andere das 'System Amerikas' satt haben bedeutet das wohl nur eins:
Der Westen unter Führung Amerikas ist fertig.
Meiner Ansicht nach ist der Westen an dem Punkt, wo die UdSSR 1989 war.
Hoffen wir, dass den USA/UK für ihre Machtspielchen das Geld ausgeht bevor sie ihre dummen Gedanken in die Tat umsetzen können.
Das Ganze ist alternativlos (Zitat von ???)
In Vietnam setzten die ach so moralischen Freiheitskämpfer dann Napalm und Agent Orange ein und vergiften damit noch heute die dort lebenden Menschen ebenso wie im Irak und Afghanistan durch die Uranmunition, die sie dort (nachweislich) verschossen haben. Wer will mit solchen Verbündeten deren Interessen verteidigen? Es ist einfach erbärmlich wie unsere Politikdarsteller sich winden und den Wahltag herbei sehnen, einfach widerlich, die Figur, die unser Außenminister abgibt und Mutti? – Bloß nicht festlegen!
Erstmals vielen Dank für Ihre tollen Beiträge und bitte weiter so !!!!!!!!
Sie sind bei den Beiträgen meine Nummer Eins!
Und - die Schnauze voll - habe ich auch schon lange!
Soeben auf ntv - US Banken verdienen soviel wie nie - im letzten Quartal unglaubliche 40 Milliarden $.
Was ist auf dieser Welt nur los?
Anscheinend sind wir dieser Finanzmafia vollends ausgeliefert.
Viele Grüße !!!!
Da kennen Sie aber nicht die "politic correctness" die allen "politisch Verantwortlichen" ins Parteibuch geschrieben steht. Kritisiere NIE den Staat Israel. Sie und ich wissen warum solche Herren wie Missfelder & Co eine steile Karriere bevorsteht. Er gibt über die richtige (Atlantik) Brücke ins Wunderland der Rabbitholes... Oder warum ein Ken Jebsen von der selben Lobby und "Achse des Guten" weggehetzt werden. Oder warum Herr Müller auf dünnem Eis gesehen wird, von einigen Stellen bereits argwöhnisch observiert....Wir sind immer schuldig. Auch wenn wir unschuldig sind. Und "unsere Freunde" halten es wie Tony Montana mit der AK47 in der Hand der schreit:" Ich sage immer die Wahrheit, auch wenn ich lüge!"
@ ironalex
Jepp, unsere Fahne im Wind hat die Form eines Hosenanzuges...
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/krise-im-nahen-osten-bundesregierung-schliesst-syrien-einsatz-aus-a-919534.html
http://www.politaia.org/terror/assad-im-interview-fur-die-russische-tageszeitung-iswestija/
http://www.ardmediathek.de/das-erste/beckmann/droht-ein-flaechenbrand-im-nahen-osten?documentId=16830564
Auch möchte ich auf Unstimmigkeiten der hochgeladenen YouTube-Videos zu den Gasangriffen verweisen.
http://konjunktion.info/2013/08/gastbeitrag-syrien-und-youtube-oder-der-etwas-andere-videobeweis/
Vielen Dank für ihre Artikel. Was wir benötigen ist ein paar mutige Männer und Frauen, die es wagen, die Agressionspolitik endlich vor einen internationen Gerichtshof zu bringen. Es muß die andauernde Übertretung des internationalen und Völkerrechts durch die anglo-franco-amerikanische Troika so klar wie möglich publik gemacht werden. Auch wenn Herr Obama oder Hollande nicht vors Gericht zu bringen sind, es kommt auf den psychologischen Effekt an.
Wir haben einen Überfluß von kritischen Stimmen in der westlichen Welt, aber niemand der was unternimmt. Was kann getan werden?
Übrigens hat die USA aktiv am Sturz des westlich orientierten Schah Ende der 70 er Jahre mitgewirkt: war das Ziel dann nach 40 Jahren diesen Staat mit Raketen zu überziehen. Die Weltgeschichte der letzten 40 Jahre ist so voller Ungereimtheiten die Millonen Menschen ins Unglück gestürzt haben, daß es Zeit wäre auf friedliche Weise nach Lösungen zu suchen, auch gegen den Weltpolizisten, und sich nicht aufs (wenn auch notwendige und begrüssenwerte) informieren zu beschränken.