Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2080 (06:13 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2020 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,86. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,67. EUR-CHF oszilliert bei 1,0827.

Es gibt derzeit viele Gründe für Optimismus an den Finanzmärkten:

Auf globaler Ebene verdichten sich zunehmend Entspannungssignale bei der Corona-Lage. Das gilt auch für Deutschland. Die Tendenzen sind klar und eindeutig. Die Lockdowns beginnen, Wirkung zu erzielen.

Das US-Hilfspaket wirkt sich hinsichtlich der Importabhängigkeit der USA global aus und eröffnet verstärkte Konjunkturerwartungen. Der Ausblick für die Weltkonjunktur hellt sich perspektivisch auf.

Das wurde auch an Einlassungen seitens der EU deutlich. EU-Handelskommissar Dombrovskis geht von einer Konjunkturerholung in Europa im 2. Quartal 2021 aus. Man erwarte, dass mit den restriktiven Maßnahmen und der Einführung der Massenimpfung eine Rückkehr zum Wirtschaftswachstum möglich sein würde. Dombrovskis zeigte sich zuversichtlich, dass die Konjunktur in der EU 2022 den Stand von vor der Coronavirus-Pandemie erreichen würde.

Die Finanzmärkte bewegen sich als Konsequenz aus dieser Gemengelage im Modus der erhöhten Risikobereitschaft oder sogar der Risikofreude. Aktienmärkte legen weitgehend moderat zu, allen voran der US-Markt. Der USD verliert geringfügig gegenüber den Hauptwährungen und edlen Metallen. Renditen für Staatsanleihen legen leicht zu, da hier von den vermeintlich sicheren Häfen in Risikoaktiva umgeschichtet wird. Auch der Anstieg der Preisinflation spielt für diese Entwicklung eine Rolle. Im weiteren Verlauf dieses Kommentars widmen wir uns diesem Themenkomplex explizit in angemessener Tiefe.

Große Bewegung gab es bei Bitcoin. Tesla kündigte laut und vernehmlich an, dass man 1,5 Mrd. USD in den Bitcoin investiere. Damit löste Tesla einen Anstieg von bis zu 18,5 % des Bitcoin aus. Wir nehmen das zur Kenntnis. Wir fragen uns aber auch, wo jetzt der laute Aufschrei des potenten Finanzestablishments ist. Wo ist der Unterschied zum Thema Gamestop & Co? Wird hier nicht zumindest implizit „Crowd-Funding“ für die Idee Teslas betrieben?

Thema Renditeanstieg: Eine Bewertung

In der Erwartung stärkeren Wachstums der Weltwirtschaft ziehen Investoren derzeit Mittel aus Staatsanleihen ab, um es alternativ anzulegen. In der Folge stieg die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere auf ein Fünf-Monats-Hoch von minus 0,412 %. Die zunehmenden Chancen auf eine italienische Regierung unter dem ehemaligen EZB-Chef Draghi wirkten positiv auf italienische Staatsanleihen. Als Konsequenz sank der Renditeaufschlag für zehnjährige Titel zu Bundesanleihen auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Das sind bezüglich Roms fraglos zunächst Hoffnungswerte.

Hier zeigen sich zwei Tendenzen. Grundsätzlich gehen Renditen für westliche Staatsanleihen moderat hoch. Innerhalb der Eurozone gibt es für aktive Reformländer die Möglichkeit, sich dem Renditeanstieg mindestens in Teilen zu entziehen.

Was für Deutschlands Staatsanleihen gilt, gilt auch für die US-Staatsanleihen. In Erwartung eines Inflationsschubs durch die Corona-Hilfen nahm die Rendite der zehnjährigen T-Bonds auf 1,2 % zu und markierte den höchsten Stand seit elf Monaten. Inflationsspekulationen wurden zusätzlich von der Prognose der neuen US-Finanzministerin Yellen forciert, die per 2022 dank des geplanten Konjunkturpakets eine Rückkehr zur Vollbeschäftigung erwartet.

Diese aktuellen Renditeentwicklungen haben Trendcharakter. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird dieser Trend überschaubar gestaltet werden. Sowohl die Fed als auch die EZB haben sich darauf vorbereitet, indem sie seit Monaten eine neue Inflationsdoktrin kommunizierten. Damit will man den absehbaren Spitzen der Entwicklung der Preisinflation in ihrer Wirkung auf Zins- und Geldpolitik die Zähne ziehen.

Dazu ist man auch durch verstärkte Anleiheankäufe grundsätzlich in der Lage. Es wäre aber ein ultimatives Mittel. Zuvor bedient man sich gerne der Verbalakrobatik. Frau Lagarde hat in ihrer Funktion als Präsidentin der EZB gestern reagiert. Die Inflation würde temporär, jedoch nicht nachhaltig zulegen. Damit impliziert die EZB-Chefin, dass die Notenbank absehbar nicht zinstechnisch reagieren wird. Damit steht eine etwas steilere Zinskurve ins Haus. Das gilt für Europa und die USA.

Entscheidender ist die Frage, ob diese Entwicklung zu einem Problem für die Konjunktur wird. Das ist im höchsten Maße unwahrscheinlich, da in einem Niedrig- und/oder Nullzinsumfeld der Realzins weitaus bedeutender als der Nominalzins ist.

Im Dezember lag der Preisrückgang der Eurozone bei 0,3 % und die Rendite der Bundesanleihe (10 Jahre) bei -0,55 %, ergo lag der Realzins bei -0,25 %. Jetzt lag der Preisauftrieb per Januar bei 0,9 % und die Rendite der Bundesanleihe bei -0,41 %, ergo lag der Realzins bei -1, 31 %. Was ist stimulierender?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Bis auf Sentix alles gut

Der Sentix-Index stellte sich per Februar auf -0,2 (Prognose 1,9) nach zuvor +1,3 Zählern.

Die Handelsbilanz Deutschlands wies per Berichtsmonat Dezember einen Überschuss in Höhe von 16,1 Mrd. Euro (Prognose 15,9 Mrd. Euro) nach zuvor 16,0 Mrd. Euro aus. Exporte stiegen im Monatsvergleich um 0,1 % (Prognose -1,0 %) und Importe sanken im Monatsvergleich um 0,1 % (Prognose -1,1 %).

In Spanien sank die Industrieproduktion per Dezember im Jahresvergleich um 0,6 % nach zuvor -3,7 %. Damit ergab sich in dieser Zeitreihe der beste Wert seit Dezember 2019.

USA: Tendenz gut, Niveau überschaubar

Der Index "Employment Trends" stieg per Januar von zuvor 98,55 (revidiert von 99,01) auf 99,27 Punkte.

Australien: Licht und Schatten

Der Geschäftsklimaindex stieg per Berichtsmonat Januar von zuvor vier auf zehn Punkte. Der Lageindex sank von 14 auf sieben Punkte.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Positionierung EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2200 - 1.1910 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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