Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1707 (06:34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1702 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,43. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,41. EUR-CHF oszilliert bei 1,0720.

Zu Wochenbeginn dominiert an Finanzmärkten Risikofreude:

Das ist nicht nur hinsichtlich der Folgen der aktuellen Corona-Lage bemerkenswert, denn politisch verfügte Verschärfungen durch einschränkende Maßnahmen für Gesellschaft und Wirtschaft nehmen außerhalb Asiens dynamisch zu. Das wurde seitens der EZB-Chefin Lagarde am Freitag mit dem Verweis auf verstärkte konjunkturelle Ungewissheiten thematisiert. Märkte sind daran offensichtlich uninteressiert. Was hat Konjunktur auch schon mit "Cash-Flows" zu tun (Ironie).

Aber nicht nur von dieser Seite ergeben sich potentielle Belastungen. China, das lange stoisch die von den USA ausgehenden Aggressionen (nicht rechtskonform - u.a. Huawei, ZTE, TikTok, SMIC) nahezu ohne Gegenreaktion ertrug, reagiert jetzt. Es ist auch höchste Zeit. China hat ein Gesetz verabschiedet, das den Export von Hightech-Gütern beschränkt. Es erlaubt das Vorgehen gegen Länder, die Exportkontrollen missbrauchten und damit chinesischen Interessen schadeten. Das Gesetz tritt am 1. Dezember in Kraft. Dieses Gesetz zielt in Richtung USA.

Die Abstraktion dieses Problems sollte für die Weltfinanzmärkte viel ernster diskontiert werden, denn die US-Regierung hat das Eigentumsrecht in den USA auf Basis des beliebigen Einsatzes des nicht rechtlich definierten Begriffs der "Gefährdung der Nationalen Sicherheit" eingeschränkt. Das ist eine massive Disruption. Provokant darf man fragen, ob Eigentumsrechte in China und Russland nicht besser geschützt sind. Das Wegschauen der Weltfinanzmärkte ob dieses Kardinalrisikos ist mehr als irritierend!

Russlands Ansinnen, den Atom-Vertrag mit den USA bedingungslos um ein Jahr zu verlängern, um in diesem Zeitrahmen sinnvolle Kompromisse zu schnüren, wurde in den USA brüsk abgelehnt. Dort will man offenbar weiter Eskalation, Weltfrieden hin oder her. Weltfrieden und Weltwirtschaft sind zumindest in Teilen korrelierte Größen. Dieser Zusammenhang mag den Weltfinanzmarkt derzeit noch intellektuell überfordern. Das muss aber nicht so bleiben.

Das Brexit-Drama geht weiter. Premier Johnson hält einmal mehr nicht sein Wort. Am Freitag beendete er die Gespräche. Dann fiel er um. Jetzt geht es doch in die nächsten Runden, obwohl die Fronten verhärtet sind. Das Risiko, dass die Vertreter der EU bei den Grundfreiheiten und den damit einhergehenden Pflichten die Interessen der Menschen Kontinentaleuropas (Schutz vor dem Ausarbitrieren der Standards durch das UK) verletzen, ist nicht unerheblich. Wenn renitentes UK-Verhalten (u.a. Nichtachtung internationalen Rechts) solche Ergebnisse liefern sollte, würde es das Genom der EU zerstören. Ist der Handelsdeal mit dem UK das wert?

Die Unsicherheit ob der US-Wahl und der Frage ob Wahlergebnisse anerkannt werden, scheint derzeit kaum eine Rolle zu spielen. Das könnte sich abrupt nach dem 3. November 2020 ändern.

Wir nehmen zur Kenntnis, dass diese Risiken und Entwicklungen derzeit keine tragende Rolle für die Finanzmärkte spielen. Wir weisen darauf hin, dass das nicht so bleiben muss.

China - der Lichtblick in einer recht dunklen Welt!

Dank der erfolgreichen Corona-Maßnahmen ergibt sich in China und mehreren asiatischen Staaten eine deutliche Konjunkturerholung.

China hatte bereits in der von den USA ausgehenden Krise 2008/2009 massiv internationale Verantwortung übernommen. China war seinerzeit mit entscheidend für die im 2. Quartal 2009 einsetzende Erholung auf globaler Ebene. Danke nochmal!

Auch in dieser Krise liefert China trotz der US-Aggressionen, die keine Basierung auf internationalem Recht haben, einen massiven Beitrag für die globale Konjunkturlage. Die US-Aggressionen nicht nur gegen China, sondern gegen weitere Länder und die Institutionen der Weltwirtschaft (u.a. WTO) unterminieren diese Erholung, während Chinas Aktionen von der "Belt and Road Initiative" (Seidenstraße Teil der Initiative) hin bis zu der aktuellen Politik konstruktive Beiträge für die Weltstruktur und die Weltwirtschaft liefern. "Food for thought!"

Am Wochenende veröffentlichte die Zentralbank Chinas (PBoC) ihre BIP-Prognose per 2020, die bei zwei Prozent Wachstum (IWF-Prognose 1,9 %) angesiedelt ist.

Die Konjunkturdaten, die uns am Wochenende aus China erreichten, unterstreichen die global betrachtet außerordentlich positive Entwicklung, auch wenn die BIP-Prognose per 2. Quartal 2020 verfehlt wurde. Hinsichtlich der Daten verweisen wir auf das nachfolgende Datenpotpourri.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: China stark!

Eurozone: Keine neuen Erkenntnisse

Die Handelsbilanz in der saisonal bereinigten Fassung wies laut Eurostat per August einen Überschuss in Höhe von 121,9 Mrd. Euro nach zuvor 19,3 Mrd. Euro (revidiert von 20,3 Mrd. Euro) aus. Die Verbraucherpreise nahmen laut finaler Berechnung im Monatsvergleich um 0,1 % zu (Prognose 0,1 %, Vormonat -0,4 %). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,3 % (Prognose -0,3 %) nach zuvor -0,3 %. Die Kernrate stieg im Monatsvergleich um 0,2 % (Prognose 0,2 %) nach zuv0r 0,2 %. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,2 % (Prognose 0,2 %) nach zuvor 0,2 %.

USA: "Sonne und Schatten"

Die Einzelhandelsumsätze per September legten im Monatsvergleich um 1,9 % (Prognose 0,7 %) nach zuvor 0,6 % zu. Im Jahresvergleich zogen sie um 5,36 % nach zuvor 2,77 % an. Die Industrieproduktion sank per September unerwartet im Monatsvergleich um 0,6 % (Prognose +0,5 %) nach zuvor +0,4 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 7,28 % nach zuvor -7,01 %. Die Kapazitätsauslastung der US-Industrie stellte sich per September auf 71,5 % (Prognose 71,9 %) nach zuvor 72,0 % (revidiert von 71,4 %).

Die US-Lagerbestände verzeichneten per August einen Anstieg um 0,3 % (Prognose 0,4 %) nach zuvor 0,1 %. Der Index des Verbrauchervertrauens gemäß der Berechnung der Universität Michigan stellte sich per Oktober laut vorläufiger Berechnung auf 81,2 (Prognose 80,5) nach zuvor 80,4 Punkten. Das Federal Budget wies per September ein Defizit in Höhe von 125 Mrd. USD (Prognose -124 Mrd. USD) aus (Vorjahr +83 Mrd. USD!).

China: Erholung läuft (auch wenn BIP-Prognose verfehlt wurde)

Das BIP stieg laut Erstberechnung per 3. Quartal 2020 im Jahresvergleich um 4,9 % (Prognose 5,2 %) nach zuvor 3,2 %. Die Industrieproduktion legte per September im Jahresvergleich um 6,9 % (Prognose 5,8 %) nach zuvor 5,6 % zu. In den ersten neun Monaten kam es zu einer Zunahme um 1,2 % nach zuvor 0,4 %. Die Einzelhandelsumsätze stiegen per September im Jahresvergleich um 3,3 % (Prognose 1,8 %) nach zuvor 0,5 %. In den ersten neun Monaten kam es zu einem Rückgang um 7,2 % nach zuvor -8,6 %.

Die Arbeitslosenrate sank per September von zuvor 5,6 % auf 5,4 %.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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