Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0893 (05:36 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0891 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,47. In der Folge notiert EUR-JPY bei 157,35. EUR-CHF oszilliert bei 0,9784.

Märkte: Europas Aktienmärkte freundlich

Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone lieferten interessante Erkenntnisse. Die Geldmenge geht weiter zurück. Man nähert sich kritischen Niveaus. Die Konsumstimmung in Deutschland enttäuscht, während sie in Frankreich deutlich zulegt. Russlands Wirtschaft lieferte gestern unerwartet starke Konjunkturdaten. Die Unterschiede zu Deutschland und der Eurozone sind massiv. Sie weiten sich aus und werfen Fragen für uns auf (siehe Datenpotpourri).

Europas Aktienmärkte konnten gestern weiter Boden gutmachen. Das galt auch für den S&P 500 und den NASDAQ, jedoch nicht für den Dow Jones (-0,11%). Der MSCI World Index gewann 0,13%. Die Rentenmärkte lieferten leichte Renditerückgänge innerhalb der aktuell bekannten Bandbreiten. Die 10-jährige Bundeanleihe rentiert aktuell mit 2,30% (Vortag 2,36%), während sich die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe auf 3,73% (Vortag 3,77%) stellt.

Der USD gewann gegenüber dem EUR an Boden und konnte sich in Fernost in der Spitze bis auf 1,0891 befestigen. Gold und Silber verloren gegenüber dem USD an Boden.

Macrons Staatsbesuch in Deutschland

Am Montag kommt es erstmalig seit 23 Jahren und 60 Jahre nach dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag zu einem offiziellen Staatsbesuch des französischen Präsidenten in Deutschland. Es gehe laut Elysee darum, das Verhältnis "wach zu rütteln". Trotz enger und regelmäßiger Abstimmungen wäre ein Gewohnheitsgefühl eingetreten. Aus Berlin verlautet, man wolle ein neues Kapitel aufschlagen. Es gehe um einen gemeinsamen Blick auf die Welt. Hauptthemenfelder würden Klimawandel, Geopolitik und digitale Transformation sein.

Kommentar: Ohne eine voll funktionierende Achse Paris/Berlin können weder die EU noch die Eurozone erfolgreich sein. Die Belebung der Beziehung ist begrüßenswert. Begrüßenswert wäre es darüber hinaus, sich dem normativ Faktischen zu widmen. Diesbezüglich sind Fragestellungen sinnvoll, ob die Pläne der letzten Jahre aufgegangen sind. Sollte das nicht der Fall sein, stellte sich die Frage nach Alternativen, um fortgesetzte Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Deutschland: DIW-Konjunkturbarometer eine Mahnung

Die Konjunkturinstitute passen ihre Prognosen an. Auch das DIW in Berlin gehört dazu. Laut DIW trübe sich die Konjunktur ein. Das entsprechende Barometer sank per Juni von 91,0 auf 89,5 Punkte (100 Punkte neutral).

Kommentar: Besorgniserregend ist, dass es sich nicht nur um Konjunkturprobleme, sondern zunehmend um Strukturprobleme handelt. Das unterscheidet den aktuellen Abwärtszyklus von Abwärtszyklen in der Vergangenheit. Damit ist dieser Abwärtszyklus ungleich riskanter, weil die Aufholpotenziale durch Desinvestition am deutschen Standort (Kapitalstock!) geschmälert werden. Dieser Aspekt verdient mehr politische und mediale Beachtung.

DIHK bringt Alternative zu Habecks Industriestrompreis ins Spiel

Hintergrund: Deutsche Strompreise sind nicht nur gegenüber den USA und Asien markant höher, sondern auch innerhalb Europas beispielsweise gegenüber Frankreich und Spanien. Es ist ein strukturelles Problem.

Die DIHK stellte gestern ihr Konzept vor, das etwa 13 Mrd. EUR pro Jahr kosten würde. Dafür könnten alle Betriebe profitieren und würden im internationalen Wettbewerb nicht weiter zurückfallen wegen prohibitiv hoher Strompreise.

Kommentar: Die Breite ist richtig, um den Vorteil des Wirtschaftsclusters in der Gesamtheit zu erhalten. Das Verzichten auf eine Befristung ist elementar, da für Investitionsentscheidungen zugunsten unseres Standorts Zeiträume von 10 – 20 Jahren relevant sind.

Die von Habeck geplante Subvention auf 6 Cent pro Kilowattstunde (Kosten circa 5 Mrd. EUR pro Jahr) käme nur einem kleinen Kreis (u.a. Chemie und Stahl) zugute, in etwa 1000 bis 2000 energieintensiven Unternehmen. Sie würde befristet sein (2030). Es würden lediglich 80% des Basisverbrauchs subventioniert.

Kommentar: Habecks Plan würde einigen wichtigen Strukturen temporär helfen, aber nicht das Wirtschaftscluster (eines der letzten Asse im deutschen Ärmel) retten. Die Terminierung bis 2030 kann für nachhaltige Investitionen nicht überzeugen.

Zum DIHK Vorschlag: Der Staat sollte auf Steuern verzichten und Umlagen und Entgelte auf Strom komplett in den Bundeshaushalt übernehmen oder zumindest stark verringern. Das würde Unternehmen und private Haushalte um rund 10 Mrd. EUR pro Jahr entlasten. Zweiter Baustein seien langfristige Stromlieferverträge zwischen den Betreibern von Anlagen mit erneuerbarer Energie und Industriebetrieben. Der Staat sollte den Anlagenbetreibern Investitionszuschüsse gewähren und Industriebetriebe bei den Netzentgelten entlasten. Dies würde bis 2037 jährliche Kosten für den Staat in Höhe von knapp 3 Mrd. EUR Euro bedeuten.

Kommentar: Die DIHK lieferte eine diskussionswürdige Alternative, um den Standort und das Wirtschaftscluster in der prekären Situation zu stabilisieren.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden: Russland reüssiert mit Daten

Eurozone: Divergenz Deutschland/Frankreich – Geldmenge: es wird kritisch

Deutschland: Der GfK Konsumklimaindex sank per Berichtsmonat Juli von zuvor -24,4 (revidiert von -24,2) auf -25,4 Punkte (Prognose -23). Damit ist die seit November 2022 dominante Reihe der Anstiege von dem Allzeittief bei -42,50 per 10/2022 gebrochen. Der folgende Chart verdeutlicht die prekäre Situation in einem historischen Kontext.

 

Frankreich: Der Index des Verbrauchervertrauens legte dagegen in Frankreich per Juni von zuvor 83 auf 85 Punkte zu. Es ist das höchste Niveau seit Mai 2022. Die Divergenz zu Deutschland ist augenfällig. Gibt sie Berlin zu denken?

Die Geldmenge der Eurozone stieg per Mai im Jahresvergleich um 1,4% (Prognose 1,5%) nach 1,9%. Es war die geringste Zunahme seit Mai 2014 (1,0%). Die Entwicklung ist kritisch. Sie wirft auch für die EZB Fragen auf bezüglich des Zusammenhangs der monetären Entwicklung versus Preisinflation.

Die Kreditvergabe an private Haushalte legte per Mai in der Eurozone im Jahresvergleich um 2,1% nach 2,5% zu. Es war der geringste Anstieg seit Dezember 2016. Kredite an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors nahmen per Mai um 4,0% nach zuvor 4,6% zu. Hier ist es der Tiefpunkt seit November 2021.

USA: MBA-Hypothekenmarktindex etwas höher

Der MBA-Hypothekenmarktindex stellte sich per 23. Juni 2023 auf 216,1 nach zuvor 209,8 Punkten.

Russland: Wirtschaftsdaten setzen positive Akzente

Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich per Mai um 7,1% (Prognose 5,8%) nach 5,2%. Die Einzelhandelsumsätze legten im Jahresvergleich per Mai um 9,3% (Prognose 7,8%) nach 7,8% zu. Reale Löhne verzeichneten per April im Jahresvergleich einen Anstieg um 10,4% (Prognose 10,2%) nach 2,7%. Die Arbeitslosenrate stellte sich per Mai auf 3,2% (Allzeittief, Prognose 3,5%) nach 3,3%.

Derzeit ergibt sich für das Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,0650 – 1,1100 eröffnet neue Trendsignale.

Viel Erfolg!

 

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