Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1875 (06:04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1865 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,24. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,72. EUR-CHF oszilliert bei 1,0750.
An den Finanzmärkten konnte sich die gestern zunächst messbare Risikofreudigkeit nicht durchsetzen. Erhöhte Bewertungsniveaus der Risikoaktiva wurden genutzt, um Absicherungen vorzunehmen. So konnte der DAX kurz mit Kursen über 15.700 reüssieren, um dann abends bei 15.568 Punkten zu landen.
Der Markt fokussiert sich auf Corona-Hotspots, die es insbesondere im asiatischen Raum gibt. Auch in den USA nahm die Zahl der positiv getesteten Personen zuletzt zu.
Die makro- und mikroökonomischen Daten fallen weiter grundsätzlich positiv aus. Die Quartalsberichte setzen überwiegend positive Überraschungsmomente. In den letzten 24 Stunden wurden die unerwartet positiven Akzente unter anderem von HSBC, Grab, AXA oder Heineken vorgehalten. Es gibt aber auch negative Entwicklungen. So stand die Allianz wegen drohender Rechtsauseinandersetzungen (exogener Effekt) unter Druck.
Fazit: Zuversicht ist zurzeit an Märkten trotz positiver Daten nicht ausgeprägt.
Geopolitik: Kritische Auseinandersetzung
Hinsichtlich der Geopolitik dominieren Belastungsfaktoren. Der Angriff auf einen israelischen Öltanker führte innerhalb kürzester Zeit zu einer Vorverurteilung des Iran als Verantwortlicher. Die USA, Israel, das UK und auch Rumänien seien von Irans Schuld überzeugt und würden nun abgestimmte Reaktionen umsetzen. Diese Vorverurteilungen entsprechen nicht ansatzweise den Anforderungen internationaler Rechtsstaatlichkeit.
Der Westen karikiert damit seine eigenen Ansprüche. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund vieler nachgewiesener falscher Narrative des Westens, deren realen Folgen nie rechtsstaatlich gesühnt wurden, aber hätten gesühnt werden müssen, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Angeblich sollten 24 russische Diplomaten laut TASS keine Visaverlängerung in den USA erhalten. Die US-Regierung widersprach der TASS-Meldung. Laut US-Regierung könnten die Diplomaten eine Verlängerung beantragen, die dann Fall für Fall überprüft würde. Wer verändert den Kodex des diplomatischen Procederes?
Es ist erbärmlich. Die USA, die ihre diplomatischen Korps so wie jede andere bedeutende Nation auch immer nachweislich zu Spionagezwecken missbrauchten (siehe Botschaft Berlin, Snowden), haben Lust auf weitere Eskalation mit Moskau.
Dabei geht es meines Erachtens wesentlich darum, in westlichen Bevölkerungen latent Stimmungen gegen Moskau zu provozieren. Die westliche Eskalationspolitik lässt sich nur fortsetzen, wenn das Negativimage Moskaus latent in den Köpfen der westlichen Bevölkerungen verankert ist. Nur so forciert man eine Basis in der Bevölkerung für fortgesetzte Eskalation im Rahmen asymmetrischer Wahrnehmungen.
Das Stilmittel der lauten Wiederholung (Reiteration) von expliziten und impliziten Vorwürfen wird dabei angewandt. Damit wird der Bevölkerung Wahrheitsgehalt der Anwürfe suggeriert, jedoch nicht bewiesen. In der Vergangenheit funktionierte das gut, wie der Krieg gegen den Irak und andere westliche Exkursionen (Maidan) belegen.
Die Haftung für diese Exkursionen übernimmt der Westen am Ende regelmäßig nicht. Das wird aktuell in Afghanistan deutlich. Als Besatzungsmacht hat man gemäß Regelwerk der Vereinten Nationen die Verpflichtung, Recht und Ordnung zu gewährleisten. Man zieht sich seitens des Westens zurück und hinterlässt Chaos und redet weiter laut über westliche Werte und Demokratisierung der restlichen Welt, die kulturell und gesellschaftlich nicht bereit ist, das Wertekorsett des Westens des 21. Jahrhunderts widerstandslos übergestülpt zu bekommen (negative Erfahrungswerte).
Zu den Fakten: US-Außenminister Blinken spricht von Gräueltaten der Taliban in Afghanistan. Was hat die 20-jährige Intervention des Westens gebracht? Tote, Migrationsdruck, ein völlig zerstörtes Land? Wie steht es mit der Glaubwürdigkeit des Westens außerhalb des Westens (Thema Selbstbild versus Fremdbild)?
Fazit:
Das Ziel von Analyse ist Mustererkennung zum Erkenntnisgewinn. Die Ziele des Erkenntnisgewinns sind Lernkurven. Lernkurven sollten zu veränderten Verhaltensmustern führen. Wenn es trotz klarer Lernkurven nicht zu einem veränderten Verhaltensmuster kommt, bestimmen Themen außerhalb dieser Rationalität das Handeln. Das sind anekdotisch nachweislich politische Motive, die nichts mit Werten, sondern mit kalter Macht zu tun haben. Wie anders wäre zu erklären, in welch katastrophalen Zuständen die Länder, die westliche Interventionen ertragen mussten (u.a. Irak, Afghanistan, Libyen, Ukraine) heute bezüglich unserer Werte sind? Hinterfragen wir uns (Humanismus)?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Die Erholung per 2020 nach dem ersten global verfügten Lockdown wird in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die hohen Wachstumszahlen keinen Bestand haben können. Es handelt sich um das Phänomen auslaufender Basiseffekte.
Eurozone: Deutscher Einzelhandel stark, Markit PMI höher
Die Einzelhandelsumsätze Deutschlands legten per Berichtsmonat Juni im Monatsvergleich um 4,2 % (Prognose 2,0 %) zu. Der Vormonatswert wurde von 4,2 % auf 4,6 % revidiert. Im Jahresvergleich übersetzte sich das in einen Anstieg um 6,2 % (Prognose 3,2 %) nach zuvor -1,8 % (revidiert von -2,4 %).
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per Juli laut finaler Fassung auf 62,8 Zähler (Prognose und vorläufiger Wert 62,6).
UK: Markit PMI wie erwartet
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per Juli laut finaler Fassung auf 60,4 Zähler (Prognose und vorläufiger Wert 60,4).
USA: Divergenz zwischen PMIs von Markit und ISM
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Fassung auf 63,4 Zähler (vorläufiger Wert 63,1). Der vom ISM berechnete Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes sank per Juli von zuvor 60,6 auf 59,5 Punkte (Prognose 60,9). Die US-Bauausgaben legten per Juni im Monatsvergleich um 0,1 % (Prognose 0,4 %) nach zuvor -0,2 % (revidiert von -0,3 %) zu.
Japan: Tokio zurück in leichter Deflation
Die Verbraucherpreise in Tokio sanken im Jahresvergleich per Berichtsmonat Juli um 0,1 % nach zuvor 0,0 %.
Russland: BIP weiter auf dem Vormarsch
Das BIP stieg per Berichtsmonat Juni im Jahresvergleich um 8,5 % nach zuvor 11,1 %. Auslaufende Basiseffekte werden global in den kommenden Monaten das Bild bestimmen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1900 - 1.1930 negiert den positiven Bias des USD.
Viel Erfolg!
Kommentare
Ihre Beiträge waren schon immer sehr gut, aber in letzter Zeit sind diese für meinen Geschmack exzellent.
Warum erscheinen Ihre wertvollen Artikel nicht in den Mainstreammedien ??
Zu viel Wahrheit, Aufklärung, Friedensliebe, Verantwortungsbewusstsein ??
Stattdessen Corona, Corona, Corona. Unter den 1.300.000.000 Chinesen gibt es jetzt 300 Delta-Getestete - wir werden alle sterben. Das muss tagtäglich in die Hirne vom Michel, damit Angstspiegel, Unterwerfungsbereitschaft und Desinteresse an wichtigen politischen Vorgängen nicht nachlassen.
Sonnige Grüße aus Sachsen an die Weser
wieso »Hinterfragen wir uns (Humanismus)?«, wir sind doch die Guten :–((.
Bitte informieren Sie uns weiter über dieses Schmierentheater das sich Westliche Werte nennt.
Gruß ironalex
Tankerangriffe/ Sabotage- der Ölpreis steigt wieder mal und der Druck auf den Iran steigt. Wem nützt es? Weshalb sollte der Iran bei der aktuellen Spannungslage in der Region ein Interesse an derartigen Angriffen haben? Mal wieder eine Fals Flag- Aktion, wie schon so oft?
Keine Beweise, aber schon eine sofortige Vorverurteilung. Es hört wohl nie auf.
Hinterfragen wir uns?
Intuitive Werte der Menschen wie: Einfühlungsvermögen, Respekt, Offenheit, Ehrlichkeit, Verantwortung, Vertrauen, Freundschaft, Gerechtigkeit, Verständigung, und und und… sind unattraktiv geworden.
seit Platon Politeia (der Staat) sind Werte wie Wohlstand, Ordnung, Sicherheit, Freiheit, Disziplin und …und …und … sexy!
Heute gilt es den gewählten technokratischen „Wächtern“ des „Guten“ folge zu leisten :)
Nun, es ist nicht verwunderlich, dass die ethische Anschauung der Volksvertreter sich von der meisten anderen Menschen unterscheidet.
Warum ist es so?
Ökonomie kennt keine Nachhaltigkeit und interessiert sich für Niemanden außer sich selbst.
Welchen nutzen hat ein Individuum für das Wohlbefinden der Gesellschaft? Wie kriegen wir nochmal den Wohlstand in Zahlen ausgedrückt?
Worin wird heute Wohlbefinden einer Gesellschaft gemessen? Sind Volkswirte da nicht Experten darin?
Ich denke Moral und ethische Kennzahlen finden in Politisch-wirtschaftlichen- Analysen kaum vertretbare Größen.
Und das war leider schon immer so.
Wollte man etwas ändern, müsste man das gesamte ökonomische und politische System auf den Kopf stellen.
Haben Sie Vorschläge?
Lg an alle CK’s
Aber wenn die Regierung gewählt gewählt ist, braucht man uns Bürge(n) ja nicht mehr fragen. Immer schön im Mastdarm des Hegemon verharren und bloß nicht aufmucken sonst setzt es Sanktionen – schöne neue (alte) Welt.
Lieber Alex, Hinterfragen wir uns?
Ist Kapitalismus das einzige Wirtschafts System, das in der Lage ist Massenwohlstand zu erzeugen?
Narrative der Solidarität sind aus dem Mund unsere Politiker schon lange verschwunden.
Schauen wir mal um was es heute der Generation „Greta“ geht: schaut genau auf die Wortwahl der Exekutive und Legislative schon weißt jedes Kind wie es weiter geht.
Unsere politische Systeme sind demokratisch, aber die Details ihrer Architektur haben sich in zunehmenden Maße anfällig gemacht für Polarisierungen. Die Auswahl aus einem Menü , das von Extremen dominiert wird, erzeugt bei mir zumindest keine große Lust der Identität.
Was wir brauchen ist ein Verfahren, das dafür sorgt, dass alles wieder in Richtung Mitte rückt.
… :) …
Und das Herumbasteln an unseren politischen Systemen mag dazu beitragen, sie empfindlicher für Strategien zu machen, die ethisch fundiert und pragmatisch konzipiert sind. Aber die Politik kann nicht besser sein als die Gesellschaften, die sie widerspiegelt.
Eine Politik, die ethisch und pragmatisch ist, setzt voraus, dass eine Gesellschaft eine kritische Masse von Bürgern hat, die eine solche Politik einfordern. Eine kritische Masse bedeutet nicht alle Bürger was bedeutet so viele, dass Politiker den Mut zum Handeln finden.
Aus diesem Grund:
Vielen Dank an alle die unsere Systeme kritisch hinterfragen oder mutig genug sind zu den verbotenen Demos zu gehen, oder sich in der Öffentlichkeit zu positionieren. Oder Artikel schreiben, die zum Nachdenken bringen!
Danke Alex für deine Meinung, sie ist wichtig und richtig!
Danke auch an Hellmeyer, lieber Folker, weiter so!
Lg an alleck‘s
Ich lese deine Einstreungen/ Gedanken mittlerweil genau so gern, wie seit mehreren Jahren die durchdachten und mit Informationen / Schlussfolgerungen untersetzten Meinung von Hern Hellmeyer!
Leider bin ich nicht in der lage es so gut auf den Punkt zu bringen.
Grüsse Stefan
wenn Folker Zeit hätte - würde er längst unser Bundeskanzler werden, dafür stehe ich hier mit Herz und Niere ein! Aber er will leider nicht in die Politik, er sucht immer Möglichkeiten nach sinnenhaften freiem Wirtschaften! Ich hab es aufgegeben ihn vom Gegenteil zu überzeugen! Aber vielleicht können ja unsere Kommentare ihn wieder dazu bringen sich dann doch 30 Min. Zeit am Tag zu nehmen *selbstlos* :) zu sein.
Und nein lieber Folker, ich weiß, dass du es bist - ich danke dir unendlich arg dafür, dass du seit Jahren deinen Dienst machst und - denn es ist wichtig !sehr wichtig sogar!
Lieber Stefan, danke NICHT mir sondern allen Lesern und allen Autoren und Machern hier auf CK!
Danke an Folker, Danke an Dirk, danke Frank Meyer, Roman Basses, Whitehead, Robert Halver, Born, Ramon Schack, zauberhaften Julia, Oli Roth, Leichtweiß, Steinrücken, Meyer, den beiden Wenzl´s, Reinhardt sowie allen die ich namentlich vergessen hab - allen Gastautoren und natürlich der unermüdlichen Redaktion.
Danke ihr lieben!!!! Haltet immer zusammen!
Herzliche Grüße an alle
Vielen Dank mal wieder für Ihren unermüdlichen Einsatz, an die Vernunft bestimmter Kreise zu appellieren.
Ich denke gerne geostrategisch nach, spiele Szenarien durch und würde gerne mit Ihnen folgende Gedankengänge durchgehen:
1) Europa, insbesondere Deutschland, kann sich eine wirtschaftliche Abkopplung von China und Russland nicht leisten (Annahme: China und Russland halten zusammen). Wirtschaftliche und soziale Verwüstungen wären die Folge.
2) die USA können sich eine wirtschaftliche Abkopplung von China hingegen leisten, müssen hierfür aber Europa an Bord haben.
Unter Trump wurde dieser Schritt eingeleitet.
Unter Biden habe ich die Annahme, dass der Druck auf China nur Show ist, hinter den Kulissen aber eine Annäherung USA China statt findet. Grund: die Finanziers hinter Biden produzieren gerne billig in China. Hunter Biden ist ein weiteres Stichwort.
Wenn meine Annahme FALSCH ist, wird jedoch derzeit der große Knall vorbereitet, d.h. der Westen koppelt sich von China Russland ab. Für den großen Knall braucht es die totale Kontrolle über die Bevölkerung (da wirtschaftlicheundsozialeVerwüstungen), UND GENAU DESHALB WIRD DIE HÖRIGKEIT DER BEVÖLKERUNG MIT DEN IRRATIONALEN CORONAMASSNAHMEN DERZEIT ERPROBT.
Ihre Einschätzung würde mich interessieren.
Vielen Dank für Ihr Feedback und das der anderen Diskussionteilnehmer. Sie berühren mich.
Zu 1.: Richtig, für uns ist der euroasiatische Wirtschfatsraum bedeutender als der der USA. Das gilt für den Istzustand und noch mehr für die zukünftige Perspektive. Unsere Stabilität in Deutschland und Kontinentaleuropa ist wirtschaftlich und in der Folge bezüglich der politisvchen Stabilität davon primär abhängig. Russland und China wissen um das Machtspiel des Westens mit all den dain enthaltenen Facetten und ultimativen Zielen (teile und herrsche), ergo halten sie unverbrüchlich zusammen: Westliche Beliebigkeit (Freund/Feindstatus) versus strategische Struktur ....
Zu 2.: Jein, derzeit sind die USA noch zu importabhängig von Eurasien. Die Politik Bidens geht in die Richtung, diese ökonomische Abhängigkit wesentlich zu reduzieren (zuletzt Anteil der Bauteile aus US-Produktion erhöht - brachialer Eingriff in ökonomische Freiheit der Wirtschaftssubjekte, Thema Kommandowirtschaft, woher kennen wir als Freiheitsliebende das denn nur ...). Ja, die USA brauchen uns dafür, alleine isolierten sie sich zu stark in der Welt. Diesbezüglich sind kommende Wahlen in Europa von immenser Bedeutung. Grüne sind die Heloten der USA ....
Zu 3.: Ist der US-Druck auf China nur Show? Nein, dahinter steht mehr, mehr Pentagon, ergo mehr Machtideologie als Grundlage zukünftiger Wirtschaftspolitik (Thema Huhn/Ei).
Zu 4.: Wenn Machtsysteme sich ihtrem Zenit nähern, nimmt das Risiko irrationaler Politikansätze zum Machterhalt zu. Der von Ihnen thematisierte große Knall spielt definitiv in Rahmen von Notfall-Planungen" (Contingency Planning in US-Think Tanks) eine ernst zu nehmende Rolle. Ja, der Thmnkomplex Corona/Kontrolle passt in das Schema.
Liebe und besorgte Grüße
Folker Hellmeyer
Das wird aber teuer, wo doch Old Joe längst auf der Felge fährt, man muss sich das auch leisten können. Was wohl die Unternehmen, die ihre Ware ja verkaufen müssen, dazu sagen?