Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0903 (05:33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0774 in Europas Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 14159. In der Folge notiert EUR-JPY bei 154,39. EUR-CHF oszilliert bei 0,9462.

Märkte: "Partylaune" dank Fed

Die Finanzmärkte zeigten sich nach Bekanntgabe des Sitzungsergebnisses des Offenmarktausschusses der Federal Reserve in "Partylaune", zuvor dominierte zarte Risikoaversion. Die US-Notenbank schwenkte mittels gesenkter Projektionen für die Fed Funds Rate in Richtung Zinssenkungszyklus. Das war in dieser Form unerwartet und hatte von daher einen markanten Marktimpuls in Richtung Risikofreude (Details siehe unten).

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte in den letzten 24 Handelsstunden für Europa wenig Erbauliches. Die Industrieproduktion der Eurozone war prekär, die des GBP als auch das Monats-BIP unerwartet schwach, aber dennoch deutlich höher als in der Eurozone und Deutschland. Positive Daten erreichten uns aus den USA (PPI, Hypothekenmarktindex), aus Japan heute früh und aus Russland (BIP +5,5% bestätigt im 3. Quartal 2023). Brasiliens Notenbank senkte den Leitzins um 0,50% auf jetzt 11,75%.

An den Aktienmärkten purzelten einige Rekorde. Europa reüssierte im Späthandel. Der Late-DAX markierte ein neues Allzeithoch und legte 0,51% zu, der EuroStoxx 50 stieg um 0,41%. In den USA war der Anstieg ausgeprägter. Der Dow Jones markierte ein neues Allzeithoch und stieg um 1,40%, der S&P 500 um 1,30% und der Citi Tech 100 um 1,09%. In Fernost hakte es heute früh (Stand 07:40 Uhr) in Japan und China. Der Nikkei (Japan) verlor 0,73% und der CSI (China) 0,30%. Dagegen legte der Sensex (Indien) um 1,20%, der Hang Seng (Hongkong) um 0,96% und der Kospi (Südkorea) um 1,15% zu.

US-Rentenmärkte reüssierten. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe stellt sich aktuell auf 3,95% nach 4,20% gestern. Ergo kam es zu einem Rückgang um 0,25%, das ist massiv. Es ergibt sich das geringste Renditeniveau in den USA bei 10-jährigen Staatsanleihen seit August 2023. Die 10–jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,16% nach 2,22% am Vortag.

In der Folge der geringeren Zinsattraktivität des USD kam der USD an den Devisenmärkten unter Druck, allen voran gegenüber dem JPY. Der EUR legte gegen den USD um 1,08% zu.

Gold (2,62%) und Silber (4,93%) gewannen gegenüber dem USD aus dem identischen Grund der geringeren US-Zinsattraktivität deutlich an Boden.

Federal Reserve: Politik der ruhigen Hand, aber Zinsprojektionen deutlich angepasst

Die US-Notenbank hat erwartungsgemäß an der Politik der ruhigen Hand bei dem Leitzins festgehalten.

Sie hat jedoch bei den Zinsprojektionen unerwartet deutliche Zinssenkungen im kommenden Jahr impliziert. Drei oder mehr Zinssenkungen stünden jetzt auf der Agenda. Der Finanzmarkt diskontiert das mit der Erwartung von Zinssenkungen per 2024 in Höhe von 150 Basispunkten. Gemäß Markterwartung soll der Zinssenkungszyklus nun bereits im März 2024 beginnen.

 

Kommentar: Die US-Notenbank überraschte die Märkte und auch mich. War sie bisher daran interessiert, überbordende Zinssenkungserwartungen einzupflegen, lieferte sie jetzt mit den Projektionen für die Fed Funds Rate einen entgegengesetzten Pfad.

Fakt ist, dass das Inflationsbild (CPI 3,1%, PPI 0,9%, Importpreise -2,0%) diese Politik erlaubt. Der Realzins ist nahezu prohibitiv hoch. Das war grundsätzlich aber auch schon vor zwei Monaten der Fall. Dieser Kontext wirft Fragen auf, denn auch in der EZB (Schnabel) wurde dieser Schwenk vollzogen. Geopolitik (Eskalation war Inflationstreiber) spielt eine erhebliche Rolle für die Themen Inflation und Zins. Weiß man auf Zentralbankebene, die seit 2008 auf höchster Ebene eng mit den Spitzen der Politik kooperiert, unter Umständen mehr?

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Fed mit der gestrigen Sitzung einen markanten Stimungsaufheller für die Realwirtschaft und die Finanzmärkte zur Verfügung stellte, der auch umgehend an den Märkten seine Wirkung in Richtung Risikobereitschaft entfaltete.

IW Köln: Deutsches BIP schrumpft 2024 um 0,5%

Das Institut der deutschen Wirtschaft (Köln) rechnet für 2024 unter anderem wegen der Haushaltskrise mit einem Rückgang des BIP um 0,5%. Unternehmen würden ihre Investitionsentscheidungen zurückstellen. Mit diesen schlechten Aussichten stünde Deutschland unter den großen Industriestaaten alleine da. IW-Direktor Hüther sagte, an dieser Krise hätte die Regierung entscheidend mitgewirkt.

Die deutsche Wirtschaft wäre auf Investitionsimpulse angewiesen. Kurzfristig könnte ein Sondervermögen, ähnlich dem der Bundeswehr, Abhilfe schaffen. Langfristig müsste eine Reform der Schuldenbremse auf die Agenda. Das IfW (Kiel) senkte die BIP-Prognose 2024 von 1,3% auf 0,9% Das IfW erwartet Stützung des BIP durch den Verbraucher wegen steigender Reallöhne und sinkender Inflation.

Kommentar: Deutschlands Rahmendaten liefern keine Konkurrenzfähigkeit für den globalen Wettbewerb. Das ist das nicht adressierte Problem. Schafft der Haushaltskompromiss Abhilfe?

Deutschland: Haushaltskompromiss gefunden

Die Koalition hat sich zunächst unter Beibehaltung der Schuldenbremse auf einen Haushalt 2024 geeinigt. Die Regierung halte an den gesetzten Zielen fest. Es komme zu einer Priorisierung. Nachfolgend finden Sie die Maßnahmen.

  • Der Klima- und Transformationsfonds bleibt, wird 2024 jedoch um 12 Mrd. gekürzt

  • E-Auto Prämien laufen früher aus, Solarförderung wird gekürzt (ohne Zeitpunkte)

  • Kein Sparplan bei Bahn, jedoch Finanzierungsänderungen (Privatisierungen, Schenker)

  • Einsparungen erfolgen im Verkehrs- und Bauministerium

  • Abbau klimaschädlicher Subventionen (3 Mrd. EUR, Kerosinsteuer, Agrardiesel) Erhöhung der Co2 Steuer per 2024 von 40 auf 45 EUR pro Tonne

  • Keine Reduzierung der Sozialstandards, Einsparungen von 1,5 Mrd. EUR (Arbeitsagentur)

  • Finanzierung der Ausgaben für die Ukraine ist sakrosankt, sie wird nach Bedarf ausgeweitet


Kommentar: „Grüne“ Themen und die Ukraine genießen Haushaltspriorität. Der Sozialstatus ist sakrosankt. Habeck „kanzlert“. Die Defizite für die Wirtschaftsstruktur werden nicht berücksichtigt. Die Kosten erhöhen sich damit für den Standort Deutschland (!). Formal betrachtet ist diese Einigung zunächst positiv bezüglich Rechtskonformität und Handlungsfähigkeit der Regierung.

Inhaltlich geht diese Haushaltslösung an den Kernproblemen, die zwingend gelöst werden müssten, vorbei, allen voran dem Energieproblem (Kosten steigen mit Maßnahmen), und ist von daher als negativ zu bewerten. Strukturelle Defizite Deutschlands werden zu wenig oder gar nicht adressiert, darunter Infrastruktur, IT-Infrastruktur, Bildung und Hochsteuerland. Das Risiko, dass Deutschland weiter zurückfällt, ist sehr hoch. Das Vertrauen der Wirtschaft wird durch die Maßnahmen nicht forciert! Nachdem das IW-Institut und das IfW in Kiel bereits vor diesen Entschlüssen ihre Prognosen senkten, drohen mit diesen Maßnahmen weitere deutliche Reduktionen der BIP-Prognosen.

Man sollte wesentlich Augenmerk darauf legen, wie unsere Wirtschaft im Vergleich zu anderen europäischen und westlichen Ländern Performance hinlegt. Dieser relative Vergleich liefert Erkenntnisse über Konkurrenzfähigkeit und Standortqualität. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir gegenüber unserer westlichen Konkurrenz verstärkt auf der Verliererstrasse sein werden, ist mangels der Adressierung der strukturellen Wirtschaftsprobleme als hoch zu bewerten.

DIHK zum Haushalt - Betrieben drohen bis zu 20 Prozent höhere Stromkosten

Laut DIHK-Chef Adrian zeigten sich sehr kritische Punkte, vor allem die geplante Streichung des Zuschusses für die Netzentgelte. Es drohen der Wirtschaft in der Breite zum Jahreswechsel steigende Strompreise von einem bereits sehr hohen Niveau aus. Nach DIHK-Berechnungen müssten Betriebe im kommenden Jahr bis zu 20% mehr für ihren Strom zahlen. Das sei kein Aufbruchsignal, weder für die Konjunktur noch für den Klimaschutz.

Kritik kommt vom Verband der Chemischen Industrie. Es wäre ein wichtiges Signal, dass die Ampel am Strompreispaket festhielt. Das Energiepreisproblem wäre nicht gelöst. Dass der ursprünglich geplante Bundeszuschuss zu den Netzentgelten voraussichtlich eingespart würde, wäre ein weiterer Wermutstropfen. Das träfe besonders den Mittelstand.

Kommentar: Diplomatischer Klartext vom DIHK und VCI. Mittelstandsvergessenheit Berlins!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Industrieproduktion extrem schwach

Die Industrieproduktion verzeichnete per Oktober im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,7% (Prognose -0,3%) nach zuvor -1,0% (revidiert von -1,1%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Minus in Höhe von 6,6% (Prognose -4,6%) nach zuvor -6,8% ein.

UK: Daten schwach, aber deutlich besser als Deutschland (ex Handelsbilanz)

Das BIP sank per Oktober im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,0%) nach zuvor +0,2%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,3% (Prognose 0,6%) nach zuvor 1,3%. Die Industrieproduktion fiel per Oktober im Monatsvergleich um 0,8% (Prognose -0,1% nach zuvor 0,0%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,4% (Prognose 1,1%) nach zuvor 1,5%. Die Handelsbilanz wies per Oktober ein Defizit in Höhe von 17,03 Mrd. GBP (Prognose -14,30 Mrd. GBP) nach zuvor 14,28 Mrd. GBP aus.

USA: Geringere Erzeugerpreise – Hypothekenmarkt mit Lebenszeichen

Die Erzeugerpreise waren per November im Monatsvergleich unverändert (Prognose +0,1%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 0,9% (Prognose 1,0%) nach 1,2% ein. Der MBA Hypothekenmarktindex stellte sich per 8. Dezember 2023 auf 194,5 nach zuvor 181,1 Punkten. Der Refinanzierungsindex, weniger der Kaufindex, treibt wegen geringerer Zinsen an.

Japan: Daten besser als erwartet

„Machinery Orders“ stiegen per Oktober im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose -0,5%) nach zuvor 1,4%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Minus in Höhe von 2,2% (Prognose -5,1%) nach zuvor -2,2%. Die Industrieproduktion legte per Oktober im Monatsvergleich um 1,3% (vorläufiger Wert 1,0%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 0,6% nach zuvor -0,9%.

Russland: Starkes BIP-Wachstum bei 5,5% bestätigt

Gemäß Revision wuchs das BIP im dritten Quartal 2023 im Jahresvergleich um 5,5% (Prognose und vorläufiger Wert 5,5%).

Brasilien: Notenbank senkt um 0,50%

Die Notenbank Brasiliens senkte den Leitzins erwartungsgemäß von bisher 12,25% auf 11,75%.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!

 

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