Die Unsicherheiten bezüglich des Bankensektors sind damit keinesfalls kleiner geworden. Dabei darf man nun aber nicht vergessen, dass ja erst die ultra-expansive Geldpolitik bis Ende 2021 und die dann folgende „180-Grad-Wende“ der Geldpolitik anno 2022 zu den nun vorherrschenden und zeitverzögert „ans Licht“ kommenden Risiken im Bankensektor geführt hatten.

Sollte die EZB gar eine Zinsanpassung gänzlich ausfallen lassen, dann würden sämtliche Alarmglocken angehen. Eine Aussetzung der Zinsanhebung wäre ein eklatant negatives Statement bezüglich der Beschaffenheit des europäischen Bankensektors.
Aktuell lässt sich nur schwer einordnen, welche Auswirkungen „das alles“ auf die Realwirtschaft hat. Die „zins-bullischen“ Falken im EZB-Rat werden daher in die Waagschale werfen, dass weder eine grundlegende Rezession in den USA noch eine umfassende Bankenkrise im Euroraum vor der Tür steht. Aufgrund der nach wie vor hohen Inflation – und vor allem der weiter steigenden Kerninflation – wäre es aus Sicht der Falken sogar fatal und fahrlässig, die angedachten und schon eingepreisten Leitzinserhöhungen ausfallen zu lassen.

 

Aus der makroökonomischen Brille ist daher weiterhin von einem Zinsschritt um 50 Basispunkte auszugehen. Allerdings mit vielen Signalen „zwischen den Zeilen“ für die kommenden Sitzungen. Eines muss Christine Lagarde und den EZB-Notenbankern klar sein: Die Effekte der von ihnen herbeigeführten schnellen geldpolitischen Straffung können bisweilen recht lange im Verborgenen bleiben. Das Auftreten dieser Effekte kann dann aber urplötzlich in Erscheinung treten.

In den USA konnten sich derweil die Kurse und Notierungen einiger Regionalbanken sogar wieder erholen. Auch die asiatischen Börsen konnten sich in der Breite stabilisieren, wobei die Rebounds hier im Vergleich lediglich moderat ausfielen. Der deutsche Aktienmarkt allerdings scheint dagegen schon wieder zu hyperventilieren…

Er zeigt sich vor der heutigen EZB-Zinssitzung sehr nervös. Der Seitwärtsmodus auf hohem Niveau wurde durch das Unterhandeln der 14.980 nach unten verlassen. Der heutige Tag wird zeigen, ob dieser „Break“ auch nachhaltig sein wird. Sowohl der Trendfolgeindikator MACD als auch die Slow-Stochastik deuten weiterhin Schwäche an.

 

Die zuletzt mehrmals angesprochene Wahrscheinlichkeit für kurzfristige Gewinnmitnahmen besteht auch weiterhin. Der seit November eingeschlagene Aufwärtsmodus wurde zwar gestern verlassen, könnte aber schon heute wieder zurückerobert werden.

Es gilt trotzdem auch heute weiterhin die Devise: Absicherungen belassen, beziehungsweise nachziehen. Ab 14:45 Uhr (EZB-Pressekonferenz) wissen wir mehr. Bis dahin wird der deutsche Leitindex die Range zwischen 14.887 und 14.980 Punkten testen.

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