Pekinger Regierung ist in Sachen Regulierung anscheinend noch lange nicht am Ende angekommen

Einerseits in die weltweite Finanzarchitektur eingebettet, lässt sich der erneut zu beobachtende Abgabe- und Verkaufsdruck wohl andererseits auch aufgrund von neuen Ankündigungen seitens der Pekinger Regierung herleiten.

Nachdem Pekinger Regierungsbehörden zu Wochenbeginn mitgeteilt hatten, womöglich schon bald neue Restriktionen im Bereich der heimischen Privatunternehmen zu erlassen, gingen vor allem Technologietitel seit Wochenbeginn erneut deutlich in die Knie.

Link zum Chart: https://www.tradingview.com/chart/?symbol=OTC%3ATCEHY

Auch wenn das Unternehmen aktuell an den Finanzmärkten kursierende Spekulationen in Bezug auf zusätzlich anstehende Regulierungsmaßnahmen durch die Aufsichtsbehörden in Peking inzwischen offiziell verneint hat, geriet allen voran die Aktie von Tencent abermals unter einen enormen Abgabedruck.

Metaverse im Kreuzfeuer der Kritik

Bereits in der Vorwoche hatte die russische Regierung angekündigt, das sogenannte Meta-Universum in den heimischen Gefilden stark regulieren zu wollen, während russische Top-Banken Mark Zuckerberg inzwischen dessen Bezug zur Realität absprechen und in Frage stellen.

Im Lauf des vergangenen Wochenendes war es darüber hinaus zu Meldungen über eine Zunahme an Betrügereien in diesem virtuellen Universum gekommen. Ferner sollen Kinder Zugang zu virtuellen Porno- und Gewaltwelten gehabt haben, was unter anderem auch in den USA zu einer entsprechenden Reaktion durch die Aufsichtsbehörden führen dürfte.

Link zu diesem Bericht: https://www.thegatewaypundit.com/2022/02/children-allowed-metaverses-virtual-reality-strip-clubs-researcher-posing-13-year-old-faced-grooming-rape-threats/

Diese Entwicklungen scheinen momentan auf Entwicklern und Anbietern im globalen Spieleuniversum zu lasten, wozu unter anderem auch Tencent zählt. Nichtsdestotrotz setzte sich das Management von Tencent gegen jene ins Kraut schießenden Spekulationen über eine wohl noch stärkere Regulierung durch die Pekinger Regierung mit allen Mitteln zur Wehr.

In diesem Zuge sei es gar bis hin zu einer Schließung von Gruppendiskussionen auf WeChat und einer Schließung von Nutzerkonten in den sozialen Medien gekommen, über die diese Gerüchte und Spekulationen hauptsächlich lanciert und gesteuert worden sein sollen.

Nichtsdestotrotz haben sich diese Gerüchte und Spekulationen in den sozialen Medien der Volksrepublik China wie ein Lauffeuer ausgebreitet, um insbesondere in Finanzmarktforen kontrovers diskutiert zu werden.

Hang Seng Tech Index fällt wie ein Stein

Bei einem Blick auf den jüngsten Kursverlauf von Tencent kann einem doch recht schwindlig werden, da das Papier seit der Ausbildung seines Hochs im Januar letzten Jahres inzwischen um etwas mehr als vierzig Prozent eingebüßt hat.

Auch Technologiegiganten wie Meituan und Alibaba sind seit dem vergangenen Jahr mächtig unter die Räder gekommen, da die Pekinger Regierung gegen diese Konzerne aktiv vorgeht, um deren Monopolstellungen in einzelnen Bereichen der heimischen Wirtschaft zu brechen.

Was Alibaba-Gründer Jack Ma anbelangt, so scheinen sich tatsächlich neue Entwicklungen am Horizont abzuzeichnen. Denn chinesische Behörden haben gegenüber staatseigenen Banken und Konzernen in der Zwischenzeit angeordnet, eine genaue Übersicht in Bezug auf deren Geschäftsaktivitäten und finanziellen Transaktionen und Verwicklungen mit Jack Mas Ant Group zu übermitteln.

Auch Alibaba Group unter anhaltendem Abgabedruck

Selbstverständlich ist das am Kursverlauf der Alibaba Group nicht spurlos vorübergegangen und lässt darüber hinaus möglicherweise auch darauf schließen, dass die aktuellen Gerüchte und Spekulationen um Tencent vielleicht gar nicht einmal so sehr aus der Luft gegriffen sein könnten.

Link zum Chart: https://www.tradingview.com/chart/?symbol=HSI%3AHSTECH

An den ersten beiden Tagen der laufenden Handelswoche hatte der Technologie-Subindex des Hang Seng Index um knapp sechs Prozent an Marktkapitalisierung eingebüßt. Dieser massive Abgabedruck stellte sich bereits am vergangenen Freitag ein, nachdem die Aktie von Meituan in der Spitze um fast zwanzig Prozent (!) eingebrochen war.

Grund hierfür war eine Ankündigung der Pekinger Regierung, deren Aufsichtsbehörden mitgeteilt hatten, die Gebührenstruktur des Lieferservicegiganten aufbrechen und auf eine verschärfte Weise regulieren zu wollen.

Investoren und Analysten wurden durch diese Meldungen aufgeschreckt, da sich bis zu diesem Zeitpunkt unter vielen Beobachtern die Ansicht durchgesetzt hatte, dass Peking nicht noch weiter gehen würde, um die heimischen Technologieunternehmen an die Kette zu legen.

Chinas Banken- und Versicherungsregulierer warnt Investoren vor Auflage von Metaverse-Finanzierungsrunden

Inzwischen haben sich Einschätzungen dieser Art unter Berücksichtigung der aktuell zu beobachtenden Entwicklungen jedoch in Schall und Rauch aufgelöst. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass Bloomberg am letzten Freitag über lancierte Warnungen seitens der chinesischen Banken- und Versicherungsregulierungskommission berichtete.

Danach habe die Aufsichtsbehörde heimische Investoren explizit vor einer Lancierung von Finanzierungsrunden samt einer potenziellen Emission von Investmentprodukten im Hinblick auf Metaverse-Geschäftskonzepte gewarnt.

Diese Meldungen fielen zu Wochenbeginn an den Finanzmärkten naturgemäß alles andere als auf fruchtbaren Boden, da sich Investoren und Analysten von einem Ausbau dieser virtuellen (Parallel-)Welten zukünftig Geschäfte in Billionenhöhe versprochen hatten.

Befürworter des Metaverse haben über die vergangenen Monate stets darauf hingedeutet, dass der Ausbau und die Weiterentwicklung des Metaverse letzten Endes auch einen Beitrag zur Stärkung der einzelnen Realwirtschaften leisten werde.

Mehr und mehr erweckt es allerdings den Eindruck, als ob eine ganze Reihe von Ländern nicht dazu bereit zu sein scheint (inklusive der Volksrepublik China und der Russischen Föderation), diesem Bereich uneingeschränkt grünes Licht erteilen zu wollen. Selbstverständlich ist dies vor dem Hintergrund, dass es sich hierbei um ein mächtiges US-Unternehmen handelt, sowohl aus wirtschaftlichen, vor allem aber aus geopolitischen Gründen wenig verwunderlich.

Investoren bekommen kalte Füße

Wie dem auch sei, so zeigen die aktuellen Entwicklungen in der Volksrepublik China, dass Technologieinvestoren kalte Füße zu bekommen scheinen. Grund hierfür ist, dass nur den wenigsten Technologiefirmen, die in ihren einzelnen Bereichen häufig hoch spezialisiert sind, durch eine sich verschärfende Regulierung die Luft zum Atmen abgedreht würde.

Unter Investoren geht die berechtigte Sorge um, dass nur die wenigsten Unternehmen über einen ausreichenden Spielraum verfügten, um deren Geschäftskonzepte an sich verschärfende Regulierungen durch den Staat anzupassen.

Investoren werden aus diesem Grund wohl ganz genau und mit einem sehr aufmerksamen Auge auf die demnächst anstehende Berichtssaison blicken, um sich einen Eindruck über die Gewinnentwicklung der hiervon betroffenen Unternehmen und Konzerne zu verschaffen.

Link zum Chart: https://www.tradingview.com/chart/?symbol=NYSE%3ABABA

Am heutigen Tag machte die Alibaba Group bereits den Auftakt, woraufhin die Aktie des Konzerns abermals unter Abgabedruck geraten ist. Anscheinend ist das durch die Alibaba Group vermeldete Ergebnis im vorangegangenen Quartal unter Investoren nicht sonderlich positiv aufgenommen worden.

Ähnliches (Kursverlaufs-)Bild an der Nasdaq

Auf ähnliche Weise sind die Kurse im Verlauf der vergangenen Wochen auch unter vielen Unternehmen an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq gesunken.

Unter anderem in dem Bericht Nasdaq: Ein Blick unter die Motorhaube wurde darauf hingewiesen, dass zu Jahresbeginn bereits rund vierzig Prozent der im Index gelisteten Unternehmen unter Kursrückgängen von fünfzig Prozent oder sogar mehr zu leiden hatten.

Hochgehalten wurde der Gesamtindex eigentlich nur noch durch einzelne Schwergewichte wie Microsoft, Tesla, Alphabet (Google) oder Microsoft. Nicht erst seitdem Facebook (Meta) die eigenen Anleger enttäuscht hatte, scheint es nun wohl auch unter den großen Titeln im Index lautstark zu rumpeln, was Rückschlüsse auf sich fortsetzende Kursabgaben zulässt.

Chinas Geldpolitik büßt an Effizienz ein

Inzwischen mehren sich die Forderungen an den internationalen Finanzmärkten nach einer noch stärkeren Lockerung der chinesischen Geldpolitik durch die People´s Bank of China (PBoC).

Grund hierfür ist insbesondere die sich verschlimmernde Lage an den Bondmärkten des Landes, wo sich trotz der jüngst bekanntgegebenen Maßnahmen der PBoC weder eine Entspannung an den Kreditmärkten noch eine Erleichterung der Lage in Bezug auf etwaige Zinsdifferenzen einstellen mag.

Laut Goldman Sachs habe die Effizienz des eingeschlagenen Kurses in der Geldpolitik in der Volksrepublik China an Schlagkraft eingebüßt, wofür vor allem die regulatorischen Schritte und Einschränkungen an den heimischen Immobilien- und Häusermärkten durch die Pekinger Regierung verantwortlich zu machen seien.

Hinzu geselle sich eine überaus strikte No-Covid-Strategie, die wie ein Mühlstein auf dem privaten Verbrauch in der Volksrepublik China laste. Um Anzeichen in Bezug auf ein mögliches Einfrieren der chinesischen Kreditmärkte zu adressieren, müsse die PBoC unter Bezugnahme auf Goldman Sachs in der Geldpolitik noch bei Weitem stärker das eigene Gaspedal durchdrücken.

Weitere Quelle: Bericht auf der Finanzseite Zerohedge

„Was heißt das für mich konkret!?“

Wie kaum anders zu erwarten – und in vorherigen Berichterstattungen in Aussicht gestellt – vermischen sich nun alle möglichen Einzelkrisen (Gesundheitskrise, Inflationskrise, Energiemarktkrise, Ölkrise, Sanktionskrise, Handelskrise (Handelskriege), politische Krisen (siehe USA), gesellschaftliche Krisen (siehe Kanada) miteinander, um im Zusammenspiel sehr wahrscheinlich in eine Systemkrise zu münden – Der Ausbruch eines Krieges ist hiervon nur die ultimative Ablenkung von der Verantwortlichkeit der politischen und geldpolitischen Entscheidungsträger, die für diese Zustände verantwortlich zeichnen! Wie sagte Mark Twain einst? Geschichte wiederholt sich nicht, doch sie reimt sich. Voilá, da stehen wir nun also.

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