Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Mit seiner über 150 Jahre zurückreichenden Firmengeschichte gehört Campbell Soup zu einem der ältesten börsennotierten Unternehmen der Vereinigten Staaten.

Campbell Soup produziert und vertreibt verpackte Lebensmittel. Dazu gehören wenig überraschend Suppen sowie Saucen, Snacks und Getränke.

In den USA hat das Unternehmen dank seiner über Jahrzehnte etablierten Marke einen soliden Stand. Das führt dazu, dass die Hälfte (!) aller Produkte in US-Suppenregalen von Campbell stammen. Das traditionelle und inzwischen stagnierende Suppengeschäft trägt aktuell noch ein Drittel zum Umsatz bei. Mit dem Snack-Bereich hat man sein Geschäft über die Jahre erfolgreich um ein zusätzliches Standbein erweitert.

Seit Januar 2019 wird der Konzern von Mark Clouse geleitet. Unter seiner Führung trennte sich Campbell vom Geschäft mit frischen Lebensmitteln sowie dem Großteil des internationalen Geschäfts. Dadurch hat der CEO das Unternehmen erfolgreich entschuldet und wieder auf seine Kernkompetenzen fokussiert.

Campbell erwirtschaftet seine Umsätze ausschließlich im nordamerikanischen Markt.

 

 

Quelle: terminal.stock3.com

Die jüngsten Zahlen haben für einen Befreiungsschlag gesorgt. Solange die Aktie nun nicht mehr unter 40 Dollar fällt, ist ein Anstieg auf die Widerstände bei 46,60 und 50 Dollar wahrscheinlich.

Indes steigen bei Kursen unter 40 Dollar die Chancen auf einen Bruch der 38-Dollar-Marke. Darunter böte noch die langfristige Aufwärtstrendlinie Halt, welche im Langfristchart zu sehen ist.

 

Quelle: terminal.stock3.com

Der Aktienkurs spiegelt die geschäftliche Entwicklung wider. Campbell wächst nur gemächlich. Dementsprechend steigt der Kurs auch nur in gemütlichem Tempo.

Bewertung

Quelle: sentieo.com (interaktiver Chart)

Die Aktie hat zuletzt nach Quartalszahlen zwar ordentlich zulegen können, notiert aber nach wie vor 20 Prozent unterhalb des langfristigen Bewertungsschnitts. Das stellt eine ausreichende Sicherheitsmarge dar, insbesondere da es sich um ein stabiles und krisenfestes Geschäftsmodell handelt.

Nehmen wir ein gemitteltes jährliches Gewinnwachstum von 5,5 Prozent über die nächsten fünf Jahre an, würde der Gewinn von 3,08 USD (lt. Schätzungen für das aktuelle Geschäftsjahr) in fünf Jahren auf über vier Dollar ansteigen. Falls die Aktie wieder zu ihrem langfristigen KGV-Schnitt von 16,9 zurückkehrt, ergäbe das ein Kursziel von 68 Dollar. Und dies würde wiederum eine annualisierte Rendite von 6,75 Prozent p.a. über die kommenden fünf Jahre ergeben. Die Dividendenrendite hinzuaddiert, ergibt dies eine attraktive Gesamtrendite.

Damit die Gleichung aufgeht, müssen natürlich die Margen stabil bleiben, das prognostizierte Wachstum eintreten und der Aktie vom Markt mittelfristig wieder höhere Bewertungskennzahlen zugestanden werden. Die Zukunft kennen wir alle nicht, die Chancen stehen aber gut, dass diese Ziele erreicht werden.

Nähert sich die Aktie mittelfristig wieder ihrem Bewertungsschnitt an, kommt die mögliche Rendite also einerseits von der Kursseite her. Andererseits werden Aktionäre auch mit üppigen Dividendenausschüttungen verwöhnt. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 3,4 Prozent. Und da das Unternehmen nur rund die Hälfte des Gewinns an seine Aktionäre ausschüttet, besteht auch Potenzial für überproportionale Dividendenerhöhungen über die kommenden Jahre.

Bilanz und Verschuldung

Die Übernahme von Snyder’s-Lance für sechs Milliarden Dollar im Jahr 2017 hat die Verschuldung in die Höhe schnellen lassen. Das war auch der Hauptgrund, warum ich die Aktie als Analysekandidat bisher stets ausgeschlossen habe. Durch den Verkauf eines Großteils des internationalen Segments sowie dem Geschäft mit frischen Lebensmitteln einerseits, als auch mithilfe der fortlaufend generierten Cashflows andererseits hat man sich erfolgreich entschulden können.

 

Quelle: Campbell Soup 8K vom 06.12.2023

Niedrig ist der Schuldenstand zwar auch jetzt noch nicht, allerdings kann man hier aufgrund der klugen Strukturierung der Schulden ein Auge zudrücken. Die nächste größere Anleihe mit einer knappen Milliarde Dollar Nennwert wird erst im März 2025 fällig. Die gestiegenen Zinsen spürt Campbell also kaum. Zudem hat man sich mit der Ausgabe langlaufender Anleihen im Jahr 2020 günstige Zinsen über viele Jahre eingeloggt. So sieht eine optimale Schuldenstrukturierung aus. Chapeau an den Finanzvorstand

Die anstehende Übernahme der wachstumsstarken Sovos Brands, welche verschiedene Fertigprodukte wie Saucen, Tiefkühlpizzen sowie Joghurt im Sortiment führt, steht für 2024 an. Die Transaktion soll für eine Kaufsumme von 2,7 Milliarden Dollar über die Bühne gehen und wird die Verschuldung erst einmal wieder in die Höhe treiben. Mit Folgetransaktionen sollte man sich danach erst einmal zurückhalten. Trotzdem gibt es in puncto Bilanz erst einmal grünes Licht für das Unternehmen.

Profitabilität

Campbell profitiert vom eigenen Vertriebsnetz und dank hoher Umsätze von geringen Stückkosten. Dadurch ergeben sich auskömmliche Margen für das Unternehmen. Und das, obwohl man jährlich mehrere Hundert Millionen Dollar in Werbemaßnahmen stecken muss.

Aktuell setzt man auch ein Sparprogramm um, mithilfe dessen man sich bis ins Geschäftsjahr 2025 eine Milliarde Dollar an jährlichen Einsparungen hereinholen möchte.

Wachstum

Campbell Soup hat im reifen Markt eine bereits kritische Größe erreicht. Die Wachstumsraten fallen deshalb wenig überraschend nur gering aus. Unterstützung gibt es jetzt allerdings von der Inflationsfront. Hohe Inflationsraten sind für Wirtschaft und die meisten Unternehmen Gift, sorgen diese schließlich für Unruhe, Käuferzurückhaltung und fehlende Übersicht über die Geschäfte. Gemäßigte Inflationsraten, wie wir sie gerade in den USA sehen, stellen allerdings eine willkommene Wachstumsstütze dar.

Bei etablierten Lebensmittelkonzernen wie Campbell kann man mit jährlichen Wachstumsraten im Bereich des BIP-Wachstums rechnen. Die US-Wirtschaft wächst in realen Zahlen zwischen zwei und drei Prozent p.a. Angenommen, die Inflation pendelt sich nun bei drei Prozent ein und Campbell kann diese 1:1 an den Endkunden weiterreichen, sollte man mit attraktiven jährlichen Wachstumsraten zwischen fünf und sechs Prozent rechnen können. In diesem Zusammenhang bestünde für die Aktie deutliches Kurspotenzial über einen längeren Zeitraum. Eine kleine Milchmädchenrechnung haben wir bereits im Bewertungsteil angestellt.

 

Sofern von den Regulierern durchgewunken, wird Sovos Brands Campbell zusätzliche Wachstumsfantasie bringen. Sovos lässt sich problemlos in die eigenen Prozesse integrieren. Zudem sollten die Produkte von den Skalierungsmöglichkeiten und dem Vertriebsnetz bei Campbell stark profitieren können.

Konkurrenz

Im reifen Markt können sich die etablierten Konzerne nur mithilfe eines hohen Werbebudgets behaupten. Wie schnell man Marktanteile verlieren kann, wenn man die Werbeausgaben zurückfährt, musste Campbell am eigenen Leib erfahren. Als der ehemalige CEO in den Jahren vor Clouse’s Antritt die Werbeausgaben für Campbell’s Brot-und-Butter-Geschäft zurückschraubte, folgten unmittelbare Marktanteilsverluste. CEO Clouse hat diese Strategie beendet. Inzwischen werden wieder mehrere hundert Millionen Dollar pro Jahr in Werbung gesteckt.

Campbell verfügt dank seiner starken Marke über einen breiten Burggraben. Denn auch Einzelhändlern ist es ein großes Anliegen, auf Campbell zu setzen. Schließlich schlägt Campbell selbst die Werbetrommel, die Produkte sind bekannt und werden von Konsumenten nach wie vor nachgefragt. Da machen Einzelhändler nur ungern Experimente mit neuen Anbietern, welche sich noch nicht bewiesen haben.

Risiken

Konsumenten, die verstärkt auf frische Lebensmittel setzen bzw. in der Küche wieder öfter selbst Hand anlegen, wären Gift für Campbell Soup und andere Unternehmen, welche Fertigprodukte anbieten.

Diese Angst geistert schon seit vielen Jahren im Markt herum und wird insbesondere immer dann belebt, wenn die Aktienkurse der Fertiggerichte-Unternehmen stark gelitten haben.

Ob die Angst gut begründet oder übertrieben ist, muss jeder Investor für sich selbst entscheiden.

Porter’s Five Forces

Neue Konkurrenz kann Campbell in Teilbereichen sicher gefährlich werden. Allerdings kämpfen diese mit dem Nachteil, preisseitig sowie werbetechnisch nicht an die Kraft von Campbell heranzureichen.

Im Kampf mit anderen großen Spielern in der Branche muss Campbell jedoch stets um seine Marktanteile fürchten. Nur mit einem hohen Werbebudget kann man sich hier verteidigen und die Abnehmer davon überzeugen, dass man ‚schmackhafte‘ Produkte bietet.

Das Substitutionsrisiko besteht aufgrund der Gefahr, dass eigenständiges Kochen mit frischen Zutaten zu einer Massenbewegung wird. Die Gefahr schätze ich persönlich allerdings als sehr klein ein. Für viele Menschen wird Essen auch künftig nur reine Nahrungsaufnahme bleiben.

Eine Lieferantenmacht ist nicht auszumachen. Preissteigerungen reicht man ganz einfach an den Endverbraucher weiter.

Campbell Soup ist auf dem aktuellen Niveau ein klarer Kauf. Insbesondere dann, wenn die Inflation hartnäckig, aber nicht zu hoch bleibt, könnte das Unternehmen wieder wachsen und Aktionäre mit schönen Dividenden und Kursgewinnen verwöhnen.

 

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

 

Quellen: sentieo.com, morningstar.com, investor.campbellsoupcompany.com, terminal.stock3.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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