Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0786 (05:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0773 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,64. EUR-CHF oszilliert bei 0,9541.

Divergenzen in Konjunktur und Märkten

Die internationalen Finanzmärkte boten am Freitag bezüglich der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten als auch der Einkaufsmanagerindices des Verarbeitenden Gewerbes ein uneinheitliches Bild.

Die Welt teilt sich konjunkturell immer stärker. Der von JP Morgan ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Welt stieg per Berichtsmonat August leicht von 48,6 auf 49,0 Punkte. Positive Akzente setzte zu großen Teilen der "Globale Süden" (z.B. Indien 58,6, China (Caixin) 51,0, Russland, 52,7, Brasilien 50,1). Japan, das nur auf dem Papier an den Energiesanktionen gegen Russland teilnimmt (Sachalin), brachte bei dem PMI 49,6 Zähler auf die Waage. Die USA mit 47,9 (S&P) oder 47,6 (ISM) zeigen im westlichen Kontext relative Stabilität.

Die Eurozone mit 43,5 Punkten, Großbritannien mit 43,0 Punkten, aber vor allen Deutschland mit 39,1 Zählern liefern die Schwachpunkte im globalen Kontext. Für Europa ist eine Trendwende nicht im erforderlichen Maße erkennbar.

Die EU-Außenpolitik, mehr noch die daraus abgeleiteten Maßnahmen der letzten 18 Monate sind wesentliche Katalysatoren für die schwache Konjunkturentwicklung in Europa, die sukzessive zu einem schwächeren strukturellen Umfeld (u.a. Deindustrialisierung, Aristoteles) innerhalb Europas, allen voran in Deutschland führt. Auf den Punkt gebracht haben die Sanktionen das Gegenteil dessen bewirkt ("Mutter aller Sanktionen"), was "versprochen" und beabsichtigt war.

Das gilt für die Ökonomie, konjunkturell als auch strukturell, als auch bezüglich der Frage, wer heute weltpolitisch isolierter ist (u.a. BRICS+, G-20: G13 und G-7 unter einem Dach).

Die damit einhergehenden potenziellen innenpolitischen Folgen für Europa und vor allen Dingen für Deutschland werden weiter unterschätzt (auch außenpolitische Irrelevanz). Daraus entwickelt sich perspektivisch ein weiterer struktureller Nachteil für den Wirtschaftsstandort.

Der US-Arbeitsmarktbericht konnte nur in Teilen überzeugen. Laut BLS wurden 187.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen werden (Prognose 170.000). Die Revision des Vormonats von 187.000 auf 157.000 ernüchterte. Die Quote U-1 legte von 3,5% auf 3,8% und die Quote U-6 (tendenziell vergleichbar mit Quote der Eurozone, aktuell 6,4%) von 6,7% auf 7,1% zu.

Die Aktienmärkte verarbeiteten den Datenmix unterschiedlich. Der S&P 500 (+0,08%) als auch der Dow Jones (+0,22%) konnten geringfügig zulegen, während der NASDAQ (-0,14%) leicht nachgab. Dagegen verlor der EUROSTOXX 50 (-0,17%) und mehr noch der Late-DAX (-0,56%) etwas stärker. Die Märkte in Fernost zeigten sich heute früh (5.55 Uhr) in freundlicher Verfassung (CSI +1,38%, Hangseng +2,47%, Nikkei +0,51%, Sensex +0,34%).

An den Rentenmärkten kam es zu Zinsversteifungen. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,54% (Vortag 2,46%, Vorwoche 2,55%), während 10-jährige US-Staatstitel 4,20% bringen (Vortag 4,11%, Vorwoche 4,23%).

Der EUR verlor gegenüber dem USD im Wochenvergleich marginal an Boden (aktuell 1,0786 versus 1,0809).

Deutschland: Führende Ökonomen fordern dauerhafte Energiepreisreduktion

Top-Ökonomen Deutschlands fordern die Bundesregierung auf, die hohen Energiepreise dauerhaft zu senken. So sei der Ausbau der erneuerbaren Energien laut Ifo Präsident Fuest richtig, reiche aber nicht. Deutschland müsse sich breiter aufstellen. Dazu gehören der Wiedereinstieg in die Kernkraft, die Erforschung neuer Energien (Fusionsenergie) und die heimische Schiefergasförderung.

Die Wirtschaftsweise Grimm sprach sich für den Ausbau der erneuerbaren Energien und für den Import von großen Mengen an Wasserstoff aus, um der Industrie eine Perspektive zu bieten. Die Stromsteuer solle auf den europäischen Mindestsatz fallen und die Netzentgelte reformiert werden. Der Direktor des IW Hüther, fordert für den Standort Deutschland einen Industriestrompreis. Das Auseinanderfallen von heute notwendigen unternehmerischen Investitionen und der erst künftigen Bereitstellung günstigen Stroms gefährdete die industrielle Basis unserer Volkswirtschaft.

Alle 16 Bundesländer votieren wegen des Wirtschaftsrisikos für den Industriestrompreis und fordern Brüssel auf, diese Subvention zu ermöglichen.

Kommentar: Ohne ausreichende Energieversorgung, die dauerhaft preislich konkurrenzfähig sein muss (Aspekt Investition, Kapitalstock) geht nichts, gar nichts. Aufgrund der Sensibilität dieses Aspekts muss sogar eine Überversorgung durch die Infrastruktur geschaffen werden. Danke, dass unsere Top-Ökonomen das jetzt alles medial lautstark erkennen, manche Experten hatten diese elementarsten Themen sehr viel früher auf der Agenda.

Top-Ökonomen sollten korrekt (sachorientiert), aber niemals „politisch korrekt“ (Bedienung von Partikularinteressen) agieren. Der bereits jetzt angerichtete Schaden ist erheblich, nun geht es darum noch größere Schäden zu verhindern. Ist Berlin dazu in der Lage?

IFO-Barometer der Automobilbranche deutlich schwächer - die nächste Mahnung an Berlin!

Der IFO Index für den Automobilsektor der aktuellen Geschäftslage brach per August von 34,6 auf 0 Punkte ein. Der Erwartungsindex fiel von -48 auf -75 Punkte. Das Bild bei den Zulieferern ist weniger drastisch. Die aktuelle Tendenz ist kritisch.

 

Vor Beginn der IAA in München kämpfen die Autobauer mit einem abgeschwächten Neugeschäft. Nahezu die Hälfte der Autobauer klagte im August über Auftragsmangel als Hindernis für die Produktion. Da die Auftragsbücher noch gut gefüllt seien, könne ein halbes Jahr weiter produziert werden.

Kommentar: Das Eis, auf dem sich unsere Paradeindustrie bewegt, wird dünner.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Finaler PMI schwächer als der vorläufige Wert

Der HCOB Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der Eurozone stellte sich final auf 43,5 Punkte. Sowohl die Prognose als auch der vorläufige Wert lagen bei 43,7 Zählern.

UK: Finaler PMI besser als erwartet

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per August laut finaler Berechnung auf 43,0 Punkte (vorläufiger Wert und Prognose 42,5).

Schweiz: CPI bei 1,6% - beneidenswert

Die Verbraucherpreise nahmen per August im Jahresvergleich um 1,6% (Prognose 1,5%) nach zuvor 1,6% zu.

USA: US-Arbeitsmarktbericht

 

Der von Standard & Poors ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg per August von zuvor 47,0 auf 47,9 Zähler. Der vom ISM ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete per August eine Zunahme von 46,4 auf 47,6 Punkte (Prognose 47,0). Die Bauausgaben legten im Monatsvergleich per Juli um 0,7% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,6% (revidiert von 0,5%) zu.

Indien: Starker PMI für das Verarbeitende Gewerbe

Der von Standard & Poors ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg per August von zuvor 57,7 auf 58,6 Punkte (Prognose 57,5). Russland: Starker PMI für das Verarbeitende Gewerbe. Der von Standard & Poors ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg per August von zuvor 52,1 auf 52,7 Punkte.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine neutrale Haltung.

Viel Erfolg

 

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