Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2140 (06:08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2127 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132,23. EUR-CHF oszilliert bei 1,0935.

An den Finanzmärkten sticht in den letzten 24 Handelsstunden die Schwäche an den Aktienmärkten hervor. Hintergrund sind Inflationssorgen (siehe unten). Die Währungsmärkte und auch Edelmetallmärkte zeigen sich weniger beeindruckt. Auch die Zinsmärkte zeigen nahezu keine Reaktion (zehnjährige US-Treasuries 1,60 %, zehnjährige Bundesanleihen -0,20 %). Es handelt sich also um eine solitäre Reaktion des Aktienmarktes. Das ist eine ins Auge springende Anomalie!

Seit Monaten bereiten die bedeutenden westlichen Zentralbanken die Finanzmärkte auf ihren Erfolg der Interventionspolitik vor. Man wollte in der Pandemie deflationäre Entwicklungen verhindern. Das ist gelungen. Man sagte den Märkten unmissverständlich, dass man auf kurzfristige Ausreißer nicht reagieren würde und wird. Ein mögliches Überschießen würde toleriert. Soweit zur Ansage.

Genau in diese Richtung argumentierte gestern EZB-Direktorin Schnabel. So sei in Deutschland eine Inflation kurzfristig von über drei Prozent möglich.

US-Lage: Die US-Inflationserwartungen sind auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Gestern erreichten sie 2,73 %. Die Berechnung erfolgt durch einen Vergleich der Rendite von US-Staatsanleihen und den inflationsindizierten Varianten gleicher Laufzeit. Das ermutigte Marktteilnehmer, dem "Inflationsgespenst", das weitgehend von exogenen Effekten (Rohstoffe) als auch Basiseffekten gefüttert wird (Qualität), etwas Leben einzuhauchen. Die Fed erwartet, dass eine höhere Inflation nur vorübergehend sei. Das ist wegen der schwachen Qualität der Inflation sehr wahrscheinlich (Marktfokus aber Quantität!).

Zentralbanken werden am Geldmarkt absehbar wenig verändern. Kapitalmarktzinsen werden weiter zulegen. Der Prozess wird jedoch offen oder verdeckt von den Zentralbanken begleitet und kontrolliert werden (systemischer Aspekt).

Die Zinskurve wird steiler. Ist das gut oder schlecht? Es ist gut, denn dadurch wird der Finanzsektor gestärkt (Banken, Versicherungen). Unternehmen werden größtenteils das Niedrigzinsniveau auf die kommenden Jahre festgeschrieben haben (Duration der Fremdverschuldung) und isolieren sich damit von der Wirkung eines Zinsanstiegs am Kapitalmarkt. Falls nicht, ist es höchste Zeit (auch Zinsswaps, Swaptions).

Die zarte Normalisierung an den Kapitalmärkten ist Ausdruck von Stärke, nicht Schwäche. Die nachfolgende Thematisierung der LSE-Studie weist den konjunkturellen Weg, der durch Wachstum und Skaleneffekte bei Unternehmen definiert sein wird. Ist das gut oder schlecht für die Unternehmen in einer Durchschnittsbetrachtung?

LSE-Studie: G7-Länder müssen Nach-Corona-Aufschwung mit Billionen absichern

Die G7-Industrieländer müssen laut einer Studie der London School of Economics (LSE, Nicholas Stern) bis 2030 jährlich gemeinsam eine Billion USD in eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung von der Corona-Pandemie investieren. Demnach würde der Übergang zu einer emissionsfreien und klimaresistenten Welt die größte wirtschaftliche, geschäftliche und kommerzielle Chance unserer Zeit bieten.

Die Verbindung von der Corona-Pandemie mit dem Klimathema ist intellektuell sehr "steil". Offenbar sieht man in der Pandemie einen geeigneten Katalysator, um die Welt umzubauen. Hier schimmert bei der LSE die "Davos-Agenda" des "Big Reset" (ohne Wertung!) durch.

Die Studie der LSE war vom britischen Premierminister Johnson bezüglich des Gipfels der G7-Staats- und Regierungschefs vom 11. bis 13. Juni 2021 in Cornwall angefordert worden. Die G7 sollten sich dazu verpflichten, alle Subventionen für fossile Brennstoffe bis spätestens 2025 abzuschaffen, eine umfassende Energiewende anzuführen und eine Mindeststeuer auf Unternehmensgewinne von 21 % in Betracht zu ziehen.

Die Energiewende scheint global in den politischen Eliten verankert zu sein. Es ist richtig, das Thema Mindeststeuer aufzunehmen, da es zu viel Steuerarbitrage gibt!

Stern betonte, dass der Großteil der Investitionen in den privaten Sektor fließen würde. Öffentliche Investitionen würden in der Anfangszeit eine Schlüsselrolle spielen müssen, insbesondere für eine nachhaltige Infrastruktur.

Ergo reden wir von Bilanzsummeneffekten bei Unternehmen bei gleichzeitig effizienter gestalteter Infrastruktur. Ist das für Aktienmärkte belastend oder unterstützend?

Die G7-Länder sollten sich das Ziel setzen, die jährlichen Investitionen in dieser Dekade und darüber hinaus um zwei Prozent des BIP über das Niveau vor der Pandemie zu erhöhen. Die Qualität der Investitionen sei zu verbessern. Das entspräche etwa zehn Billionen USD an zusätzlichen Investitionen bis zum Ende des Jahrzehnts.

Diese Investitionen sind Ausdruck einer Politik nach Aristoteles. Strukturen werden verändert, das verändert die Konjunkturverläufe und das wirkt auf die "Cash-Flows".

Kritisch ist die Frage, ob das G-7 Format perfekt ist. G-10 oder G-20 wären besser.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Unerwartet starker Sentix-Index

Der Sentix-Index für die Eurozone legte per Berichtsmonat Mai unerwartet stark von zuvor 13,1 auf 21,0 Punkte zu (Prognose 14,0) und markierte den höchsten Indexwert seit März 2018.

In Frankreich stieg die Zahl der Beschäftigten außerhalb des Agrarsektors im ersten Quartal 2021 um 0,3 % nach zuvor -0,1 % im vierten Quartal 2020.

In Griechenland nahm die Industrieproduktion per März im Jahresvergleich um 5,5 % nach zuvor 4,3 % (revidiert von 4,4 %) zu.

In Deutschland verzeichneten die Großhandelspreise im Monatsvergleich einen Anstieg um 1,1 % nach zuvor 1,7 %. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 7,2 % nach zuvor 4,4 %.

USA: Positive Tendenz am Arbeitsmarkt

Der Index "Employment Trends" stieg per Berichtsmonat April von zuvor 102,7 (revidiert von 102,4) auf 105,4 Zähler und erreichte den höchsten Stand seit Februar 2020.

Japan: Starke diskretionäre Ausgaben

Die diskretionären Ausgaben der privaten Haushalte legten per März im Monatsvergleich um 7,2 % (Prognose 2,1 %) nach zuvor 2,4 % zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 6,2 % (Prognose 1,5 %) nach zuvor -6,6 %.

China: Inflationsanstieg (CPI) unkritisch

Die Verbraucherpreise sanken per April im Monatsvergleich um 0,3 % (Prognose -0,2 %) nach zuvor -0,5 %. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,9 % (Prognose 1,0 %) nach zuvor 0,4 %. Die Erzeugerpreise nahmen im Jahresvergleich um 6,8 % (Prognose 6,5 %) nach zuvor 4,4 % zu (Hintergrund Rohstoffpreise).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!

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