Guten Tag meine Damen und Herren,

in der nachösterlichen Woche ließen es die Märkte vergleichsweise ruhig angehen. Gegen Monatsende zogen die Kurse etwas gen Norden, auf den wichtigen Widerstand bei 10.130 DAX-Punkten zu, jedoch ohne die 10.000er-Marke nachhaltig zu überwinden. Darüber wären 10.400 Punkte das Ziel. Die Charttechniker empfehlen jedoch eher ein Abwarten, denn diese sehen in den kommenden Tagen nach einem kurzen Zwischenhoch eher wieder fallende Kurse, um für einen möglichen Wiederanstieg Luft zu holen. Nach unten wären entsprechend 9.750 sowie vor allem 9.300 Punkte die wichtigsten Entscheidungsmarken. Für die kommenden Wochen ist also zunächst eher mit leichteren Kursen zu rechnen. Sie wissen natürlich, dass Charttechnik nur eine Wahrscheinlichkeitsrechnung sein kann.

Geldmenge M3 steigt um fünf Prozent – Wo bleibt die Inflation?

Für die Geldmenge M3 wurde ein Zuwachs von fünf Prozent vermeldet, die Inflation bleibt jedoch relativ niedrig. Das verwundert den einen oder anderen immer wieder, weil die Formel doch eigentlich sehr klar sein sollte: Die Inflation entspricht dem Geldmengenwachstum abzüglich Wirtschaftswachstum. Das deutsche Wirtschaftswachstum liegt aktuell bei 1,5 Prozent. Demnach sollte es 3,5 Prozent Inflation geben. Aber irgendwie scheint sich dies nicht im Warenkorb niederzuschlagen, denn die dort gemessene Inflation kommt über einen Wert von 0,2 Prozent nicht hinaus. Wo bleibt also der  Rest der Inflation, und zwar schon seit einigen Jahren? Der ist mitnichten verschwunden, sondern es wurde ein Inflationspotential aufgebaut. Das bedeutet, dass sehr viel mehr Geld in den Markt kommt und gespeichert wird – etwa auf Festgeldkonten – und wartet darauf, sich auf die im Verhältnis dazu weniger zu Verfügung stehenden Güter zu stürzen. Mit anderen Worten steht immer mehr Geld immer weniger Gütern und Dienstleistungen gegenüber und damit sinkt eben auch der Wert dieses Geldes. Dieser sinkt zwar nicht direkt, sehr wohl aber steigt das Potential einer raschen Umsetzung dieser Entwertung. In dem Moment also, in dem sich das gespeicherte Geld von den Konten und anderen Anlageinstrumenten auf die realen Werte umlagert, findet diese Inflation auch real statt: Die Preise gehen deutlich nach oben. Die Blasenbildung findet im Vorfeld dazu statt, übrigens auch ganz besonders im Anleihesegment.

Griechenland: IWF spricht von Schuldenerlass – und wohl nicht nur der IWF...

Der IWF-Chefvolkswirt hat sich zu Griechenland geäußert und hält einen Schuldenerlass für unabdingbar. Damit dürfte der Herr sich nicht ganz auf Linie mit Wolfgang Schäuble befinden. Ich denke, dass wir alle davon ausgehen, dass dieser Schuldenerlass kommen wird, denn Griechenland wird diese Schulden niemals zurückzahlen können. Gerade jetzt angesichts des großen Drucks durch die Flüchtlingswelle, unter dem auch noch das letzte ökonomische Standbein – nämlich der Tourismus auf den griechischen Inseln – wegbricht, gepaart mit zusätzlichen Belastungen, können wird abwarten, bis der Erlass griechischer Schulden real wird. Momentan ist Hellas zwar kaum von Zinsen und Rückzahlungspflichten belastet, da dies alles weitgehend gestundet und verschoben wurde. Mittel- und langfristig wird man allerdings um das Streichen hellenischer Schulden wohl nicht herumkommen. Sollte Angela Merkel eines Tages nicht mehr regieren und dieses nicht mehr verantworten müssen, dürfte man diesem Ansinnen nach einem Schuldenerlass wohl rascher nachgeben.

US-Ölförderanlagen: Geringste Anzahl seit 1940

Die Zahl der US-Ölförderanlagen ist auf den tiefsten Stand seit 1940 gefallen. Nach aktuellen Angaben sind gerade einmal 464 Förderstellen übrig geblieben. Von daher ist die Diskussion um eine befürchtete Flutung der Welt mit US-amerikanischem Öl und einem in diesem Zusammenhang stehenden niedrigen Ölpreis nicht wirklich zu verstehen. Schließlich gab es in den USA schon einmal weitaus mehr Ölförderanlagen – bei einem deutlich höheren Weltmarktpreis für den Rohstoff. Die Öllagerbestände befinden sich aktuell übrigens auf einem Rekordhoch. Es ist also nach wie vor keine grundsätzliche Entspannung an der Rohölfront in Sicht.

Die Farce um das Knacken von I-Phones durch US-Behörden

Das FBI knackte wohl kürzlich das I-Phone, nachdem es lange Diskussionen um mögliche Prozesse im Zuge von Abhörmaßnahmen nach einem Terroranschlag in Kalifornien gegeben hat. Apple hatte sich seinerzeit geweigert, die Zugangscodes zum Knacken des I-Phones eines mutmaßlichen Attentäters an das FBI herauszugeben. Nun ist das FBI wohl auch ohne Apples Hilfe ans Ziel gelangt. Aber irgendwie wird diese ganze Sache doch zur Farce. Nimmt das wirklich jemand ernst? Denn spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden diskutieren wir darüber, dass die NSA in der Lage ist, jederzeit auf diese Smartphones zuzugreifen. Selbst das deutsche Kanzler-Handy konnte man abhören. Und die NSA hat sicherlich nicht Angela Merkel das Passwort vom Nachttisch geklaut. Weshalb sollten die US-Geheimdienste also die Smartphones nicht abhören können? Das einzig vorstellbare Hindernis dürfte vielleicht die mangelnde Abstimmung zwischen den verschiedenen US-Diensten sein, dass die NSA ihre Erkenntnisse also nicht ans FBI weitergibt. Alles in allem ist dieses Aushorchen doch längst möglich – und von nichts anderem gehen wir schon seit geraumer Zeit aus. Was soll also diese ganze Diskussion?

Kampf gegen IS in Syrien: Widersprüchliche Rolle und Positionen des Westens

Die Truppen von Syriens Präsident Baschar al-Assad treiben mit Russlands Hilfe den sog. „Islamischen Staat“ zurück. So wurde Anfang dieser Woche die antike Wüstenstadt Palmyra zurückerobert und wichtige Verbindungen des IS unterbrochen. Dieser Vormarsch ist eine ausgesprochen interessante Entwicklung, wie ich finde. Denn der Westen, insbesondere die Amerikaner, ist seit Jahren dort aktiv. In dieser Zeit konnte sich der IS immer weiter ausbreiten, hat immer mehr Land für sich beanspruchen können und unzählige Menschen in die Flucht getrieben – zunächst in Auffanglager, dann auch zu uns nach Europa. Ja, und jetzt kommt der „böse Russe“, unterstützt Assad und innerhalb weniger Monate gelingt es, große strategische Gewinne gegen den IS zu erzielen. Was war und ist hier eigentlich los? Wer kämpft hier wirklich gegen den IS und wer unterstützt ihn? Und warum opponiert der Westen gegen die Russen, wenn die doch gegen den IS kämpfen? Irgendwie ist das alles doch recht merkwürdig, finden Sie nicht auch? Immer noch gelten die Russen als die Bösen, da sie noch immer Präsident Assad unterstützen. Gleichzeitig kämpft man gegen Assads Truppen, plädiert aber dafür, die Truppen des IS zurückzudrängen – was der Westen wiederum nicht tut, sondern den IS eher gestärkt hat...

In diesen Zusammenhang passen auch die Waffenexportmengen der USA: Seit Mai 2015 wurden Exporte im Umfang von 33 Milliarden Dollar alleine in den Nahen und Mittleren Osten genehmigt, angeführt von den Empfängerländern Saudi-Arabien, Katar, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der syrischen Opposition. Man scheint also an den (selbst mitinszenierten) Kriegen und Krisen ganz gut zu verdienen.

Terror und Atomkraftwerke: Ein zu häufig hergestellter Zusammenhang

Was den Terror angeht, wird die Situation immer gruseliger. Immer öfter wird in letzter Zeit über Atomkraftwerke im Zusammenhang mit dem Terrorismus berichtet, seien es Drohnen, die über französischen AKWs Spionage betreiben oder verdächtige bis höchst bedenkliche Leute in den Sicherheitsbereichen belgischer Atommeiler, die als Gefährder gelten und schon seit Jahren dort arbeiten. Da wird zuletzt etwa ein Wachmann getötet und sein Ausweis gestohlen. Das Thema AKWs und Terrorismus kommt mir in den letzten Monaten etwas zu häufig in Zusammenhang und das lässt einen Übles ahnen. Nun, wollen wir hoffen, dass es bei der Ahnung bleibt und keine Fakten daraus werden

Ich wünsche Ihnen ein friedliches und erholsames Frühlingswochenende und viel Spaß beim Lesen der Beiträge.

Herzlichst

Ihr Dirk Müller

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