Dieser Zeitpunkt scheint näher zu rücken, da sich die Regierung der Russischen Föderation unter Bezug auf ein Interview der Sprecherin des russischen Verteidigungsministeriums, Maria Zakharowa, gegenüber dem Sender Russia Today Vorbereitungen für einen Ausstieg aus dem internationalen SWIFT-System treffe.
Bis dato habe es sich in Bezug auf einen Ausstieg aus dem SWIFT-System laut Zakharowa um rein hypothetische Überlegungen gehandelt, wenngleich diese Möglichkeit stets Bestand gehabt habe. Auch zum aktuellen Zeitpunkt werde ein erzwungener Ausschluss des eigenen Landes aus dem SWIFT-System noch immer als hypothetisch betrachtet, so Zakharowa.
Nichtsdestotrotz komme es in der Russischen Föderation gerade zu einer Intensivierung der interministeriellen Zusammenarbeit, um potenzielle Wirtschaftsschäden so weit wie möglich zu minimieren, falls es auf Sicht zu einem erzwungenen Ausschluss des eigenen Landes vom oder zu einem limitierten Zugang zum internationalen SWIFT-System kommen sollte.
Bereits nach Ausbruch der Ukraine-Krise hatte die russische Zentralbank mit dem Aufbau eines eigenen Finanzinformationssystems namens MIR begonnen, das sich im Ernstfall und nach einer Reihe von Testläufen inzwischen auch erfolgreich einsetzen lassen würde.
Dieses System ließe sich darüber hinaus mit anderen Subsystemen wie Chinas CUP und CIPS sowie Irans SEPAM oder auch SEPA auf dem europäischen Kontinent verknüpfen. Pendants zum russischen MIR-System existieren mit UnionPay beispielsweise auch schon in China.
Es sei aus aktuellem Blickwinkel noch zu früh, um darüber zu entscheiden, wann das eigens entwickelte Zahlungs- und Transaktionssystem MIR in der Russischen Föderation landesweit seinen Betrieb aufnehmen werde, so Zakharowa. Eine internationale Vermarktung dieses Systems werde sich erst in einem zweiten Schritt anschließen.
Parallel hierzu werde in der Russischen Föderation auch an einer Entwicklung von modernen Digitaltechnologien gearbeitet, weil elektronisches Geld in der Zukunft zum Fundament eines modernisierten Finanzsystems samt grenzübergreifenden Transaktionen avancieren werde, so Zakharowa weiter.
Andrei Krutskikh, Direktor der Abteilung für Internationale Informationssicherheit des russischen Außenministeriums, wurde jüngst mit den Worten zitiert, selbst darauf vorbereitet und um keine Antworten verlegen zu sein, falls die Russische Föderation vom internationalen SWIFT-System abgekoppelt werden sollte.
Das landeseigene und für einen Einsatz bereitstehende System MIR ermögliche es der Russischen Föderation, sich den Auswirkungen von möglicherweise schwerwiegenden Sanktionen durch den Westen zu entziehen.
Gespräche über eine gemeinsame Nutzung des Systems MIR mit Drittnationen wie der Türkei, dem Iran, der Volksrepublik China und Indien halten nun bereits seit einigen Jahren an.
„Was heißt das für mich konkret!?“
Da sich das russische System MIR nach einer Reihe von Testläufen als effizient erwiesen hat, verfolgt die Moskauer Regierung ganz offensichtlich den Plan, Drittnationen mit in das eigene Dienstleistungsangebot einzubeziehen, sobald dieses offiziell zur Verfügung stehen wird.
Auf diese Weise könnte es in der Zukunft zu einem globalen Konkurrenzsystem aus Sicht von SWIFT kommen. Angenommen wird, dass vor allem in der Volksrepublik China ein großes Interesse an einer zukünftigen Kooperation auf diesem Gebiet mit der Russischen Föderation vorherrschen dürfte, da sich beide Staatsregierungen jeweils im Fokus einer Verhängung von westlichen Sanktionen – oder deren Verschärfung – sehen.
Kommentare
Es gibt noch ein zweites: Hochmut kommt vor dem Fall. In der Menschheitsgeschichte sind schon größere Imperien zugrunde gegangen als das - um den Titel des aktuellen Buches des Schweizer Friedensforschers Dr. Daniele Ganser zu zitieren - "Imperium USA - die skrupellose Weltmacht" (absolut lesenswert!).
Schönes Wochenende!
Schon immer musste SWIFT sich gegen neue Entwicklungen wie das Internet, internationale private Netzwerke und neue Abrechnungsmethoden wehren und bewähren.
Die drohenden Gefahren hat SWIFT bisher immer durch neue Angebote, die über die ursprünglich gedachte Dienstleistung eines technisch und organisatorisch hochsicheren Anschlusses an ein internationales Netzwerk, die Zurverfügungstellung von standardisierten Nachrichtentypen für die genannten und viele andere Geschäftsarten der Banken (Zahlungsverkehr, Geld- und Devisenhandel, Wertpapiergeschäfte und -verwaltung, usw) und die schnelle Übermittlung der in den automatisch rechnererstell- und lesbaren Nachrichten hinausgehen.
SWIFT wird seit seiner Entwicklung und Indienststellung von den Amerikanern gehasst, weil es den anderen Banken des Globus die Möglichkeit eröffnete, auf elektronischem Wege Daten auszutauschen und die interne Verarbeitung komplett zu automatisieren, ohne wie bis dahin mit grossen Benutzergebühren auf die privaten internationalen Netzwerke der grossen amerikanischen Geschäftsbanken zurückgreifen zu müssen.
Als pro-aktiver Verteidigung und um seine Geschäftsbasis über die bereits weltweit angeschlossenen Geschäftsbanken auszuweiten, hat SWIFT seit Jahren begonnen, auch die Börsen, Fondsgesellschaften und international tätigen Firmen an das System anzuschliessen. Inzwischen sind weit über 10.000 Anwender am System. Noch beginnen die Zahlen der täglich durchgeleiteten Nachrichten nicht zu bröckeln, aber eine grosse technische Schwäche bleibt weiterhin bestehen: SWIFT war immer ist ist immer noch nur ein "Store-und-Forward" System; es sollte als ursprüngliches Konzept die Informationsübermittlung per Telex (Lochstreifen...) ersetzen. Das war aber immerhin wie das Telefon mit direktem Austausch in beide Richtungen, wobei das Store-und-Forward System wie die Bezeichnung schon andeutet, nur ein System zur Registrierung der Nachrichten und einer anschliessenden Übermittlung konzipiert, eine gegenseitige instantane Kommunikation ist nicht möglich, auch wenn die Daten von SWIFT meist innerhalb von einigen Sekunden weitergeleitet werden.
Jetzt nutzt die US-Kamarilla von Politik, Militär und Wall-Street das SWIFT-System in paramilitärischer Aggressionsmanier als Waffe zur Erpressung und Strangulierung ganzer Industrien und Länder.
Eine Monopolstellung ist wie immer und überall gefährlich, wenn diese auch indirekt von irgendwelchen Protagonisten fehlbenutzt werden kann.
Ich kannn nur wünschen, dass es endlich eine Auswahlmöglichkeit für die Kunden und Anwender von internationalem Finanzdatenaustausch gibt. Die ursprüngliche Pionierstimmung, -entwickliungsphilosophie und Geschäftsorienntierung von SWIFT ist - leider - schon lange verloren gegangen. Wieweit die US-Bestrebungen dafür mitverantwortlich sind, bleibt der Überlegung jedes einzelnen Betrachters bzw Lesers überlassen.
Gruss aus Brüssel,
Ralph Oppel
PS. Wegen Zeitmangels nicht auf Schreib- und Grammatikfehler nachgelesen und korrigiert.
Sehr informativ, vielen Dank !!
Happy WE und schöne Grüße
Ich schätze einfach Menschen, die sachgerecht mit "Bullshit" andere Menschen und deren Meinungen diskreditieren!
Vielleicht sollte der abgeneigte Leser einfach LESEN, bevor dieser vollmundig rustikal um sich schlägt?
Es ist von VORBEREITUNG die Rede, ergo kann der Zahlungsverkehr z.Z. durchaus noch 80% betragen.
Das macht das ganze gleich viel echter und lebendiger !
vielen Dank für den aufschlussreichen Text. Kuba, wie ich finde, ein gutes Beispiel. Von den Amerikanern unter Anderem aus dem SWIFT System ausgeschlossen, hat es das Land und die Leute sehr schwer internationales Geld zu empfangen bzw. mit dem internationalen Handel. Mal davon abgesehen, dass es einfach eine Planwirtschaft ist und sich das Land dadurch viele seiner Probleme selbst erschuf und weiter daran festhält.
Ich denke, dass dies so ein Land sein wird, das gerne auf das Russische System zugreift.
Grüsse