Die US-Notenbank Federal Reserve hat nun zum vierten Mal in Folge die Zinsen um satte 0,75 Prozentpunkte auf 3,75 bis 4,00 Prozent angehoben. Die sich sofort daran anschließenden Renditerückgänge an den US-Rentenbörsen waren primär dadurch bedingt, dass nun die Hoffnung auf eine „mildere“ Zinserhöhung im Dezember besteht.

Vielleicht macht Jerome Powell dem Markt ja doch ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass beim Tempo der weiteren Zinsanhebungen natürlich die zuletzt bereits erfolgten Zinsschritte berücksichtigt werden.

Dadurch steigt nun wiederum die Annahme, dass die US-Notenbanker kommenden Monat eine Erhöhung um „lediglich“ 50 Basispunkte vornehmen könnten. Was aber keinesfalls bedeutet, dass diese mögliche Zinsanpassung, dann auch die letzte sein muss. Die Notenbanker um Jerome Powell lassen sich die Möglichkeit weiterer Zinserhöhungen nach eigener Aussage durchaus offen (!). Nach den vorschnellen Renditerückgängen zogen diese gestern dann auch recht schnell wieder an.

Zwar gibt es nach Ansicht von Jerome Powell weiterhin keine Indizien für eine Lohn-Preisspirale in den USA. Er gab vielmehr zu verstehen, dass seiner Meinung nach weiterhin das Szenario eines „Soft Landings“ realistisch erscheint.

Sollte sich die aktuelle Geldpolitik der US-Notenbank in naher Zukunft doch als zu hawkish erweisen, könnte die Fed selbst mittels geldpolitischer Lockerung immer noch kurzfristig darauf einwirken. Die vorherrschende Lage am Arbeitsmarkt sowie die nachfragebedingte Inflation sind die primären Gründe dafür, dass die US-Fed versucht, mithilfe ihrer Geldpolitik die wirtschaftliche Entwicklung bewusst auszubremsen.

Unbestritten ist dabei der Hinweis Jerome Powells, dass Geldpolitik immer erst zeitverzögert wirkt. Selbst die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung im Sommer und Herbst dieses Jahres (Juli sowie September) können sich daher in den jüngsten volkswirtschaftlichen Daten auch keinesfalls widerspiegeln.

Das Wahrscheinlichkeitsszenario einer weiteren Leitzinserhöhung im Februar um 50 Basispunkte hat währenddessen weiter zugenommen. Sollten sich die US-Arbeitsmarktdaten weiterhin so robust zeigen, wird die Fed das Leitzinsintervall wohl in den Bereich von 4,75 bis 5,00 Prozentpunkte anheben.

Jerome Powell und die übrigen US-Währungshüter könnten durchaus die Strategie verfolgen, über die eigentlich notwendige geldpolitische Straffung hinaus das Leitzinsintervall anzuheben.

Dadurch erhöht sich die realistische Wahrscheinlichkeit, die mittel- bis langfristigen Inflationserwartungen auch dauerhaft und nachhaltig im Zielbereich zu verankern. Gleichzeitig bedeutet das natürlich sowohl für die US-Treasuries als auch den US-Dollar den Nährboden für die Fortsetzung der bereits seit Längerem eingeschlagenen Aufwärtsmodi.

US 10Y Bonds

USD/EUR

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