Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0734 (05:47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0713 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 132,46. In der Folge notiert EUR-JPY bei 142,19. EUR-CHF oszilliert bei 0,9903.

Finanzmarkt: Aktienmärkte stabil bis freundlich

An den Finanzmärkten dominiert weiterhin Risikobereitschaft. In der Abwägung zwischen zum Teil enttäuschenden Konjunkturdaten (gestern der NFIB Report aus den USA, siehe Datenpotpourri) und andererseits entspannteren Daten von der Inflationsfront (u.a. aktuelles IFO-Barometer) liegt der Fokus der Märkte offensichtlich auf dem entspannteren Inflations- und Zinsthema.

Von Seiten der Federal Reserve meldeten sich diverse Vertreter zu Wort (Powell, Bowman, Kashkari), ohne neue marktrelevante Erkenntnisse zu liefern.

Aktienmärkte waren in den letzten 24 Stunden stabil (DAX) oder konnten leicht an Boden gewinnen (USA, Asien).

An den Kapitalmärkten kam es zu unkritischen Renditeanstiegen. Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert aktuell mit 2,27 % (Vortag 2,23 %), die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 3,59 % (Vortag 3,53 %).

Der EUR mäandert auf den erhöhten Niveaus. Gold und Silber konnten gegenüber dem USD leicht an Boden gewinnen.

Deutschland: IFO-Barometer mit Inflationsentspannungssignal

Das aktuelle Barometer des IFO-Instituts per Dezember, das Auskunft über Preiserhöhungsabsichten von Unternehmen (Gesamtwirtschaft) gibt, sank von zuvor 46,2 auf 40,3 Punkte. Anders ausgedrückt planen „nur“ noch 40,3 % der Unternehmen, Preise zu erhöhen.

Kommentar: Dieser Rückgang ist markant. Es ist der dritte Rückgang in Folge. Damit steht dieses Barometer auf dem niedrigstem Stand seit Oktober 2021. Es ist ein Entspannungssignal, das Hoffnungswerte nährt, dass sich Preisinflation sukzessive zurückbildet. Es ist aber auf keinen Fall ein Signal, dass das Inflationsthema ultimativ beordnet ist. Bundesbankpräsident Nagel sagte diesbezüglich gestern in Stockholm, dass die Inflation zurück sei und man sich im Sturm befände, der noch nicht vorbei sei. Ich akzeptiere diese Metapher.

Weltbank kappt Wachstumsprognose für Weltwirtschaft

Die Konjunkturperspektiven für die Weltwirtschaft trüben sich nach Ansicht der Weltbank ein. Die Weltbank senkte gestern ihre Wachstumsprognose für 2023 von bislang 3,0 % auf aktuell 1,7 %. Nur in den Krisenjahren 2009 und 2020 gab es schlechtere oder vergleichbar schwache Werte. Die aktuelle Prognose bewegt sich im Umfeld der niedrigsten Werte seit knapp drei Jahrzehnten. Vielen Ländern drohe laut Weltbank eine Rezession als Folge der Zinserhöhungen der Notenbanken und des Konflikts in der Ukraine.

Die Prognose für die USA wurde von zuvor 2,4 % auf 0,5 % gekürzt. Die Prognose für die Eurozone wurde von 1,9 % auf 0,0 % reduziert. Chinas BIP soll 2023 laut Weltbank nur noch um 4,3 % (bisherige Prognose 5,2 %) zulegen.

Kommentar: Ich nehme diese Prognoseanpassung zur Kenntnis. Gegen diese negative Anpassung sprechen einige Argumente. Chinas Wirtschaft öffnet, das liefert global positive Impulse für die Weltwirtschaft. Die Lieferkettenprobleme nehmen derzeit ab. Ergo kann der Auftragsstau in der internationalen Industrie abgearbeitet werden. Die Verunsicherung der Verbraucher nimmt durch rückläufige Inflationstendenzen sukzessive ab und sollte die Konsumbereitschaft positiv beeinflussen. Die Zinsverunsicherung für die westliche Wirtschaft reduziert sich. Das eröffnet Chancen für den Investitionsgüterzyklus.

Nur für den Fall, dass sich die geopolitische Lage verstärkt eintrüben sollte, ergäben sich aus meiner Sichtweise heraus markantere Belastungen für die Weltwirtschaft.

EZB-Direktorin fordert grünere EZB-Politik

Die EZB muss sich aus Sicht von Notenbank-Direktorin Schnabel stärker anstrengen, um in der Geldpolitik grüner zu werden. Die bisherigen Maßnahmen blieben hinter den Pariser Klimazielen zurück. Sie reichten nicht aus, um einen Pfad der Dekarbonisierung zu gewährleisten, der mit einer CO2-Neutralität der EZB-Tätigkeiten bis 2050 vereinbar sei.

Schnabel hat dabei die Anleihebestände der EZB im Fokus. Sie sagte, das Pariser Abkommen erfordere einen stabilen Dekarbonisierungspfad in unserem Portfolio, unabhängig von unserem geldpolitischen Kurs oder den individuellen Schritten der Unternehmen. Die Notenbank solle beispielsweise in Betracht ziehen, das Anleihen-Portfolio aktiv in Richtung umweltfreundlicherer Bond-Emittenten umzuschichten.

Um den Bestand an Staatsanleihen grüner zu gestalten, gebe es zwei Optionen: Eine sei, den Anteil der von supranationalen Institutionen und Agenturen begebenen Anleihen zu erhöhen, da ein größerer Teil ihrer Anleihen grün sei. Eine zweite Option sei, den Bestand an Staatsanleihen in Richtung mehr grüner Staatsbonds umzuschichten, da die Regierungen ihr Angebot an solchen Papieren ausweiten würden.

Kommentar: Grundsätzlich gilt, dass eine der Nachhaltigkeit verpflichtete Politik auch vor dem Hintergrund des Generationenvertrags richtig und zielführend ist. Das obliegt der in westlichen Demokratien gewählten politischen Führung.

Vor diesem Hintergrund ist die Frage unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten zu stellen, ob es unkritisch ist, dass die EZB dieses Politikfeld für sich in dieser Form reklamiert, denn die Aufgabe der EZB ist laut Gesetz Preisstabilität, nicht Klimapolitik. Die liegt aus guten Gründen (Gewaltenteilung) in Händen von gewählten Regierungen, explizit dem Ressort des Umweltministers.

Diese Einlassung stellt kein Votum über grüne Politik dar, sondern sie weist auf ein Problemfeld hin, das in der Politisierung der Zentralbank angesiedelt ist. Was ist das nächste Politikfeld, das von der Zentralbank mitdeterminiert werden soll, könnte man provokativ fragen.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Produktionsdaten ohne neuen Marktimpuls

Frankreich: Die Industrieproduktion nahm per November im Monatsvergleich um 2,0 % (Prognose 0,8 %) nach zuvor -2,5 % (revidiert von -2,6 %) zu.

Österreich: Die Industrieproduktion stieg per November im Jahresvergleich um 3,9 % nach zuvor 5,4 % (revidiert von 3,9 %).

Griechenland: Die Industrieproduktion sank per November im Jahresvergleich um 0,9 % nach zuvor -2,7 % (revidiert von -2,5 %).

USA: Stimmung in kleinen Unternehmen malade

Der NFIB Small Business Optimism Index fiel per Berichtsmonat Dezember von zuvor 91,90 auf 89,80 Zähler und markierte den tiefsten Indexwert seit Juni 2022. Derzeit bewegt sich der Index auf den niedrigsten Niveaus seit 2012.

 

Japan: Devisenreserven kaum verändert

Die Devisenreserven stellten sich per Berichtsmonats Dezember auf 1.227,6 nach zuvor 1.226,3 Mrd. USD.

Der Index der Frühindikatoren verzeichnete per November einen Rückgang um 1,0 Zähler (Vormonat +0,4), der Lageindex verlor um 0,5 Punkte (Vormonat -1,2).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg

 

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