Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0715 (05:24 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0675 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 159,33. In der Folge notiert EUR-JPY bei 170.70. EUR-CHF oszilliert bei 0,9785.

Märkte: JPY auf tiefstem Stand seit 1990

An den Finanzmärkten dominierte an den Aktienmärkten weit überwiegend zum Wochenschluss (MSCI World Index +0,86%) als auch zu Wochenanfang in Fernost (Japan Feiertag, CSI 300 +1,4%, Hangseng +1,3%. Sensex +0,5%) eine freundliche Verfassung. Die Berichtssaison der Unternehmen ist für die jüngste Stimmungsaufhellung maßgeblich verantwortlich.

An den Rentenmärkten sind weiter Stresszustände erkennbar. Nachdem die Widerstandszonen bei den US-Renditen der Staatsanleihen bei 4,50% und bei den Bundesanleihen bei 2,50% überwunden wurden, setzte sich der Renditeanstieg fort. 10-jährige US-Staatsanleihen rentieren aktuell mit 4,66% und 10-jährige Bundesanleihen mit 2,58%. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen, wird uns das Thema Staatsfinanzierungskrisen intensiver beschäftigen. Das gilt für die USA als auch für die Eurozone.

An den Devisenmärkten steht der JPY im Fokus. Der JPY hat deutlich an Boden verloren und notiert gegenüber dem USD auf dem schwächsten Niveau seit 1990, ergo seit 34 Jahren. Hintergrund sind Zinsdifferenzen. Zwar hat Japan jüngst erstmalig den Leitzins zart auf 0,05% erhöht, aber die veränderte Zinssenkungserwartung in den USA von in der Spitze 10 Zinssenkungen auf jetzt noch 1 – 2 Zinssenkungen per 2024 ausgehend von 5,375% (Zielrate der Fed Funds), wirkt sich sehr belastend auf den JPY aus.

Japan hat ein Dilemma. Fällt der JPY weiter, droht eine verstärkte importierte Inflation, die den Druck auf die Bank of Japan erhöhen würde, stärker Zinsen zu erhöhen. Die Staatsverschuldung liegt bei 250% der Wirtschaftsleistung. Das Land kann sich dauerhaft kein Marktzinsniveau leisten. Das Thema Staatsfinanzen ist in Japan aktuell faktisch virulenter als in den USA und Europa, es ist ein Thema, das die Politik und die Finanzmärkte einholen wird. Eventrisiken nehmen an dieser "Front" zu.

Der Euro konnte sich gegenüber dem USD oberhalb der Marke von 1,07 etablieren. Gold und Silber bewegten sich zuletzt stabilisiert gegenüber dem USD.

Norwegens Staatsfonds zu Europa: Faul, ängstlich und ohne Ehrgeiz

Der Chef des norwegischen Staatsfonds (1,5 Billionen EUR Volumen, moralische Instanz unter Staatsfonds) Tangen hat Europa indirekt die Zukunftsfähigkeit abgesprochen. Europäer würden im Vergleich zu den Amerikanern weniger hart arbeiten, seien weniger risikobereit und weniger ehrgeizig. Es sei Besorgnis erregend, wie US-Unternehmen europäische Konkurrenten bezüglich Innovation und Technologie abhängen würden (u.a. Forderung IT-Airbus!).

Seit 2014 (Stichtag 28. April) hätte der S&P 500 422% (KGV 21) zugelegt, der EUROSTOXX 600 (KGV 14) lediglich 211% (günstigere Kapitalbeschaffung für US-Unternehmen).

Bei der Wirtschaftsleistung fällt Europa zurück. In der ersten Hälfte der 80er Jahre war man auf Augenhöhe, jetzt liegen die USA bei 27,4 Billionen USD, Europa bei 18,4 Billionen USD.

Kommentar: Der Chef des norwegischen Staatsfonds liegt richtig. Die nackten Zahlen sprechen für sich. Wer sich dem internationalen Wettbewerb nicht stellt und die darin liegenden Herausforderungen nicht erkennt, ist der Verlierer von heute und noch mehr von morgen.

Wir haben das Prinzip der Leistungsgesellschaft verlassen. Unsere politischen Eliten forcierten die Anspruchsgesellschaft und Neidkomplexe und verweigerten damit ihre Pflicht, das Land international konkurrenzfähig zu gestalten. Es ist aber nicht nur die Verantwortung der Politik, sondern auch der Bürger und Wähler als auch der Medien, die sich für nivellierende Tendenzen entschieden. Wer latent nivelliert, hat am Ende kein Niveau.

Es ist Zeit für eine markante Neuausrichtung hin zu Pragmatismus, Realitätssinn, Bildungs- und Wissenschaftsoffensive, Forcierung der Leistungsgesellschaft und politischer als auch gesellschaftlicher Wirtschaftsfreundlichkeit, denn der Kapitalstock (Summe aller Unternehmen) ernährt uns, nicht Politiker. Ansonsten droht wirtschaftlicher Verfall und Verlust der gesellschaftspolitischen als auch politischen Stabilität.

 

Wettbewerbsfähigkeit: Deutschland stürzt auf Rang 22

Deutschland ist im diesjährigen World Competitiveness Ranking 2023 der IMD auf den 22. Platz zurückgefallen. Für die Bewertung werden 365 Kriterien aus vier Bereichen herangezogen. Bei der Wirtschaftsleistung nehmen wir Rang 12 ein, bei Infrastruktur Rang 14, bei Effizienz der öffentlichen Hand ist es Rang 27, und bei wirtschaftliche Effizienz Rang 29. Zuletzt war es 2006 um die deutsche Wettbewerbsfähigkeit schlechter bestellt. 2006 belegte Deutschland Platz 25 (siehe nachfolgende Grafik).

Kommentar: Seinerzeit drehten die Reformen der Schröder-Regierung die Lage. Ist diese Regierung dazu fähig. Das 12-Punkte Programm der FDP weist in die richtige Richtung, ohne auszureichen.

Deutschland: IFO-Beschäftigungsbarometer gefallen

Das IFO-Beschäftigungsbarometer sank per April von zuvor 96,3 auf 96,0 Punkte. Die Industrie hat ihre Einstellungspläne laut IFO-Institut verringert. Das gilt insbesondere für energieintensive Branchen. Zusätzlich gibt es im Handel eine Tendenz zu weniger Personal. Bei den Dienstleistern konnte das Barometer dagegen leicht steigen. Die Datenverarbeiter und der Tourismus sind im Dienstleistungssektor die positiven Kräfte. Auf dem Bau ist der Indikator gestiegen. Die schlechte Auftragslage, insbesondere im Hochbau, veranlasst jedoch einige Unternehmen dazu, Arbeitsplätze abzubauen.

Kommentar: Trotz des aktuellen Rückgangs zeichnet sich im Index eine Bodenbildung oberhalb von 95 Punkte ab. So weit, so gut! Die Daten belegen Erkenntnisse aus den Einkaufsmanagerindices (Verarbeitendes Gewerbe 42,2 – starke Kontraktion, Dienstleistungssektor 53,3 – Expansion, Composite Index (Gesamtwirtschaft) 50,5 – leichtes Wachstum). Der Dienstleistungssektor ist der Stabilisator gesamtwirtschaftlich als auch bezüglich der Beschäftigungskomponente.

Das Problem liegt für Deutschland darin begründet, dass unser Geschäftsmodell vom Verarbeitenden und energieintensiven Gewerbe maßgeblich abhängt. Es ist das Gerüst, um das sich auch große Teile des Dienstleistungssektors gestalten. Es ist der Hort unserer noch verbliebenen Konkurrenzfähigkeit („Hidden Champions“, circa 1.600 von 3.400 weltweit in Deutschland, noch Top-Wirtschaftscluster). Die Beschäftigungssituation dort mahnt zu einer Neuausrichtung unserer Wirtschaftspolitik!

Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden

Eurozone: Geldmenge legt stärker als erwartet zu

Die Geldmenge M-3 legte per März im Jahresvergleich um 0,9% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,4% zu. Die Kreditvergabe an private Haushalte verzeichnete eine Zunahme um 0,2% nach 0,3%. Kredite an Unternehmen stiegen im Jahresvergleich um 0,4% nach zuvor 0,4%.

Frankreich. Der Index des Verbrauchervertrauens sank per April von zuvor 91 auf 90 Punkte (Prognose 92).

Spanien: Die Einzelhandelsumsätze legten per März im Jahresvergleich um 0,6% nach 1,8% per Februar zu.

USA: PCE-Preisindices leicht höher als erwartet, Verbraucherlaune schwächer

Der von der US-Notenbank stark beachtete PCE-Index (Preisindex, "Personal Consumption Expenditure Index") verzeichnete im Jahresvergleich einen Anstieg um 2,7% (Prognose 2,6%) nach zuvor 2,5%. Die Kernrate des PCE-Index legte im Jahresvergleich um 2,8% (Prognose 2,7%) nach zuvor 2,8% zu.

Der Index des Verbrauchervertrauens sank laut finaler Berechnung per April von 77,9 (vorläufiger Wert, Vormonat 79,4 Zähler) auf 77,2 Punkte (Prognose 77,9). Persönliche Einkommen stiegen per März im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,3%. Persönliche Ausgaben (adjustiert) nahmen um 0,8% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,8% zu.

Russland: Leitzinssatz unverändert bei 16%, daten besser als erwartet

Die Notenbank hielt auf ihrer Sitzung am letzten Freitag an dem Leitzinssatz bei 16% fest. Die Arbeitslosenrate sank per März auf 2,7% (Prognose 2,9%, neues Allzeittief) nach zuvor 2,8%. Die Einzelhandelsumsätze nahmen im Jahresvergleich per März um 11,1% (Prognose 7,6%) nach zuvor 12,3% zu. Die Reallöhne verzeichneten per Februar im Jahresvergleich eine Zunahme um 10,8% (Prognose 8,0%) nach zuvor 8,5%.

China: Anstieg der Gewinne der Industrieunternehmen rückläufig

Die Profite der Industrieunternehmen verzeichneten im 1. Quartal einen Anstieg im Jahresvergleich um 4,3%. In der Zweimonatsperiode Januar/Februar 2024 lag die Zunahme bei 10,2%.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1,0950 – 1,0980 negiert das für den EUR negative Szenario.

Viel Erfolg!

 

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