Geschäftsmodell und Absatzmärkte

Academy Sports ist ein Freizeit- und Sportartikelhändler aus den USA mit 284 Läden in 18 US-Bundesstaaten, vor allem im Süden bzw. Südosten der USA. Zum Sortiment gehören Sportartikel, Bekleidung sowie Outdoor-Equipment für Camping, die Jagd und Fischerei.

Das Unternehmen sieht sich als Herausforderer von Branchenprimus Dick’s Sporting Goods (855 Läden in 47 Bundesstaaten) und möchte durch die Eröffnung weiterer Läden über die kommenden Jahre stark wachsen.

Academy Sports verfügt über einen eigenen Onlinevertrieb, der Umsatzanteil dieses Vertriebskanals beträgt rund 15 Prozent. Im Kern handelt es sich hierbei also weiterhin um einen stationären Einzelhändler im klassischen Sinn.

Aktionärsstruktur und Management

BlackRock mit 15,25, Fidelity mit 14,95 sowie Vanguard mit 11,62 Prozent gehören zu den größten Aktionären des Unternehmens. Der Finanzinvestor KKR, welcher Academy Sports 2011 übernahm und knapp zehn Jahre später wieder an die Börse brachte, hat sein Aktienpaket inzwischen vollständig verkauft.

Im Management kam es erst kürzlich zu einem Wechsel. Steve Lawrence sowie Earl Carlton Ford IV, beide 2019 zum Unternehmen gestoßen, sind seit Sommer 2023 in den Rollen des CEO sowie CFO tätig und dementsprechend unbeschriebene Blätter.

 

 

Quelle: terminal.stock3.com

Die 50-Wochen-Linie hat der Aktie zwischenzeitlich Halt in der jüngsten Abwärtsbewegung gegeben. Idealerweise bleibt die Aktie nun oberhalb der Marke von 56 bzw. 53 Dollar, um das bullische Bild zu erhalten. Darunter wäre die 43-Dollar-Marke das nächste Ziel. Halten die genannten Marken, steht ein erneuter Anstieg Richtung 75 Dollar auf der Agenda.

Quelle: terminal.stock3.com

Academy Sports konnte den Gewinn in den letzten Jahren stärker steigern als Dick’s Sporting Goods. Das hat auch zu einer stärkeren Performance der Aktie geführt. Allerdings ist Academy Sports noch immer deutlich günstiger bewertet als Dick’s Sporting Goods. Und die Chancen stehen gut, dass diese Diskrepanz aufgeholt wird.

Bewertung

Quelle: sentieo.com (interaktiver Chart)

Academy Sports leidet gerade unter einer Umsatzstagnation. Dass der Kurs zurückkommt, ist also verständlich. Bei der aktuellen Bewertung ist allerdings bereits viel Negatives eingepreist.

Ein KGV von acht wäre nur dann gerechtfertigt, wenn das Unternehmen langfristig überhaupt nicht mehr wachsen würde. Dies scheint aufgrund der Möglichkeit von Academy, kontinuierlich weitere Läden zu eröffnen, jedoch unwahrscheinlich.

Dazu kommen noch die stetigen Aktienrückkäufe, welche dank der niedrigen Bewertung enorme Auswirkung haben. So hat das Unternehmen seit 2020 bereits 18 Prozent aller ausstehenden Aktien zurückgekauft, allein 2023 waren es knapp fünf Prozent. Geht es in dieser Geschwindigkeit weiter, ist ein stagnierender Gewinn pro Aktie so gut wie ausgeschlossen. Positives Überraschungspotenzial ist hier also reichlich gegeben.

Bilanz und Verschuldung

Die Bilanz ist trotz der Expansionsstrategie stabil. Immerhin gibt man zwischen 225 und 325 Millionen Dollar pro Jahr für neue Läden aus. Dies lässt sich mit den fortlaufend hereinströmenden Cashflows jedoch finanzieren, wodurch Academy Sports aus eigener Kraft und ohne die Aufnahme von Fremdkapital wachsen kann. Für eine auch langfristig gesunde Bilanz ist dieser Umstand sehr wichtig.

Profitabilität

Die Margen konnten in den letzten Jahren verbessert werden. Das liegt einerseits an der Generalüberholung des Geschäfts. Vor einigen Jahren sahen die Läden aus wie aus der Zeit gefallene und unordentliche Gemischtwarenläden. Inzwischen hat man seine Standorte modernisiert. Das bietet Spielraum in der Preisgestaltung und damit das Fundament für höhere Margen.

Investitionen in eine effizientere Lagerverwaltung sowie in Software zur Prozesssteuerung sollten sich mittelfristig ebenfalls margenfördernd auswirken.

Wachstum

Das Spannende an Academy Sports ist die Wachstumsstrategie. Langfristig möchte man zwischen 160 und 180 neue Läden aus dem Boden stampfen und damit aus dem Schatten von Dick’s Sporting Goods heraustreten. Hier ist man auf einem guten Weg. 2023 hat man 14 Läden eröffnet, im laufenden Jahr möchte man 15 bis 17 neue Läden hochziehen. Da jeder neue Laden im Schnitt 18 Millionen Dollar pro Jahr einspielt, besteht also Potenzial auf ein jährliches Wachstum im prozentual mittleren einstelligen Bereich. Wenn dies ausgeschöpft würde, wäre der Titel bewertungstechnisch locker das doppelte Wert.

Einen Wermutstropfen gibt es allerdings. Aktuell bringen die Bestandsläden kein Wachstum. Hier kam es 2023 sogar zu einem Umsatzrückgang von 6,5 Prozent. Bei Konkurrent Dick’s Sporting Goods gab es bei dieser Metrik (‚same store sales‘ oder ‚comparable sales‘) im Vergleichszeitraum indes ein leichtes Plus. Vielleicht liegt das auch daran, dass Academy Sports einen erheblichen Umsatzanteil mit College-Sportlern erzielt. Da Studenten seit letztem Jahr wieder zuvor ausgesetzte Studentenkredite bedienen müssen, kann die Wachstumsschwäche zum Teil auch daher rühren. Mut macht aber das letzte Quartal, wo bereits Besserung erkennbar war.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass man trotz Wachstumsschwäche zuletzt Marktanteile hinzugewonnen hat.

Konkurrenz

Dick’s Sporting Goods (WKN: 662541), JD Sports (WKN: A3C480), Walmart sowie Amazon gehören unter anderem zur Konkurrenz in einem hart umkämpften Markt.

Vom noch vor wenigen Jahren lauten Abgesang auf den stationären Einzelhandel ist inzwischen nicht mehr viel zu hören. Traditionelle Händler werden nicht so schnell verschwinden, sind durch den Konkurrenzkampf aber mit gedeckelten Margen konfrontiert.

Risiken

Academy Sports muss beweisen, dass man nicht nur mithilfe der Eröffnung neuer Läden wachsen kann, sondern dass man auch mit dem Ladenbestand wieder auf die Wachstumsspur zurückfinden kann. Das ist Risiko #1.

Risiko #2 besteht in der Abhängigkeit von spendablen Konsumenten und damit einer resilienten US-Wirtschaft.

Porter’s Five Forces

Für neue Konkurrenten ist der Markt nicht interessant bzw. auch nicht so einfach bespielbar. Um es mit großen Konkurrenten wie Academy Sports oder Dick’s Sporting Goods aufzunehmen, müsste erst einmal viel Geld in Locations, ein Vertriebsnetz und Personal gesteckt werden. In der Zwischenzeit würden die großen Konzerne weiterhin von ihren Skalierungsvorteilen profitieren.

Innerhalb der Branche wird mit harten Bandagen auf der Margenseite gekämpft. Um sich seine Marktanteile zu sichern, wird in der Regel auf der Produktseite an der Preisschraube gedreht, weshalb sich hohe Margen in diesem Segment nicht ausgehen.

Das Substitutionsrisiko war dann doch nicht so relevant, wie einst – und insbesondere während der Lockdowns – befürchtet worden war. Lediglich einen Punkt gibt es inzwischen in diesem Bereich.

Die Abnehmer besitzen indes eine große Macht, können sich diese schließlich aussuchen, in welchen Laden sie gehen und ob sie überhaupt etwas kaufen.

Aufgrund der gedeckelten Margen und der fortlaufenden Angst der Unternehmen, Marktanteile zu verlieren, ist es auch gar nicht so einfach, Preiserhöhungen (u.a. durch Zulieferer oder Frächter) an den Endkunden weiterzureichen. Beim Faktor ‚Lieferanten‘ gibt es deshalb drei Punkte.

Gewiss, es gibt einige Unsicherheitsfaktoren bei Academy Sports. Allerdings scheinen diese in der aktuellen Bewertung mehr als ausreichend eingepreist zu sein, weshalb das Überraschungspotenzial ganz klar auf der Oberseite zu verorten ist.

 

Herzlichst

Ihr

Christof von Wenzl

 

Quellen: sentieo.com, www.academy.com, terminal.stock3.com

Alle Kennzahlen wurden – sofern nicht anders erwähnt - auf Sicht der letzten vier verfügbaren Quartale berechnet.

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