Investitionen sollten in verschiedene Anlageklassen gestreut werden, um dadurch das Risiko zu minimieren. Die Diversifikation als strategische Vorgehensweise bei der Geldanlage ist hinlänglich bekannt. Für das Portfolio, das zur Informationsgewinnung aus den jeweiligen Quellen zusammengesetzt ist, gilt praktisch das gleiche Prinzip. Die Streuung auf mehrere Bezugsquellen sollte dazu führen, dass vielfältige Sichtweisen abgedeckt werden, um eine breite Informations-Basis zu schaffen. Die zu minimierenden Risiken bestehen mitunter darin, zu einseitig informiert zu sein und dass bedeutende Informationen keine Berücksichtigung finden.

 

Informations-Portfolio

Informations-Portfolio ist ein Begriff, der in verschiedenen Fachrichtungen gebraucht wird. Dabei handelt es sich in der Regel um technisch geprägte Gebiete, wie etwa das Informations-Management oder die Informatik. Aufgrund der Anschaulichkeit des Wortes wird es an dieser Stelle als Zusammenstellung der Informationsquellen verstanden, die zu Recherchezwecken bereitgelegt werden. Der Begriff Portfolio ist aus Sicht eines Anlegers zudem passend, weil Informationen trotz ihrer Abstraktheit einen Wert besitzen. Bestimmte Informationen zur richtigen Zeit zu nutzen, kann immerhin gewinnbringend sein.

Informationen werden generell anhand ihrer Verfügbarkeit ausgewählt. Die Unkompliziertheit und die Allgemeingültigkeit stehen dabei für die meisten im Vordergrund, welche meist durch die Massenmedien abgedeckt werden. Die verschiedenen Informationen aus einem Portfolio zu beziehen, die durch die Mainstream-Kanäle geliefert werden, ist die gemeinhin am häufigsten praktizierte Vorgehensweise.

 

Eine Quelle, mehrere Flüsse

Eine wichtige Rolle spielt der Informationsquellen-Effekt. Hierbei wird die Qualität einer Information höher eingeschätzt, wenn ihre Menge in den Medien ansteigt. Wenn sie in den Massenmedien häufig auftaucht, steigt das Vertrauen der Anleger, dass es sich um ein fundiert recherchiertes Thema handeln muss – selbst wenn die Information obsolet oder irrelevant ist. Bei diesem Effekt bilden die Nachrichtenagenturen im Regelfall die primären Informationsquellen. Sie selektieren die Informationen vor, die dann von den Redakteuren und Journalisten der (Mainstream-)Medien übernommen werden. Weil nun zum Beispiel verschiedene Nachrichtensendungen im Fernsehen auf dieselbe Quelle zugegriffen haben, decken sich zum Großteil die vorkommenden Themen und häufig auch der Inhalt. Die einzelnen Nachrichten werden als voneinander unabhängig wahrgenommen, doch beruht die Recherche letztendlich auf ein und demselben Ursprung. Bezogen auf eine differenzierte Informationssammlung sorgt dieser Effekt für erheblich weniger Wirksamkeit als subjektiv wahrgenommen.

Wer beispielsweise um 19 oder 20 Uhr die Hauptnachrichten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verfolgt, wird die in der Regel die gleichen Berichte auch um Viertel vor zehn bzw. Viertel nach zehn im ZDF bzw. im Ersten sehen können. Es kann evtl. sein, dass in den späteren Nachrichten ein besonderer Interview-Gast befragt wird. Doch abgesehen davon gleichen sich die Berichte. Gar sind es oft dieselben, wenn sich in der Zwischenzeit nicht sehr bedeutende Entwicklungen ergeben haben. Der Informationsgehalt wäre somit redundant bzw. überladen. Die Internetangebote gehen in ihrer Recherche zwar meist weiter, aber an der Kernaussage ändert sich nichts. Praktisch gesehen, macht die Recherche auf diesen Internetseiten das Verfolgen der Hauptnachrichten im Fernsehen eher überflüssig. Die zeitlichen Kapazitäten zu nutzen, um sich anstatt dessen mit anderen Informationsquellen auseinander zu setzen, die zusätzliche Blickwinkel aufzeigen, ist hinsichtlich der Meinungsbildung meist lohnender.

 

Satelliten-Informationen

Der  so genannte Core-Satellite-Ansatz aus dem Portfoliomanagement besagt, dass die „Kern“-Investitionen für die Stabilität des Gesamtportfolios sorgen. Dieser Teil besteht aus konservativen Anlageformen wie Blue Chips. Die „Satelliten“-Investments bestehen meist aus spekulativen Anlagen wie Small Caps. Analog gilt für das Informations-Portfolio, dass ihr „Core“ bzw. der Kern aus sicheren Informationen besteht. Die Sicherheit liegt darin, dass die Glaubwürdigkeit der Fakten gegeben ist. Darauf beruht auch die solide Zitierfähigkeit der traditionellen Massenmedien. Die Interpretation auf Grundlage der Fakten muss dabei als separater Faktor betrachtet werden.

Das Internet bietet eine große Fülle an alternativen Informations-Möglichkeiten abseits des Mainstreams. Zahlreiche Blogs tummeln sich in den virtuellen Weiten des Word Wide Webs. Unter der Schar von Online- bzw. Bürger-Journalisten befinden sich teils sehr gute Publizisten, die profunde Recherchen betreiben, sich auf glaubwürdige Quellen beziehen und hervorragende fundierte Analysen betreiben. Ihre Stellungnahmen und Hintergrundberichte kreisen oft wie Satelliten um die öffentlich aktuell diskutierten Themen oder sie greifen zusätzliche Aspekte auf. Um einen Rundumblick zu bekommen, können derartige Quellen sehr opportun sein. Die Spreu vom Weizen zu trennen, ist jedoch eine große Herausforderung, weil das Angebot sehr groß ist und stetig anwächst.

Informationen in sozialen Netzwerken sollten ebenfalls mit großer Vorsicht genossen werden. Die Gefahr, dass sich Falschinformationen über Facebook oder Twitter verbreiten, ist groß. 2008 hat jemand auf einer Seite von CNN, auf der Leser Neuigkeiten veröffentlichen können, behauptet, dass Steve Jobs einen Herzinfarkt erlitten habe. Die Falschmeldung hat sich bei auf der Plattform rasant weiterbreitet. Bis Apple und CNN das Gerücht dementiert haben, war der Kurs innerhalb einer halben Stunde bereits um fünf Prozent gefallen. Offensichtlich hatte diejenige Person versucht, den Kurs zu manipulieren, um am fallenden Preis der Aktie zu verdienen.

Im April letzten Jahres hat sich die Cyberarmee SEA (Syrian Electronic Army) des syrischen Präsidenten Assad in den Twitter Account der „New York Times“gehackt, und behauptet, dass zwei Explosionen im Weißen Haus stattgefunden hätten und Obama verletzt sei. Daraufhin sind die Börsenkurse innerhalb von Sekunden eingebrochen. Solche politisch oder kriminell motivierte Falschmeldungen verbreiten sich in sozialen Netzwerken rasant und entwickeln bis zur Klarstellung des Sachverhalts eine starke Dynamik. Informationen in sozialen Netzwerken sollten grundsätzlich immer auf die Glaubwürdigkeit ihrer Quellen gecheckt werden.

Massenmedien sind in diesem Zusammenhang differenziert zu betrachten. Alle Berichte über einen Kamm zu scheren, wird ihnen nicht gerecht. Auch sie bieten investigativ hochkarätige Formate wie Politmagazine oder Dokumentationen an. Nicht selten haben sie ihren Sendeplatz um Mitternacht oder später, doch bieten die Mediatheken hier die Möglichkeit, das Informations-Portfolio nicht von festen Zeitvorgaben abhängig zu machen. Die faktische Verbindung zwischen sozialen Netzwerken und kritischen Analysen aus den Massenmedien werden auf diese Art zweckmäßig verbunden.

 

Fazit

Bevor die Zusammenstellung und Ordnung der Informationsquellen stattfindet, sollte sich Klarheit darüber verschafft werden, welche Art von Informationen überhaupt benötigt werden und ob sie den individuellen Zielen und Ansprüchen gerecht werden. Wie bei einem Anlageportfolio steht auch für das Informations-Portfolio Stabilität und Ausgewogenheit im Vordergrund. Durch das Berücksichtigen des Informationsquellen-Effektes - insbesondere bei den Massenmedien - und die Auswahl von journalistisch sauber recherchierenden Blogger und Autoren alternativer Medien lässt sich eine umso effizientere Nutzung von Informationsquellen im Portfolio herstellen. Unterschiedliche und gegensätzliche Standpunkte in ein Gleichgewicht zu bringen, spielt eine zentrale Rolle bei der Strukturierung der Bezugsquellen. Wie bei der Depotzusammensetzung auch, lautet beim Informations-Portfolio das Schlüsselwort: Diversifikation!

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