Auf den ersten Blick klingt es wie das vermögensbildende Altersvorsorge-Ei des Columbus. Man darf nur nicht weiter drüber nachdenken, denn dann läuft einem der Vorschlag des Ifo-Instituts für das Instrument eines „Deutschen Bürgerfonds“ wie ein kalter Schauer über den Rücken. Aber eins nach dem anderen.

Ifo-Chef Clemens Fuest: „Wegen des seit Jahren niedrigen Zinsniveaus fällt es vielen Menschen heute schwer, privates Vermögen aufzubauen. Gleichzeitig werden bei vielen die Leistungen der umlagefinanzierten Rentenversicherung kaum ausreichen, um eine gute Versorgung im Alter zu sichern“ wird Fuest weiter zitiert. Hier kann nach seiner Meinung das Konzept eines „Deutschen Bürgerfonds“ einspringen.

„Da die Bürger selbst keine zusätzlichen Einzahlungen aus ihrem Einkommen leisten müssten, um das Vermögen aufzubauen, ist der „Deutsche Bürgerfonds“ vor allem für Menschen interessant, die wenig verdienen.“

Die Verwaltung des Fonds sollte dem politischen Tagesgeschäft entzogen sein und beispielsweise durch die Bundesbank erfolgen. Anmerkung: die Bundesbank wird sicher keine Neigung verspüren, sich derartiges ans Bein zu binden, zumal das nicht in ihr Aufgabengebiet gehört und passt.

Kreditbeträge wieder zinsgünstiger anlegen – also Zinsspekulation

Im Detail: Die gute Bonität der Bundesrepublik Deutschland als Schuldner würde es ermöglichen, so der Vorschlag, Kredite in großem Ausmaße günstig aufzunehmen und bei einer Reinvestition dann eine erhebliche Renditedifferenz zu erzielen.

Wenn der Bund – so Ifo – die Staatsschulden langsamer abbauen und ab heute 0,5% des Bruttoinlandsprodukts pro Jahr für alle Erwerbsfähigen anlegen würde, ergäbe sich nach 50(!!!) Jahren bei einer durchschnittlichen Renditedifferenz von zwei Prozentpunkten ein Ertrag von gut 16.000 Euro pro Kopf, der mit dem Erreichen von 67 Jahren ausgezahlt werden könnte... Denn mit Aktien und Immobilien seien weiterhin ansehnliche Renditen erzielbar, wenngleich aufgrund von Kurs- und Wertschwankungen nicht in jedem Jahr.

So weit so (un)gut. Die erwähnten ansehnlichen Renditen an den internationalen Märkten sind nicht nur für den Bund, sondern für jedermann, der sich schlau macht, auch zu erzielen. Also soll bzw. will der Bund als vermeintlich besserer Manager (und zumindest derzeit besserem Bonitätsranking) diese Renditeerzielung für den offensichtlich unmündigen Bürger übernehmen.

Das ist aber nicht seine Aufgabe. Was wir hierzulande brauchen, ist – neben einer zu unterstützenden zunehmenden Aufgeschlossenheit zur Aktienanlage - weniger Staat, nicht noch mehr Staat. Sicher kann der Staat auch auf dem Gebiet der Vermögensbildung fürs Alter einiges tun bzw. dem Bürger in dessen freier Entscheidung anbieten, aber nicht diese Art der Bevormundung.

Höhere Sparerfreibeträge helfen gerade bei der langfristigen Altersvorsorge

Eine Möglichkeit, hier Wirksames zu tun, wäre eine mehr oder weniger deutliche Heraufsetzung der Steuerfreibeträge für Kapitalerträge, die in den letzten Jahren oft beschnitten wurden (vergleiche Cashkurs-Beitrag vom 4.12.2018 „Aktien als Altersvorsorge“ mit einer Tabelle der Sparerfreibeträge/Sparerpauschbeträge).

In verschiedenen Kommentaren zu den Ifo-Vorschlägen wird vorbildhaft auf ähnlich gelagerte Fonds in Schweden und Norwegen hingewiesen. Doch zahlt dort jeder Anleger aktiv ein, er wird nicht vom Staat mit einer nicht einschätzbaren und für ihn kaum einkalkulierbaren Leistung beglückt. Auch die in diesem Zusammenhang zu hörende und zu lesende Feststellung, dass z.B. für die schwedischen Fondssparer die jährliche Rendite seit 1995 selbst über die Finanzkrise hinweg bei gut sechs Prozent gelegen habe, kann nur mit einem „ja und“ kommentiert werden.

Die Gruppe der Aktienfonds Deutschland hat in den letzten 30 bzw. 35 Jahren laut BVI-Statistik (www.bvi.de) eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,8 bzw. 7,3 Prozent erbracht. Also: die Renditemöglichkeiten sind auch hierzulande gegeben, dazu benötigen wir nicht den Staat als Akteur, aber als ein einsichtigerer Weichensteller im Umfeld von langfristigen (Altersvorsorge-) Anlageprozessen.

Abschließend noch ein Wort zu jenen 16.200 Euro, die mit Erreichen von 67 Jahren pro Nase angeblich ausgezahlt werden können. Das klingt viel, sind aber eigentlich nach einem quasi lebenslangen Sparprozess keine großen Summen, ja eigentlich „peanuts“, was Teil ll dieses Berichts zeigen wird.

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