Die Bundesbank hat in dieser Woche ihren Monatsbericht vom Januar 2019 veröffentlicht. Demnach sei die deutsche Wirtschaft im letzten Quartal nur noch verhalten gewachsen. Die nach dem Dämpfer im Sommerquartal anfänglich erwartete Rückkehr zu einem ähnlich kräftigen Expansionstempo wie im ersten Halbjahr 2018 würde damit nicht erreicht.

Zurückzuführen ist dies primär auf die enttäuschende Entwicklung in der Industrie. So normalisiert sich die Produktion in der Automobilbranche, bei der es während der Sommermonate infolge der Einführung eines neuen Emissionstestverfahrens zu umfangreichen Ausfällen gekommen war, wesentlich zögerlicher, als von der Bundesbank zunächst angenommen wurde.

„Die Produktionsschwäche der KFZ-Industrie zieht sich wesentlich länger hin, als erwartet“, so die Bundesbank wörtlich. Zwar wurden zuletzt in Deutschland wieder ähnlich viele neue Kraftfahrzeuge zugelassen wie im Frühjahr, die Zahl der produzierten Personenkraftwagen lag jedoch nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) noch ganz erheblich unter dem Stand der Frühjahrsmonate.

Breitgefächerter Rückgang im Verarbeitenden Gewerbe

Außerdem ging die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe im November in anderen Branchen breit gefächert und kräftig zurück. Auch für das vierte Vierteljahr insgesamt ist daher inzwischen von einem deutlichen Rückgang der Industrieerzeugung auszugehen. „Die Abwärtsbewegung fiel dabei zuletzt über die Branchen breit gestreut aus“, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen.

In anderen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes ging die Produktion im November der Bundesbank zufolge breit gefächert und kräftig zurück. „Auch für das vierte Vierteljahr insgesamt ist daher inzwischen von einem deutlichen Rückgang der Industrieerzeugung auszugehen“, heißt es im Monatsbericht.

Abgeschwächter Zuwachs des BIP

Den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge expandierte das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2018 um 1,5% (kalenderbereinigt ebenfalls 1,5%). Damit legte die gesamtwirtschaftliche Leistung nach dem kräftigen Wachstum von 2,2% (kalenderbereinigt sogar 2,5%) im Vorjahr merklich schwächer zu.

Löhne und Bauwirtschaft im Aufschwung

Positive Impulse dürften den Fachleuten zufolge vor dem Hintergrund der nach wie vor ausgezeichneten Arbeitsmarktlage und der kräftigen Lohnzuwächse vom privaten Verbrauch gekommen sein. Dafür sprächen die im November stark gestiegenen Umsätze im Einzelhandel.

Die Produktion im Baugewerbe ging im November 2018 kräftig zurück. Gegenüber dem Vormonat sank sie saisonbereinigt um 1,75 Prozent. Im Durchschnitt der Monate Oktober und November ergab sich gegenüber dem Vorquartalsstand dennoch ein leichter Zuwachs von 0,25 Prozent. Dabei stieg die Leistung im Ausbaugewerbe an, während die Aktivität im Bauhauptgewerbe das Sommerniveau geringfügig verfehlte.

Ungeachtet der zuletzt eher verhaltenen Wachstumsdynamik befindet sich die Baubranche in Deutschland nach wie vor in der Hochkonjunktur. So legte der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Oktober 2018 – bis dahin liegen Angaben vor – saisonbereinigt gegenüber dem Mittel der Sommermonate stark zu. Ferner verweilte die Geräteauslastung im Bauhauptgewerbe laut ifo Institut im Jahresschlussquartal 2018 weiterhin auf ausgesprochen hohem Niveau.

Bleibt die Bauwirtschaft ein Stützpfeiler?

Auf eine bis zum Sankt Nimmerleinstag laufende Hochkonjunktur in der Bauwirtschaft sollte man sich jedoch nicht verlassen. Denn der vielbeachtete Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) von Jones Lang Lasalle (JLL) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) verzeichnet im vierten Quartal 2018 mit minus 10,8 Punkten den niedrigsten Stand seit dem ersten Quartal 2017.

Jones Lang LaSalle Incorporated) ist ein Dienstleistungs-, Beratungs- und Investmentmanagement-Unternehmen im Immobilienbereich. Das Unternehmen bietet spezialisierte Dienstleistungen für Eigentümer, Nutzer und Investoren, die im Immobilienbereich Wertzuwächse realisieren wollen. Der Jahresumsatz aus Honoraren betrug 2017 $ 7,9 Milliarden, der Bruttoumsatz $ 6,7 Milliarden. JLL, ein Fortune 500-Unternehmen, war Ende 2017 weltweit mit knapp 300 Büros vertreten und in mehr als 80 Ländern mit über 82.000 Beschäftigten tätig.

Im Auftrag seiner Kunden verantwortet JLL im Bereich Management und Real Estate Outsourcing Services ein Portfolio von 423 Millionen Quadratmetern und hat 2017 Käufe, Verkäufe und Finanztransaktionen im Wert von $ 170 Milliarden abgeschlossen. Im Vorjahresquartal war die Einschätzung der Finanzierungssituation und der Prognose noch deutlich positiver.

Im dritten Quartal 2018 hatte der DIFI mit einem Plus von 3,7 Punkten gegenüber dem Vorquartal den ersten Anstieg im  Jahr2018  registriert. Wenngleich der Index mit minus 4,5 Punkten weiter negativ war, wurde damit doch der Höchststand 2018 erreicht. Im zweiten Quartal lag der Gesamtindex bei minus 8,2 Punkten.

Im vierten Quartal jedoch ist der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) wieder tief in den negativen Bereich gerutscht. Im Vergleich zum Vorquartal ist sowohl die Einschätzung der Finanzierungssituation (um 9,8 auf minus 2,6) als auch die der Finanzierungserwartung (um 2,8 auf minus 18,9 Punkte) rückläufig.

"Der Abwärtstrend, der seit Mitte 2015 auf den Immobilienfinanzierungsmärkten erkennbar ist, setzt sich damit fort. Vor allem die hierzulande rückläufige Konjunktur dürfte Eingang in die Einschätzungen der Experten gefunden haben." Dr. Carolin Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZEW.

Fazit

Nach dem erfolgreich begonnenen Versuch die eigene Fahrzeugindustrie zu zerstören, setzt man nun hoffnungsvoll auf die Bauwirtschaft und den privaten Konsum. Da sich der private Konsum nicht vom Arbeitsplatz und mittelfristig, wenn auch manchmal über Umwege, nicht von der Industrieproduktion abtrennen lässt, dürfen wir gespannt sein, wie lange der private Konsum die Wirtschaft noch stützt. Auch der Horizont über der Bauwirtschaft beginnt sich zu verdüstern.

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