Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1776 (06:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1732 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,53. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124,29. EUR-CHF oszilliert bei 1,0716.

Nach ausgeprägter Risikofreude am frühen Wochenanfang an den Finanzmärkten entwickelte sich im Tagesverlauf etwas Skepsis ob der eingenommenen optimistischen bis opportunistischen Haltung, die als eine Prise Nüchternheit klassifiziert werden darf. Mehr war es bisher nicht.

Die umfassenden Problemherde wurden in Ansätzen in die Bewertung integriert. Ob das anhält, sei dahingestellt. Märkte delektieren (ergötzen) sich gerne an Narrativen.

  • Fakt ist, dass die Corona-Lage hinsichtlich der Parameter, die die Öffentlichkeit und Finanzmärkte als maßgeblich erachten (positive Tests), immer kritischer wird und die Politik darauf zunehmend mit einschränkenden Maßnahmen für Gesellschaft und Wirtschaft reagiert.

  • Fakt ist, dass vorausschauende Wirtschaftsindikatoren diese Entwicklung bereits zart abbilden (ex Asien).

  • Fakt ist, dass der Problemherd der US-Präsidentschaftswahlen näher rückt und es unklar ist, ob sich daraus innenpolitische Verwerfungen ergeben werden, die auch ökonomische und geopolitische Konsequenzen haben könnten.

Darüber hinaus schaut der Finanzmarkt bewusst bei einem Thema weg. Die Solidität der USA und des USD ist nicht gegeben. Per 16.10.2020 stellte sich die öffentliche US-Neuverschuldung auf 3.947 Mrd. USD oder knapp 20 % des BIP. Das sind historisch einmalige Größen. Dieser Defizitaufbau ist konsumtiver Natur!

Das Finanzzentrum der westlichen Welt hat seit circa zwölf Jahren keine selbsttragenden Kräfte in der Ökonomie. Latent lag die öffentliche Neuverschuldung oberhalb der BIP-Wachstumsraten.

  

Obwohl wir dieses Thema immer wieder in den Fokus rückten, wurde und wird es weder medial, politisch noch markttechnisch ernst genommen. Danke!

Das erinnert stark an das Thema der "Neuen Paradigmen" des Alan Greenspan und die MBS-Krise (Mortgage-Backed-Securities), als sich Medien, Politik und Finanzmärkte der notwendigen Sachlichkeit verwehrten, bis es nicht mehr ging, um dann völlig überrascht zu sein.

Gerade vor dem Hintergrund, dass die USA international rücksichtslos Politik betreiben und damit andere Länder zwingen, sich von den USA zu emanzipieren, um ihre Souveränität nicht zu opfern, liefert dieses qualitative und quantitative Manko der nicht selbsttragenden Kräfte der US-Ökonomie eine offene Flanke nicht nur für die USA, sondern auch für die Weltwirtschaft (Komplexität).

Das Zentrum USA ist das Problem. Anders als die Eurozone haben die USA als Konsequenz nach der Krise 2008/2009 keine Reformpolitik betrieben. Sie haben nicht den "Aristoteles" (Reformpolitik) gemacht, der fraglos schmerzhaft ist und dazu führte, dass die quantitativen Daten der Eurozone bis 2014 malade ausfielen, während sich gleichzeitig die qualitativen Daten verbesserten.

Unsere europäischen Reformländer haben es geschafft, auch wenn viele Kollegen der Wirtschaftselite Deutschlands seinerzeit diese Erfolge förmlich ausschlossen und andersdenkende Kollegen häufig mit Arroganz abgekanzelt wurden. Damit haben diese Kreise für die USA Kapitalzufuhr begünstigt, nicht für die Eurozone. War das professionell und angemessen?

Wir leben in Absurdistan: Der Finanzmarkt will heute sogar noch viel höhere US-Haushaltsdefizite für konsumtive Verwendungen. Je größer das nächste konsumtiv geprägte Hilfspaket ausfällt desto positiver die Gemütslage an den Finanzmärkten. Das erinnert eher an einen Junkie, der den nächsten Schuss braucht, als an eine seriöse Herangehensweise seitens der Finanzmärkte in der Diskontierung der zukünftigen Cash-Flows auf belastbarer Basis.

Das Niveau der Mainstream-Analyse war nie diskussionswürdiger als heute!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: China stark!

Eurozone: Starke Bauleistung per August

Die Bauleistung legte per August im Monatsvergleich um 2,57 % nach zuvor 0,29 % (revidiert von 0,19 %) zu.

USA: NAHB Index markiert historisches Hoch

Der NAHB Housing Market Index stieg per Berichtsmonat Oktober von zuvor 83 auf 85 Punkte (Prognose 83) und markierte den höchsten Punkt in der uns verfügbaren Historie (1985).

  

China: Zentralbank mit ruhiger Hand

Die Zentralbank Chinas hat die Leitzinsen unverändert belassen (Loan Prime Rate für einjährige Ausleihungen bei 3,85 %, für fünfjährige Kredite bei 4,65 %). Hauspreise legten per September im Jahresvergleich um 4,6 % nach zuvor 4,8 % zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!

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