Das ifo-Institut hat gerade den Geschäftsklimaindex für April veröffentlicht. Dieser ist im April von 99,7 (saisonbereinigt korrigiert) auf 99,2 Punkte gesunken. Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich wieder eingetrübt. Die Unternehmen sind weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Der leichte Optimismus vom März mit Blick auf die kommenden Monate ist wieder verflogen. Die deutsche Wirtschaft verliert weiter an Kraft.

Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima erneut merklich verschlechtert. Die Unternehmen schätzten ihre aktuelle Lage nochmals schlechter ein. Auch mit Blick auf die kommenden Monate hat der Pessimismus zugenommen. Die Kapazitätsauslastung sank um 0,8 Prozentpunkte auf 85,4 Prozent. Sie liegt aber immer noch über dem langfristigen Durchschnitt von 83,7 Prozent.

Im Dienstleistungssektor ist der Index leicht gestiegen. Dies war optimistischeren Erwartungen geschuldet. Die Dienstleister schätzten die aktuelle Lage hingegen etwas schlechter ein, wenn auch auf hohem Niveau.

Im Handel hat das Geschäftsklima etwas nachgegeben. Die Händler beurteilten ihre Lage noch immer als sehr gut, korrigierten aber diese Lageeinschätzung und ihre Erwartungen für die nächsten Monate nach unten. Treiber dieser Entwicklung war der Einzelhandel. Im Großhandel stieg der Index sogar minimal.

Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindex erneut gestiegen. Die Baufirmen waren mit ihrer bereits sehr guten Geschäftslage nochmals merklich zufriedener. Jedoch wachsen die Zweifel, ob die Hochkonjunktur am Bau andauern wird.

Monatsbericht der Bundesbank - Positive Entwicklung beruht überwiegend auf Sondereffekten

Laut Bundesbankbericht ist die deutsche Wirtschaft im Winterquartal 2019 (Januar – März 2019) moderat gewachsen. Die immer noch positive Entwicklung war allerdings nach Einschätzung der Bundesbank zu einem erheblichen Teil auf Sondereffekte zurückzuführen: So profitierte etwa die ohnehin boomende Baubranche zusätzlich von der günstigen Witterung im Februar, heißt es im aktuellen Monatsbericht April.

Zudem habe der private Verbrauch die Schwächephase des zweiten Halbjahres 2018 hinter sich gelassen, was sich in den jüngst deutlich gestiegenen Umsätzen im Einzelhandel widerspiegele. Offenbar holten die Verbraucherinnen und Verbraucher auch Neuwagenkäufe nach, die sie im Herbst aufgrund des begrenzten Modell-Angebots verschoben hatten, heißt es in dem Bericht. Damals litt die Automobilindustrie unter Schwierigkeiten mit der Einführung eines neuen Emissionstestverfahrens (Worldwide harmonised Light Vehicles Test Procedure – WLTP).

Industrielle Erzeugung schwunglos

Ohne die Sondereinflüsse bleibe die konjunkturelle Grundtendenz der deutschen Wirtschaft allerdings verhalten, schreiben die Bundesbank-Fachleute. Sie führen dies vor allem auf den anhaltenden Abschwung in der Industrie zurück: „Hier sind die Auftragseingänge zuletzt regelrecht eingebrochen.“

So blieb die industrielle Erzeugung im Februar ohne Schwung. Im Vormonatsvergleich verringerte sie sich saisonbereinigt leicht um ein Viertel Prozent. Besonders deutliche Produktionseinbußen mussten die deutschen Maschinenbauer verkraften, heißt es im Bericht. Im Mittel der Monate Januar und Februar lag ihre Produktion um ein halbes Prozent unter dem Vorquartal. Auch die Kfz-Produktion war gegenüber dem Vorquartalsstand rückläufig.

Auftragseingang in der Industrie eingebrochen

Der Auftragseingang in der deutschen Industrie erlitt im Februar 2019 einen starken Rückschlag. Gegenüber dem Vormonat brach er saisonbereinigt um 4 ¼ Prozent ein. Im Januar und Februar unterschritt er zusammengenommen den Orderzufluss gegenüber dem Vorquartal ebenfalls kräftig (– 3 ¾ Prozent).

Besonders stark ging die Nachfrage nach deutschen Produkten in Drittstaaten außerhalb des Euroraums zurück (– 6 ½ Prozent). Dies betraf vor allem die Aufträge für Kraftfahrzeuge (– 13 ¼ Prozent). Für positive Impulse sorgten hingegen die Kfz-Bestellungen in den Ländern des Euroraums (plus sechs Prozent) und im Inland (+ 3 ¼ Prozent). Diese Zuwächse dürften laut Monatsbericht im Zusammenhang mit den WLTP-bedingten Aufholeffekten stehen.

Dennoch vermeldeten die deutschen Industrieunternehmen aus dem Euro-Währungsgebiet insgesamt ein kräftiges Auftragsminus (– 4½%). Der inländische Orderzufluss verringerte sich weniger stark (minus ein Prozent). Mit Blick auf die Branchen sank der Auftragseingang im Investitionsgütergewerbe mit 4¾ % am stärksten.

Gleichwohl gingen auch bei den Vorleistungs- und Konsumgüterherstellern erheblich weniger neue Bestellungen ein (jeweils – 2½ % und –1½%). Die deutsche Industrie setzte im Februar 2019 dem Wert nach deutlich weniger um. So gingen die nominalen Umsätze im Vormonatsvergleich saisonbereinigt um ein Prozent zurück. Hinzu kam eine global schwächere Nachfrage nach Kraftfahrzeugen. Möglicherweise wurde zuletzt auch inländische Pkw-Produktion ins europäische Ausland verlagert.

Insgesamt gingen die Aufträge aus dem Euro-Währungsgebiet kräftig um 4 ½ Prozent zurück, die inländischen Aufträge verringerten sich um ein Prozent.

Baukonjunktur Top!

Die Produktion im Baugewerbe stieg im Februar 2019 sehr stark an. Gegenüber dem Vormonat expandierte sie saisonbereinigt um 6¾ %. Dieser Anstieg dürfte allerdings vor allem der besonders günstigen Witterung im Berichtsmonat zu verdanken sein.

Im Mittel der Monate Januar und Februar legte die Bauproduktion gegenüber dem Vorquartalsstand ebenfalls ganz erheblich zu (+ 4¼%). Dabei erhöhte sich die Aktivität im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe in vergleichbarer Größenordnung (jeweils + 4½% und plus vier Prozent).

Auch abgesehen von positiven Wettereinflüssen ist mit einer Fortsetzung der regen Baukonjunktur in Deutschland zu rechnen. So nahm der Orderzufluss im Bauhauptgewerbe im Januar 2019 – bis dahin liegen Angaben vor – gegenüber dem ausgesprochen starken und von Großaufträgen geprägten Vorquartal sogar noch leicht zu (plus ein Viertel Prozent). Die hervorragende Baukonjunktur schlägt sich auch in der Geräteauslastung in der Branche nieder.

ifo zurückhaltend; Bundesbank optimistisch

Interessant ist der Unterschied im Ausblick auf die weitere Entwicklung der Bauwirtschaft. Die Bundesbank zeigt sich äußerst optimistisch und geht von einer Fortsetzung der regen Bautätigkeit aus. Das ifo-Institut zeigt sich deutlich zurückhaltender.

Fazit: Abkoppelung vom Arbeitsmarkt unmöglich

Da man die Immobilienwirtschaft und die damit verbundene Kreditvergabe nicht von der Entwicklung des Arbeitsmarktes abkoppeln kann, birgt der industrielle Abschwung indirekt massive Gefahren auch für die derzeitige Hauptstütze der Wirtschaft, nämlich der Bauwirtschaft.

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