Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0729 (05:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0710 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 131,42. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141,02. EUR-CHF oszilliert bei 0,9872.

Finanzmärkte: Märkte weitgehend stabil

Am Finanzmarkt ergibt sich weiter weitgehend ein stabiles Bild. Die Zinsversteifungen am Rentenmarkt, auch als Konsequenz der Einlassungen diverser Vertreter des wertkonservativen Lagers innerhalb des EZB-Rats (zuletzt Ratsmitglied Knot), wirken bezüglich Risikobereitschaft bremsend. Unterschwellig unterstützend wirkt die zunehmende Erkenntnis, dass der Ukraine-Konflikt nur diplomatisch gelöst werden kann.

An den Aktienmärkten ergibt sich ein divergentes Bild. US-Märkte sind derzeit anfälliger für Korrekturen als die Märkte Europas. Heute früh eröffnet der fernöstliche Markt widerstandsfähig, in Teilen sogar freundlich (Hongkong, China). Am Rentenmarkt tut sich wenig. Das erhöhte Renditeniveau hält stand. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit aktuell 2,34 % (Vortag 2,31 %) und US-Staatstitel mit 10-jähriger Laufzeit liegen bei 3,61 % (Vortag 3,65 %). Der USD hält gegenüber dem EUR die Niveaus um die Marke von 1,07. Gold und Silber konnten gegenüber dem USD leicht an Boden gewinnen.

Exkurs: Seymour Hersh zu Northstream Terrorangriff

Gestern veröffentlichte Seymour Hersh (Link), dass er Belege (Story: Link) habe, dass die USA für den größten Terrorangriff auf Deutschland seit 1949 verantwortlich sind. Die USA haben via CIA Hershs Einlassungen dementiert.

Hat er unwiderlegbare Beweise geliefert? Nein. Kann er das? Nein, wegen eines nie wie zuvor notwendigen Informantenschutzes. Man wirft ihm vor, sich in jüngerer Zeit auf anonyme Quellen zu berufen. Das ist verständlich, weil der Westen Whistleblower, die kriminelles westliches Verhalten öffentlich machen, verfolgt (Snowden, Assange, Risiko Todesstrafe). Das war eben einmal anders. Diese Veränderung wirft Fragen über unser freiheitliches System auf!

Was spricht für Hersh? Er ist Pulitzerpreisträger. Seine Arbeit als Investigativ-Reporter ist legendär. Er lügt nicht wie nachweislich Nixon (Watergate), Clinton (Lewinsky), Reagan (Nicaragua) oder Bush (Irak). Motiv, Möglichkeit und öffentliche Reaktionen implizieren etwas.

Mahnung: Arbeitgeber-Präsident warnt vor Subventionswettlauf mit USA

Arbeitgeber-Präsident Dulger (BDA) hat Europa vor einem Subventionswettlauf mit den USA gewarnt. Er plädierte für eine Politik, Transformation durch Anreize zu fördern. Im 370 Mrd. USD Förderprogramm (IRA) sieht er den richtigen Ansatz. Der IRA setze nicht auf staatliche Regulierung, sondern auf Anreize. Das sei für eine wirtschaftlich orientierte Gesellschaft der bessere Weg. Wer die Chipfertigung in Deutschland ausbaue, solle von einer Förderung profitieren, weil das der Gesellschaft im Ganzen einen wirtschaftlichen Nutzen stifte.

Zu der aktuellen Lage: Er sagte, es sei Fakt, dass Deutschland seit Jahren und gerade in den letzten Monaten deutlich an Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich verloren hätte und auch weiterhin verlöre. Deutschland sei kein Top-Standort mehr für ausländische Investoren. Der Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft sehe sich unverhältnismäßigen Belastungen auch durch mehr Regulierungen ausgesetzt. Dulger prognostizierte, wir würden in eine Ära des stagnierenden, wahrscheinlich sogar schrumpfenden Wohlstands eintreten.

Kommentar: Dulger mahnt und belegt das Thema Staatswirtschaft oder freie Wirtschaft. Ich unterstütze den Ansatz für freie Wirtschaft mit Anreizsystemen. Seine Bewertung der kritischen Lage Deutschlands stellt eine Nacherzählung dar. Einige wenige Profis haben diese Lage bereits vor Monaten in Interviews thematisiert, die aber nicht in den Hauptmedien veröffentlicht wurden. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen, es kann aber noch tiefer fallen!

Plan: Scholz pocht auf EU-Analyse über Auswirkungen von US-Subventionen

Vor dem EU-Sondergipfel (morgen) forderte Scholz von der EU-Kommission eine Analyse über Auswirkungen der US-Subventionen. Europa brauche sich bezüglich der Subventionen nicht zu verstecken. Er verwies auf 250 Mrd. EUR im Corona-Wiederaufbaufonds, die für Dekarbonisierung der europäischen Industrie bereit stünden (Umwidmung). Scholz sagte, man bräuchte eine Flexibilisierung der Finanzinstrumente und schnellere Entscheidungen. Mit Deglobalisierung könne man die Ziele nicht erreichen. Scholz plädierte für offene Märkte.

Kommentar: Nennen wir obige Agenda einen Plan. Ja, wir haben in der EU eine „Toolbox“. Forderungen nach weniger Bürokratie gibt es immer wieder. Leider folgte bisher der Verbalakrobatik keine reale Aktion. Nur wer frei atmen kann, kann auch gute Leistung bringen. Wir messen Herrn Scholz an den Taten nicht nur in der EU, sondern auch in Deutschland. Ich freue mich über den Einsatz für die offene Weltwirtschaft. Herrn Scholz ist hoffentlich klar, wer diese offene Weltwirtschaft torpediert. Es ist nicht China. China ist das siebte Jahr in Folge unser wichtigster Handelspartner (Volumen 298 Mrd., USA 248 Mrd.).

Realität: Deutsche Firmen wollen verstärkt in USA

  • Fast drei Viertel der US-Töchter planen höhere Investitionen

  • DIHK: Investitionsabsichten bleiben hierzulande sehr verhalten

  • Umstrittenes Subventionspaket IRA kommt US-Standort zugute

  • DIHK: Brauchen jetzt faire Wettbewerbsbedingungen

Angesichts umfangreicher US-Subventionen sind die Investitionsabsichten deutscher Unternehmen in den USA deutlich höher als hier. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Auswertung des German American Business Outlook unter 201 Tochtergesellschaften in den USA. 72 % der Firmen planen, per 2023 ihre US-Investitionen zu erhöhen. Die Investitionsabsichten der deutschen Firmen sind in den USA deutlich höher als bei uns.

Kommentar: Nach der Mahnung (BDA) und dem Plan (Scholz) liefert der Blick auf die Realität den scharfen Ruf nach interessenorientierter Politik. Fakten belegen, dass es kurz vor zwölf ist.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Daten der zweiten Reihe wenig erquicklich

Frankreich: Die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors hat sich im vierten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal (+0,4 %) nicht verändert. Das war das schwächste Ergebnis seit dem vierten Quartal 2020.

Italien: Die Einzelhandelsumsätze sanken per Dezember im Monatsvergleich um 0,2 % nach zuvor +0,8 %. Im Jahresvergleich übersetzte sich das in einen Anstieg um 3,40 % nach 4,40 %.

UK: Immobilienmarktindex auf tiefstem Stand seit 04/2009

Der Index des RICS Housing Survey lieferte per Januar mit -47 nach -42 Punkten einen Rückgang auf den niedrigsten Stand seit April 2009.

 

USA: Daten durchwachsen

Der von der Mortgage Bankers Association (MBA) ermittelte Hypothekenmarktindex legte in der Berichtswoche per 3. Februar von zuvor 232,4 auf 249,5 Zähler zu. Losgelöst von der Stabilisierung der letzten Wochen ist das Indexniveau als historisch niedrig zu klassifizieren.

 

Im US-Großhandel verzeichneten die Lagerbestände per Dezember im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,1 % (Prognose 0,1 %) nach 0,1 %. Der Absatz war im Monatsvergleich unverändert (Prognose -0,3 %) nach zuvor -1,4 % (revidiert von -0,6 %).

Russland: Licht und Schatten

Die Einzelhandelsumsätze sanken per Berichtsmonat Dezember im Jahresvergleich um 10,5 % (Prognose -9,5 %) nach zuvor -7,9 %.

Die Arbeitslosenquote stellte sich unverändert auf 3,7 % (Prognose 4,0 %) und bewegt sich damit weiter auf einem Allzeittief (Historie bis 1992).

Die realen Löhne legten per November um 0,3 % zu (Prognose -1,6 %, Vormonat +0,4 %).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das bei dem Währungspaar EUR/USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg!

 

 

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