Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0876 (05:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0830 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 146,71. In der Folge notiert EUR-JPY bei 159,57. EUR-CHF oszilliert bei 0,9467.

Märkte: Am Freitag mehr Risikobereitschaft

Die Finanzmärkte zeigten sich am Freitag bedingt durch die vom Markt als milde interpretierten Einlassungen des US-Notenbankchefs Powell (siehe unten) von höherer Risikobereitschaft geprägt.

Geopolitik belastet jedoch. Im Gazastreifen ist die Feuerpause Geschichte. Das Risikocluster einer Ausweitung des Konflikts steht damit wieder im Mittelpunkt. Der Ukraine-Konflikt hält an. Hier sind militärisch, medial und politisch zunehmend Erschöpfungszustände erkennbar.

Die Wirtschaftsdaten hatten keinen großen Einfluss. Die Einkaufsmanagerindices des Verarbeitenden Gewerbes der Eurozone waren laut finaler Berechnung besser als die vorläufigen Werte, aber dennoch schwach. Die des UK waren deutlich besser als in der Eurozone, aber auch weiter klar unter der Marke von 50 Zählern (Kontraktion). Die PMIs der USA lieferten im westlichen Kontext mit knapp unter 50 Punkte wie bisher die beste Performance in diesem Vergleich. Der S&P PMI Russlands signalisierte mit 53,8 Punkten solides Wachstum im Sektor des Verarbeitenden Gewerbes.

Die westlichen Aktienmärkte schlossen am Freitag auf hohen Niveaus. Der Late-DAX konnte um 1,09% zulegen und lag damit lediglich einen Wimpernschlag von den diesjährigen Höchstkursen bei 16.467 Punkten (28. Juli 2023) entfernt. Der EuroStoxx 50 stieg um 0,83%. US-Märkte gewannen an Boden. Der S&P 500 stieg um 0,64%, der Citi US Tech 100 um 0,76%. In Fernost ergibt sich keine klare Tendenzlage (6:20 Uhr). Der Nikkei (Japan) verliert 0,63%, der CSI 300 (China) gibt 0,34% ab. Dagegen legen der Sensex (Indien) um 1,32%, der Kospi Index (Südkorea) um 0,57% und der Vietnam Index um 1,79% zu.

An den Rentenmärkten setzte sich der Renditerückgang fort. So rentiert die 10-jährige Bundesanleihe aktuell mit 2,36% (Freitag 2,45%, Vorwoche 2,63%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,25% abwirft (Vortag 4,33%, Vorwoche 4,50%). Der EUR eröffnet heute früh geringfügig leichter gegenüber dem USD. Gold markierte heute im frühen fernöstlichen Handel mit 2.120 USD einen Rekordwert. Die US-Zinsentspannung ist ein Katalysator. Silber hinkt der Entwicklung historisch betrachtet deutlich hinterher.

Powell signalisiert vor letzter Zinssitzung im Jahr vorsichtiges Vorgehen

Hintergrund: Der für die Zinspolitik zuständige Offenmarktausschuss der Fed hat die Zinsen auf den letzten zwei Sitzungen unverändert belassen. Die Notenbanker hielten den Leitzins in der Bandbreite von 5,25% bis 5,50% und hielten sich die Option einer künftigen Erhöhung zugleich offen. An den Terminmärkten wird erwartet, dass es nicht mehr zu Zinserhöhungen kommt. Für einen abwartenden Kurs spreche, dass die Preisinflation nachgelassen habe. Die Inflationsrate sank im Oktober auf 3,2% nach 3,7% im September. Die Zentralbank strebt einen Wert von 2% an.

Aktuell: US-Notenbankchef Powell hat vor der letzten Zinssitzung im Dezember eine fortgesetzte Pause signalisiert. In der Abwägung seien die Risiken, geldpolitisch zu viel oder zu wenig zu tun, besser ausbalanciert, so Powell in Atlanta. Hinsichtlich der im Kampf gegen die Inflation zügig erreichten Fortschritte könne sich die US-Notenbank vorsichtig vortasten. Es sei jedoch zu früh, den Sieg über die Preisinflation auszurufen. Man sei weiterhin bereit, die Geldpolitik zu verschärfen, sofern es nötig würde.

Chance: Fed-Direktor Christopher Waller hatte jüngst eine Diskussion über eine mögliche Zinssenkung im kommenden Jahr ausgelöst. Es gibt aus seiner Sicht gute ökonomische Argumente für eine geldpolitische Lockerung, falls die Inflation noch weitere Monate zurückgehen sollte.

Kommentar: Die Zinspolitik ist hinsichtlich der etablierten realen positiven Zinsen am Geldmarkt (+2,18%) und am Kapitalmarkt (10-jährige US-Staatsanleihen versus CPI +1,01%) als restriktiv zu klassifizieren. Die unausgewogene wirtschaftliche Expansion (Sektoren), aber allen voran die prekäre Situation am US-Immobilienmarkt (u.a. NAHB Index, MBA Hypothekenmarktindex), aber auch Stresszustände hinsichtlich der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte neben den erhöhten Stresszuständen der Staatsfinanzierung sprechen dafür, dass der Hochpunkt im Zinserhöhungszyklus erreicht ist und perspektivisch das Thema zukünftiger Zinssenkungen im Fokus stehen wird. Finanzmärkte reagierten auf die Äußerungen Powells mit erhöhter Risikofreude.

Dubai: COP 28 – wird es anders?

Kommentar: Der Klimagipfel COP 28 in Dubai fühlt sich anders an als die vorherigen Klimagipfel. US-Präsident Biden ist abwesend, Habeck sagte seine Reise (heute geplant) angeblich wegen der Haushaltskrise ab. Im Vorwege hat sich die britische Regierung von den bisherigen Klimazielen distanziert und markant Öllizenzen vergeben. Nach den Wahlen steht auch in den Niederlanden ein Lastwechsel in der Energiepolitik im Raum.

Es ist nicht vollständig auszuschließen, dass es hintergründig auch im Gaza-Konflikt um Ölfelder vor dem Gazastreifen geht (Wert circa 600 Mrd. USD). Kanzler Scholz forderte am Samstag in Dubai von der Weltklimakonferenz verbindliche Ziele für den massiven Ökostrom-Ausbau. So müsse der Ausbau der Erneuerbaren Energien bis 2030 verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden.

118 Länder haben sich dem verpflichtet. Das Thema der Verbindlichkeit stellt jedoch das Problem dar. China und Indien als am stärksten wachsende Länder der Welt unterstützen die Zielrichtung, ohne sich jedoch zu verpflichten. Scholz rief den Klima-Club ins Leben, in dem 36 Länder sich dem Klimaschutz mit dem Ziel des Einstiegs in eine kohlenstofffreie Industrie besonders verpflichten (Vorreiterrolle). Stimmen mehren sich andererseits sowohl hinter- als auch vordergründig, dass ein Miteinander in der Energieproduktion (fossil, atomar, erneuerbar) akzeptabel ist. Was passiert, wenn sich die USA nach den Neuwahlen 2024 von COP 28 distanzieren?

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Lage innerhalb von COP 28 heterogener wird. Die Richtung steht, aber die Front wirkt bröckeliger.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Einkaufsmanagerindices besser, aber weiter schwach!

Laut finaler Berechnung stellte sich der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Eurozone des Verarbeitenden Gewerbes auf 44,2 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert 43,8). Deutschland: Laut finaler Berechnung stellte sich der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Verarbeitenden Gewerbes auf 42,6 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert 42,3).

UK: Einkaufsmanagerindex (PMI)

Gemäß finaler Berechnung stellte sich der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Verarbeitenden Gewerbes auf 47,2 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert 46,7 Punkte).

Schweiz: BIP im Quartalsvergleich beneidenswert stark

Das BIP nahm per 3. Quartal 2023 im Quartalsvergleich um 0,3% zu (Prognose 0,1%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,3%.

USA: Keine neuen Erkenntnisse

Laut finaler Berechnung stellte sich der S&P Einkaufsmanagerindex (PMI) des Verarbeitenden Gewerbes auf 49,4 Punkte (Prognose und vorläufiger Wert 49,4). Der ISM PMI für das Verarbeitende Gewerbe lag per Berichtsmonat November bei 46,7 Zählern (Prognose 47,6, Vormonat 46,7). Die Bauausgaben verzeichneten per Oktober einen Anstieg um 0,6% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,2% (revidiert von 0,4%).

Russland: PMI stabil auf solidem Wachstumsniveau

Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes lag per Berichtsmonat November unverändert bei 53,8 Punkte. Das signalisiert solides Wachstum.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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