Die Branche wird von einer Handvoll Unternehmen beherrscht

Die Carnival Corporation ist der weltweit größte Betreiber von Kreuzfahrtschiffen und ist für seine Marken AIDA Cruises, Carnival Cruises, Costa Cruises und P&O Cruises weltweit bekannt.

Das Unternehmen ist mit 92 Schiffen, einer Gesamtkapazität von bis zu 270.000 Gästen und jährlich etwa 12,4 Millionen Reisenden der absolute Marktführer. Derzeit hat man einen Marktanteil von etwa 30 %, gefolgt von Royal Caribbean mit etwa 18 %, Norwegian Cruise Line mit 10 % und MSC mit einem Marktanteil von 7 %.

Gemeinsam beherrscht man den Markt weitgehend. Die restlichen knapp 30 % verteilen sich auf ein halbes Dutzend kleinerer Anbieter wie TUI Cruises. Weitere Konkurrenz ist nicht zu erwarten.

Schiffe sind das zentrale Thema der Branche und stellen für die Konkurrenz eine enorme Eintrittshürde dar. Zunächst muss man die Investition für ein Kreuzfahrtschiff überhaupt stemmen können. Das eigentliche Problem ist aber: Selbst, wenn man genug Kapital besitzt, wird man so schnell kein Schiff bekommen.

Weltweit gibt es nur eine Handvoll Werften, die Kreuzfahrtschiffe bauen können. Alle sind auf Jahre hinweg mit den Aufträgen der großen Kreuzfahrtgesellschaften ausgelastet. Neue Kunden haben kaum eine Chance. Das bedeutet, dass sich das Wettbewerbsumfeld nur langsam oder gar nicht verändert.

Oligopol oder Monopol?

Es handelt sich also um eine Wachstumsbranche mit erheblichen Eintrittshürden, die von wenigen Akteuren beherrscht wird. Darüber hinaus gibt es für die kleineren Anbieter keine Veranlassung die Preise zu senken und in einen ernst zu nehmenden Wettkampf zu treten. Denn man ist auch so weitgehend ausgebucht und ein Preiskampf würde allen Schaden.

Faktisch handelt es sich um ein Oligopol und dementsprechend sind Kreuzfahrten ein äußerst einträgliches Geschäft. Doch in gewissem Sinne handelt es sich bei dem Geschäftsmodell auch um ein Monopol. Sobald die Gäste erst an Bord sind, haben sie schließlich keine Wahl mehr. Sie müssen Getränke, Lebensmittel und Dienstleistungen vom Betreiber kaufen, auf hoher See findet man schließlich keinen Supermarkt.

Als Anleger konnte man mit Aktien wie Carnival, Norwegian oder Royal Carribean gutes Geld verdienen und genau aus diesem Grund habe ich mir die Aktie von Carnival für Sie auch genauer angesehen.

Die Aktie notiert heute wieder auf dem Niveau des Crashs von 2020, obwohl der Umsatz ein neues Rekordniveau erreicht hat und das Unternehmen ab diesem Jahr wieder profitabel sein dürfte.

Schuldenlast untragbar

Bei der Analyse des Unternehmens habe ich jedoch Erschreckendes festgestellt. Statt einer Kaufempfehlung muss ich eine klare Warnung aussprechen.

Carnival hat zwar versucht, sich zu entschulden, doch das ist nicht gelungen. Das Unternehmen hat eine nicht tragbare Schuldenlast und wird in Kürze dazu gezwungen sein, einen bedeutenden Teil davon zu refinanzieren.

Dieser Faktor, in Kombination mit operativen Herausforderungen, werden vermutlich dazu führen, dass man erhebliche Kapitalerhöhungen durchführen muss. Auf eine andere Art und Weise wird man die Schulden nicht bedienen können.

Derzeit liegt die Verschuldung von Carnival beim 6,5x des EBITDA und das EBIT/Zinsaufwendungen liegt bei 0,9. Darüber hinaus werden in diesem und dem nächsten Geschäftsjahr etwas mehr als 13 Mrd. USD fällig, weitaus mehr als die liquiden Mittel in Höhe von 2,4 Mrd. USD. Die enorme Lücke wird nicht durch den Cashflow zu decken sein.

Bisher hat man dieses Problem gelöst, indem man die Kundeneinlagen dazu genutzt hat, um die Schulden zu bedienen. Dadurch ist das Nettoumlaufvermögen (working capital) auf einen beängstigenden Wert von -6,2 Mrd. USD gesunken.

Solange man mit den Kundeneinlagen „nur“ die Zinsen bedienen musste, ist das Spiel noch aufgegangen. Doch jetzt muss refinanziert werden und obendrein steigen die Kundeneinlagen auch nicht mehr in dem Umfang, wie es nach 2019 der Fall war. Carnival Corp steht das Wasser bis zum Hals.

Faktisch schon in Schieflage

aher ist diese Analyse nicht nur eine Warnung vor der Aktie. Wer hier eine Reise bucht, sollte es vielleicht ohne Anzahlung tun.

Bereits im letzten Geschäftsjahr und trotz Rekordumsätzen war der operative Cashflow nicht ausreichend, um die Capex und Zinsausgaben zu decken. Auch hier hat man wieder die Kundeneinlagen genutzt.

Da in den kommenden Monaten mehr als 13 Mrd. USD fällig werden, könnte es zu einer massiven Verwässerung der Aktienbasis kommen, denn derzeit kommt Carnival auf einen Börsenwert von 17,9 Mrd. USD. Doch das ist nur eins von zwei Problemen.

Wenn man neue Aktien ausgibt, wird man das zu einem Kurs unter dem Marktpreis tun müssen, sonst wird man die neuen Papiere nicht los. Dadurch würde der Kurs von Carnival unmittelbar einbrechen.

Im Extremfall könnte sich die Zahl der ausstehenden Aktien dadurch verdoppeln. In diesem Szenario ist es wahrscheinlich, dass wieder die Tiefstkurse aus den letzten Jahren angesteuert werden (knapp über sechs USD).

Es kommt nicht oft vor, dass man eine derartig desolate Situation vorfindet. Die Bücher von Norwegian Cruise Line habe ich nicht im Detail durchleuchtet, doch es wäre gut möglich, dass die Situation dort ähnlich schlecht aussieht. Die Norweger sind ebenfalls hoch verschuldet.

Es gibt aber auch einen Lichtblick

Der größte Unterschied wird jedoch bei den operativen Kennzahlen deutlich. Von den drei Großen scheint nur ein Unternehmen halbwegs akzeptabel durch die Krise gekommen zu sein und das ist Royal Caribbean. Carnival war letzten Geschäftsjahr noch unprofitabel und Norwegian hat 86 % weniger verdient als 2019.

Im Vergleich dazu läuft es bei Royal Caribbean blendend. Das Unternehmen hat 2023 mehr als zwei Drittel von dem verdient, was man im bisherigen Rekordjahr 2019 einnehmen konnte. Im laufenden Geschäftsjahr wird ein weiterer Gewinnsprung erwartet. Der Gewinn soll auf 10 USD je Aktie zulegen und ein neues Rekordniveau erreichen.

Royal Caribbean Cruises Aktie (WKN: 886286) – Chart vom 20.04.2024 – Kurs: 129,21 - Kürzel: RCL – Wochenkerzen

 

Die Aktie ist bereits gut gelaufen. Sollte die Prognose richtig sein, besteht trotzdem noch Potenzial in Richtung 150 USD. Größere Rücksetzer könnten sich als Gelegenheit herausstellen. Bei Carnival sieht es genau umgekehrt aus.

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