Man ist doch immer wieder verwundert, welche oftmals merkwürdigen Eigenschaften, Talente und Charakteristika unseren Zahlungsmitteln zugesprochen werden. Häufig spricht man vom lieben Gelde und mutmaßlich ist es frei von Gestank. Es kann angeblich arbeiten, fließen und in Form eines Talers wandern. Manche finden Geld sexy und es kann und sollte sich gar vermehren.

In Russland rollt der Rubel und die Mitgliedsstaaten der europäischen Währungsunion möchten viele weitere Milliarden Euro nach Griechenland pumpen. Einige Beobachter gehen davon aus, dass diese Rettungsaktion (Kann man Geld retten?) des gerade ertrinkenden Euros eigentlich mehr dem eigenen, deutschem Wohl, anstelle dem der Griechen dient. Andere Analysten meinen, dass gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen werde.

Es scheint, als drehe sich die ganze Welt nur noch um´s Geld und nicht um die Sonne. Und jetzt gibt es auch noch eine neue Art von diesem merkwürdigen Stoff, von dem die meisten Menschen möglichst viel besitzen möchten. Vielleicht haben Sie es mitbekommen: in letzter Zeit wurde auch im Mainstream viel über ein neues Geld, nämlich einer Internetwährung namens Bitcoin berichtet. Es handelt sich hierbei um eine Art elektronisches Bargeld. Bitcoins existieren seit 2009 im Netz und gelten angeblich als „Erfindung“ des mysteriösen Japaners Satoshi Nakamoto. https://de.bitcoin.it/wiki/Satoshi_Nakamoto

Doch was rede ich da? Es wurde im Mainstream weniger neutral und objektiv berichtet, als vielmehr Panik vor dieser bösen Währung geschürt.

So schrieb SPIEGEL ONLINE am 1.6.2011 beispielsweise:

[...] Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) warnt vor der Internet-Währung Bitcoin. Das virtuelle Geld könne der Gesellschaft nachhaltig schaden und sei "schlichtweg gefährlich". Verbraucher und Händler sollten bewährten Zahlungsmitteln vertrauen. [...]

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,766167,00.html

Herje, herje! Unserem bewährten Geld wird wohl seitens der Bürger nicht mehr allzu viel Vertrauen geschenkt und ein neues, sehr gefährliches Geld verbreitet sich über das Internet. Oh je, da lässt man wohl besser die Finger davon, - es besteht akute Verbrennungsgefahr, wird sich der ein oder andere Leser obiger SPIEGEL-Zeilen sicherlich gedacht haben. Die Begründung, warum dieses Geld denn so gefährlich sei wird dann im gleichen Artikel seitens des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) mitgeliefert:

[...] Die Unabhängigkeit von staatlichen Stellen kritisiert der BVDW. Nicht nur, weil mit Bitcoins illegale Geschäfte abgewickelt werden können - sondern auch, weil durch die automatische Steuerung der Geldmenge durch Algorithmen keine Konjunkturpolitik funktioniert. Bei kriselnden Währungen können Staaten sonst die Notenpresse anwerfen und frisches Geld in den Kreislauf pumpen. [...]

Und auch in einem anderen Artikel prangert Spiegel Online die Internetwährung mit folgendem Text an an:

US-Senatoren fürchten Drogenhandel mit Internet-Währung

Hamburg - Mehrere Berichte über illegalen, anonymen Drogenhandel via Internet haben sie aufgescheucht: Die US-Senatoren Charles Schumer und Joe Manchin von der Democratic Party fordern ein schnelles und hartes Vorgehen der Behörden. Die sollen, so die Forderung der Politiker, einen Online-Schwarzmarkt für Drogen abschalten und die digitale Währung Bitcoins aus dem Verkehr ziehen. [...]

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,767557,00.html

So, so, ... mit Bitcoins können also illegale Geschäfte abgewickelt werden. Potzdonnerwetter, das haut dem Fass den Boden aus! Selbstverständlich ist diese Funktion bei unserem herkömmlichen, vertrauenswürdigen Geld wie beispielsweise Euro, Dollar oder Yen völlig ausgeschlossen. Na klar, gestern erst habe ich einen Drogendealer am Hauptbahnhof gesehen, der mit einem roten Schild am Hals herumlief auf dem fett geschrieben stand: „Nehme keine Euros.“

Es ist schon erstaunlich, wieviel gequirlten Quatsch manche Zeitgenossen in nur wenige Sätze packen können. Verbraucher und Händler sollen also lieber einer Währung vertrauen, bei der jederzeit die Notenpresse angeworfen werden kann. Aha, so ist das also. Hey Leute, prima! Wieder was dazu gelernt!

 

Doch Moment, - vielleicht ist es ja gerade das Anwerfen der Notenpressen, welches Währungen und Volkswirtschaften in die Krise bringt. Schon mal darüber nachgedacht? Sicherlich nicht, liebe Vertreter des BVDW! Herzlichen Glückwunsch zu diesem sinnfreien Statement und ganz großes Lob an Spiegel Online zur Veröffentlichung dieses Blödsinns. Ich denke, der Bundesverband Digitale Wirtschaft hat einfach nur ein wenig Angst, seinen Werbeslogan ändern zu müssen, der da etwas prahlerisch und großspurig lautet: Wir sind das Netz. Liest man ihn zwischen den Zeilen, impliziert dieser, man habe im Hause des BVDW auch die Kontrolle über dasselbige.

http://www.bvdw.org/

Es ist im Übrigen sehr erstaunlich, dass sich gerade dieser Verein gegen Bitcoins ausspricht. Denn Bitcoins sind genauso gefährlich oder ungefährlich wie jede andere Währung der Welt. Natürlich sind Steuerhinterziehung, Geldwäsche und andere Straftaten mit Bitcoins genauso möglich wie mit herkömmlichen Dollar- oder Euroscheinen. Doch in welchen unfreien Zeiten leben wir eigentlich schon, wenn anonym ausgeführte Bezahlvorgänge, - die ein wesentliches Merkmal von Bitcoins darstellen – als Bedrohung der angeblich freien Gesellschaft aufgefasst werden. Ganz im Gegenteil: anonyme Finanztransaktionen sollten und waren schon immer Merkmal einer freiheitlichen, bürgerlichen Gesellschaft. Das, was den BVDW und die Mainstreampresse stört, dürfte vielmehr mit dem einhergehenden Kontrollverlust über die Bürger und der Nachvollziehbarkeit von Bezahlvorgängen zu tun haben als mit der Sorge vor mehr Kriminialität.

Das Bitcoin-System habe ich vor einigen Wochen auf meinem Rechner installiert, um wirklich sicher zu gehen, dass von diesem Programm keine technischen Mängel ausgehen, wenn jemand es aufgrund meiner Empfehlung nutzen möchte. Es läuft stabil und sicher und in der Tat ist das Bezahlen mit Bitcoins genauso einfach, wie das Schreiben einer e-mail. Man sollte jedoch unbedingt dafür sorgen, dass der Rechner vor einem Hack geschützt ist. Noch besseren Schutz vor Bitcoin-Klau bietet die Speicherung der Guthaben in Form digitaler Bitcoins auf einer externen Festplatte.

Kommen wir zum Wesen und Charakter dieses Geldes und seiner technischen Funktionsweise. Anhänger und Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie dürften sich sehr freuen, denn Bitcoins sind tatsächlich ein freies Marktgeld, das dezentral organisiert ist und von seinem Wesen her jeglichen Anforderungen einer internationalen Währung erfüllt.

 

Die wichtigsten Merkmale im Überblick:

- Der Austausch von Bitcoins erfolgt völlig anonym. Eine persönliche Identifikation ist nicht erforderlich und auch gar nicht vorgesehen. Es ist vergleichbar mit dem Handel auf einem Trödelmarkt. BAT = Bar auf Tatze.

 

- Im Unterschied zu anderen Alternativwährungen, wie zum Beispiel den Regiogeldern, sind Bitcoins völlig dezentral organisiert. Es gibt keine verwaltende Behörde, Organisation oder Kontrolleinrichtung ähnlich einer Zentralbank. Um die Vorstellung zu erleichtern: Jemand hat eine begrenzte Anzahl virtueller Goldstücke im Internet versteckt, die in Umlauf kommen, indem sie gesucht, gefunden und dann als Zahlungsmittel verwendet werden.

 

- Es gibt verschiedene Möglichkeiten an Bitcoins zu kommen:

  • Kauf durch Euro beispielsweise bei Mt. Gox (nicht anonym, da der Eurobetrag auf ein herkömmliches Bankkonto überwiesen werden muss) https://mtgox.com/
  • durch Akzeptanz von Bitcoins beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen
  • durch das technisch aufwendige Generieren neuer Bitcoins. Das Mining – also die Beteiligung an der Suche und Errechnung neuer Bitcoins ist mit Kosten für die Hardware und für verbrauchten Strom verbunden. Um neue Bitcoins zu generieren braucht es leistungsstarke Rechner mit hervorragender Hardware (Grafikkarten, etc.). http://forum.bitcoin.org/index.php?topic=7053.0;wap2Für das Mining ist spezielle CPU-Bitcoin-Miner-Software erforderlich: http://uploaded.to/file/nezaam86

 

und zu guter Letzt leider Gottes auch durch Diebstahl mittels Hacking anderer Computer. ;-)

http://www.youtube.com/watch?v=T1X6qQt9ONg&feature=player_embedded

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,769361,00.html

 

- Die Teilnahme am Bitcoin-System ist kostenlos. Für Transaktionen werden keine Gebühren berechnet. Der Handel gegen andere Währungen erfolgt u.a. über die Plattform Mt. Gox. Mt. Gox stellt eine Gebühr in Höhe von 0,30 Prozent für jeden trade in Rechnung.

- Das System ist äußerst transparent. Es handelt sich um eine OpenSource-Software in einer Peer-to-Peer (P2P) Connection, also einem Computer-Computer-Netzwerk.

 

- Bitcoins können gegen andere Währungen gehandelt werden. Der Preis und Wert von Bitcoins ergibt sich wie bei allen anderen herkömmlichen Währungen durch Angebot und Nachfrage. http://bitcoincharts.com/markets/

 

- Das System ist meines Erachtens überaus sicher, auch wenn es vor kurzem zu einem Bitcoin-Crash kam, der den Kurs der Bitcoins abstürzen ließ. Verursacht wurde er durch den Diebstahl einer großen Menge Bitcoins. Ein User hatte Bitcoins im Wert von ca. 500.000 US$ (!!!) auf seinem Rechner gespeichert und diesen wahrscheinlich nicht ausreichend gesichert.

http://www.tech-blog.net/cyber-fail-bitcoins-im-wert-von-500000-gestohlen/

 

Der Kurs hat sich inzwischen wieder auf ca. 17 US$ eingependelt. Natürlich ist die Mainstreampresse auf den Vorfall sofort angesprungen und hat vor diesem wirklich freiem Geld gewarnt. Ganz wie gehabt: wie beim Gold werden Verkäufe und Kurseinbrüche an die große Glocke gehängt und Wertzuwächse (in bedruckter Baumwolle gerechnet) meistens als Blase bezeichnet. http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,768071,00.html

 

Mich persönlich erinnert dieser Bitcoin-Crash vom 19.06.2011 ein wenig an den Angriff von George Sorros und anderen Investoren auf das englische Pfund im September 1992. Tja, sowas kommt nun halt einmal vor in der Welt des Geldes. So, what? Vergessen wir bitte auch nicht die alltägliche Kriminalität durch Fishing beim Online-Banking und Ausspähung von Pin-Nummern an Bankautomaten. Vergessen wir bitte auch nicht die Betrüger bei Ebay und die guten, alten Taschendiebe in den Innenstädten, etc. pp.

 

- Bitcoins sind also wie Bargeld, das ebenfalls gestohlen werden kann und falls man an dem System teilnehmen möchte, sollte man das Bitcoin-Portemonnaie in Form der sogenannten wallet.datei auf einem geschützen Rechner oder einer externen Festplatte aufbewahren. Wird der Computer gehackt und die Datei gestohlen oder versehentlich vom Nutzer selbst gelöscht, ist das virtuelle Geld unweigerlich verloren.

http://www.tech-blog.net/cyber-fail-bitcoins-im-wert-von-500000-gestohlen/

 

- Bitcoin ist im Prinzip virtuelles Gold, das auf ein maximales Volumen von 21 Millionen Bitcoins anwachsen kann. Etwa im Jahr 2021 werden die letzten Bitcoins generiert sein.

 

- Bitcoins sind absolut fälschungssicher. Die Echtheit jedes einzelnen Bitcoins wird genau wie die erzeugte Menge vom gesamten, dezentral angelegten P2P-Netzwerk überprüft. Betrug ist hierbei ausgeschlossen.

 

- Es gibt keine Möglichkeit, Bitcoins aus dem Verkehr zu ziehen, da es sich schlichtweg um reine Information auf Computerfestplatten, Sticks oder sonstigen Datenträgern handelt. Man müsste schon das gesamte Internet abzuschalten, um den Handel mit Bitcoins zu unterbinden, was freilich weltweit zu Milliardenverlusten in den Volkswirtschaften führen würde.   

 

- Die Akzeptanzstellen von Bitcoins sind noch nicht ausserordenlich groß, wachsen aber beständig. Auch meine Firma wird zukünftig Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren.

 

Fazit

Meine Einschätzung: Bitcoins sind nicht nur ein neues Zahlungsmittel, sondern können gut und gerne als französische Revolution des weltweiten Finanzwesens angesehen werden. Sicherlich werden noch viele weitere solcher Währungen folgen.

 

So wie mittlerweile Tankstellen zu kleinen Bankfilialen und Tabakläden zu Postämtern umgerüstet wurden, wird das allgegenwärtige Internet(z) dafür sorgen, dass Güter und Dienstleistungen nach ganz neuen Regeln und Standards verteilt werden. Die herkömmlichen Verteilungsmittel in Form althergebrachter nationaler Währungen, - allein von Banken kontrolliert und durch Kreditschuld geschöpft - werden somit in den nächsten Jahren und Jahrzehnten obsolet, ungebräuchlich und immer überflüssiger werden.

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