Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2079 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2062 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106,51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128,66. EUR-CHF oszilliert bei 1,0977.
Die Finanzmärkte zeigen sich weiter nervös. Einen Tag dominiert Risikoaversion, den nächsten Tag zeigen sich Marktteilnehmer Risikoaktiva zugetan. Heute früh steht eine Portion Risikofreude an den Aktienmärkten auf der Agenda. Hintergrund sind Normalisierungen am Bondmarkt und verstärkte multilaterale Kooperation (siehe unten G-20) als auch Impfstoffhoffnungen (Johnson & Johnson Vakzin). Aber auch Verbalakrobatik seitens der EZB mag hintergründig eine Rolle spielen.
Griechenlands Notenbankchef Stournaras, der im EZB-Rat sitzt, ließ die EZB-Muskeln spielen. Es äußerte sich bezüglich des Problems des Anstiegs der Staatsanleihe-Renditen.
Er forderte mehr Tempo bei den Anleihe-Ankäufen (PEPP-Programm) der Europäischen Zentralbank. Aus seiner Sicht gebe es eine unerwünschte Erhöhung der Renditen der Staatsanleihen. Er betonte, dass es erstrebenswert wäre, die Geschwindigkeit der PEPP-Käufe zu steigern, um den Herausforderungen durch die Pandemie zu begegnen und günstige Finanzierungsbedingungen sicherzustellen. Stournaras fügte hinzu, der Anstieg der nominalen Renditen langlaufender Staatsanleihen der Euro-Länder sei gemessen am Wirtschaftswachstum und an der Inflation fundamental nicht gerechtfertigt.
Fakt ist, dass die europäische Wirtschaft bedingt durch die Lockdowns, die national unterschiedlich ausfallen, beschädigt ist. Fakt ist, dass der Inflationsanstieg maßgeblich von exogenen Faktoren bestimmt ist. Mithin bietet die Argumentation seitens Stournaras Nachvollziehbarkeiten, zumindest aus Sichtweise der EZB.
G-20 kommen bei Steuerreform voran
Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer nähern sich einer weltweiten Steuerreform an. Das ist bezüglich der gegebenen internationalen Komplexitäten, aber auch der sektoralen Veränderungen in der globalen Wirtschaft strukturell äußerst positiv.
Zum Hintergrund:
137 Länder hatten sich unter dem Dach der OECD auf ein Grundgerüst für eine globale Steuerreform geeinigt. Damit sollen die Regeln an das Digitalzeitalter angepasst werden.
Wichtige Details sind noch offen. Bisher fehlte die politische Unterstützung seitens der USA. Dort haben die wichtigsten Internetfirmen bekanntlich ihren Sitz.
Unter Trump hatten die USA eine sogenannte Safe-Harbor-Klausel für multinationale Konzerne gefordert. Eine Anerkennung dieser Klausel hätte bedeutet, dass die großen US-Unternehmen, beispielsweise Amazon, Google oder Facebook, grundsätzlich die Möglichkeit hätten, sich dagegen zu entscheiden, dass die neuen internationalen Regeln auf sie angewendet werden.
Allein der Gedanke, dass Unternehmen und nicht Staaten bestimmen, ob man sich Steuerregeln unterwerfen sollte, wirft hinsichtlich des US-Demokratieverständnisses seitens der Vorgängerregierung Fragen auf, denn Unternehmen haben in einem Staatswesen doch keine Rechtsgewalt. Die geht vom Staate aus, dessen Souverän im Westen die Bürger sind. So sieht zumindest das Theorem aus.
Die neue US-Regierung gab die Forderung auf, wonach multinationalen Konzernen erlaubt werden sollte, dass sie entscheiden, ob die neuen globalen Digitalsteuerregeln auf sie angewendet werden sollten. Das war überfällig!
Angestrebt werden bei der Reform erstens eine globale Mindeststeuer und zweitens ein neuer Verteilungsschlüssel, welches Land digitale Dienstleistungen künftig wie stark besteuern darf.
Bundesfinanzminister Scholz sagte, dass es nun kräftigen Rückenwind für eine faire Besteuerung der großen Digitalkonzerne gebe. Die geplanten Regeln sollten verpflichtend sein für alle Unternehmen. Selbstverständlich Herr Scholz!
Eine Einigung bis zum Sommer erscheint in Reichweite, so Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire. Japans Finanzminister Taro Aso sprach von Fortschritten Richtung einer Einigung auf eine Steuerreform. US-Finanzminister Janet Yellen ließ bestätigten, dass man sich von der Position der Trump-Regierung verabschiedet habe und die Verhandlungen nun kräftig unterstütze.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Chancen auf eine Steuerreform nie besser waren. Strukturell (Aristoteles) ist diese multilaterale Entwicklung vielversprechend im Sinne von Gerechtigkeit und Verantwortung.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
USA: Subvention hilft
Dank des im Dezember verabschiedeten 900 Mrd. USD Hilfsprogramms legten die persönlichen Einkommen per Januar im Monatsvergleich um 10,0 % (Prognose 9,5 %) nach zuvor 0,6 % zu. Der private Konsum verzeichnete als Konsequenz einen Anstieg um 2,4 % (Prognose 2,5 %) nach zuvor -0,4 % (revidiert von -0,2 %).
Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago sank per Berichtsmonat Februar von zuvor 63,8 auf 59,5 Zähler (Prognose 61,1).
Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan legte gemäß finaler Fassung per Februar von zuvor 76,2 auf 76,8 Punkte zu (Prognose 76,5).
Japan: Überwiegend positive Daten
Bauaufträge verzeichneten per Januar im Jahresvergleich eine Zunahme um 14,1 % nach zuvor -1,3 %. Neubaubeginne sanken per Januar im Jahresvergleich um 3,1 % (Prognose -2,5 %) nach zuvor -9,0 %. Der von der Jibun Bank veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per Februar von zuvor 50,6 auf 51,4 Punkte zu.
China: Abgeschwächte Wachstumsdynamik
Der von NBS (staatlich) ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel per Februar von zuvor 51,3 auf 50,6 Zähler. Der Dienstleistungsindex ging von 52,4 auf 51,4 Punkte zurück. In der Konsequenz verzeichnete der Composite Index einen Rückgang von 52,8 auf 51,6 Zähler. Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank per Februar von 51,5 auf 50,9 Punkte (Prognose 51,5).
Südkorea: Exporte und Importe legen weiter zu
Laut vorläufigen Berechnungen nahmen die Exporte per Februar im Jahresvergleich um 9,5 % (Prognose 9,5 %) nach zuvor 11,4 % zu. Das Importwachstum stellte sich im Jahresvergleich auf 13,9 % (Prognose 12,3 %) nach zuvor 3,6 %.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1990 - 1.2020 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
Kommentare
Bin etwas überrascht dass Sie dies nicht durchschauen...
Warum erfindet die CIA die NGO (NED), wenn doch NGOs eigentlich ihre "verdeckte Arbeit" erschweren?
Warum sollten die "Big 5" des Nasdaq (wovon 1 Firma bald den kompletten DAX schon 2mal in ihren Einkaufswagen legen könnte) gleichgülig reagieren bzw sogar eine Regierung bevorzugen, die sie steuerlich erheblich mehr zur "gesellschaftlichen Verantwortung" zwingen würde?
Ich will jetzt nichts von einer verborgenen Global-Agenda faseln, aber es ist doch so, dass ihnen die 4 Trump-Jahre sehr satte Speckpolster bescherten in einem Zeitgeist (geschürt) wachsender Angst vor "Rechtsnationalismus" und der am Horizont aufziehenden Klimaapokalypse. Und ist es nicht so, dass man sich in diesen fetten Jahren auch bestens dafür positionieren konnte, indem man klar Stellung auf Seite der "globalhumanen Sozialdemokratie" bezog? Die sozialen Netze platzten vor Kommunikationsfreude und gerne hat man zügig reagiert, eine censor-task-force oder fake-news-hunter zu installieren. Das ist patriotische Verantwortung mit Tradition, ähnlich der Logik, dass viele Großbankbosse später mal Finanzminister werden. Ha... unter Freunden.. nun... und dann... als hätte man es geahnt, dass was Schlimmes passieren könnte... schlug diese Coronabombe ein und hinterließ ein Feld der Verwüstung von kleinen "Keller-GMbHs" bis zu Großfirmen und Fluggesellschaften. Was doch aber wieder bedeutet, dass unzählige Kleinkonkurrenz verschwindet und sich in ein Heer staatlicher Bittsteller verwandelt, deren Kunden man natürlich gerne auch bedient. Darüber hinaus wird man natürlich auch als Retter auftreten, um gute Konkursmasse zum Spottpreis und staatlicher Steuerbefreiung "am Leben zu erhalten". Vielleicht fahre ich bald einen Google-Renault oder fliege mit einem einer LH-Maschine unter Lizenz von Amazon? OK... ich übertreibe, aber Tatsache ist schon mal, dass landesweit flächendeckend home-schooling mit Apple iPads stattfindet. Wie hat Apple nur so blitzschnell liefern können? Und ganz zu schweigen von dem Schub für Dell, HP, Microsoft etc durch die Bürokratisierung so vieler Wohnungen aufgrund von home office. Alles lobend bejubelt von der Regierung, sogar mit Bonussystem.
Könnte man sich bei diesen Gedanken nicht vorstellen, dass eine drohende "gerechte Besteuerung" bei den Unternehmen dann hier überhaupt keine Rolle mehr spielt? Viel wichtiger ist die Vision eines global homogenen Geschäftsfeldes, begleitet von zahlreichen supranationalen Institutionen im Dienst von zukünftigen "Weltbürgern".
So betrachtet gehört es nur zur Geschäftsstrategie, Sympathie für diese neue, alte, globalorientierte Regierungz zu zeigen, ebnet sie doch den einzigen Weg für weiteres Wachstum, nicht unbedingt zu noch mehr Konsum, vielmehr in der Hoffnung, ganz vorne als Marktführer dabei zu sein, wenn das Wachstum eine physikalische Grenze erreicht und am Ende gar ein Quantensprung völlig neue Erkenntnisse für uns bereit hält? Ich finde, es wäre höchste Zeit dafür.