Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9913 (06:07 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9835 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 144,59. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,35. EUR-CHF oszilliert bei 0,9723.

An den Finanzmärkten kam es zu Konsolidierungen. Die zu Wochenanfang erzielten Terraingewinne am Aktienmarkt konnten grundsätzlich verteidigt werden. Die Zinshoffnungen, die diese Entwicklungen trugen und tragen, erhielten in der Sache durch den OPEC+ Beschluss (siehe unten) einen Dämpfer (Thema fortgesetzter Inflationsdruck). Markttechnisch hatte der Beschluss bisher keine Konsequenz. Am Kapitalmarkt kam es Versteifungen. 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,02 %, 10-jährige US-Staatsanleihen bei 3,75 %. Der Euro als auch Gold und Silber haben die erhöhten Niveaus gegenüber dem USD weitgehend gehalten.

Drosselung der Ölproduktion um zwei Millionen Fass

Auf der gestrigen Sitzung vereinbarte OPEC+ eine Drosselung der Ölproduktion um zwei Mio. Fass pro Tag. US-Präsident Biden reagierte im höchsten Maß verärgert und erwägt Maßnahmen gegen OPEC+. Washington wirft der OPEC+ vor, sich auf die Seite Moskaus zu stellen.

Kommentar: Hier wird deutlich, was schon bei dem G-20 Finanzministertreffen auf Bali erkennbar wurde. Das Risiko, dass der Westen isolierter aus der Ukraine-Krise hervorgeht, sollte nicht unterschätzt werden. Ich bin gespannt auf das G-20 Treffen der Staatschefs auf Bali.

Mehr noch irritiert es, dass Washington jetzt erwägt, gegen das OPEC-Kartell vorzugehen, während man selbst ein Nachfragekartell mit Preisbestimmungsmacht etabliert. Der Westen steht nur noch für circa 35 % des Welt-BIP (Basis KKP). Der Westen will sich aus fossilen Energien lösen. Asien, Afrika und Südamerika sind die Absatzmärkte mit Zukunft für OPEC+. Hat der Westen vor diesem Hintergrund noch das politische und ökonomische „Leverage“, das der Westen sich einbildet zu haben?

Fakt ist, dass OPEC+ die reale Kaufkraft der eigenen Exporte verteidigt. Von daher sind die Produktionsanpassungen nur logisch und konsequent, denn es war die Politik des Westens im Rahmen der zuvor verfügten Zentralbankpolitiken als auch des Beginns des Energiekriegs gegen Russland durch Sanktionen, die den Kaufkraftverfall der westlichen Währungen forcierten und sich damit negativ auf die realen Exporterlöse in westlicher Währung der OPEC+ Staaten auswirkten.

Rohstoffpreisentwicklungen:

Zu Beginn des vierten Quartals 2022 ist es sinnstiftend, einen Blick auf elementare Rohstoffpreise zu werfen, um die Kräfte der von außen wirkenden Preise auf unsere aktuelle und zukünftige Inflation sachgerecht einzuordnen, denn zu Jahresbeginn waren es die Rohstoffpreise, die als von außen wirkende Kraft das Inflationsthema massiv beförderten.

Da der Euro auf Jahressicht um circa 15 % gegenüber dem USD gefallen ist, ergibt sich gegenüber den USA ein Preisnachteil von rund 15 %. Nachfolgende Charts sind auf Euro-Basis berechnet und tragen dem Rechnung. Alle Charts sind © Finanzen.net. An der rechten Skala der Charts ist in grün oder rot die Jahresveränderung abgetragen.

Zunächst fällt der Blick auf Energiepreise:

 

 

 

Erkennbar ist an den Charts, dass die Preisentwicklung der Energieträger unterschiedlich ausfällt. Bei Brent liegt der Anstieg im Jahresvergleich bei 29,1 %, bei Kohle bei 27,4 % und bei Uran bei 58,6 %. Gas (Basis TTF Holland) verzeichnet einen Rückgang um 22,3 %. In allen vier Fällen liegen die Preishöhepunkte weitgehend deutlich zurück.

 

Bei Kupfer stellte sich die Jahresveränderungsrate auf -3,9 % und bei Aluminium auf -6,6 %. Ergo ergeben sich hier tendenziell disinflationäre Tendenzen.

Der Blick geht weiter in Richtung Agrarrohstoffe:

 

 

 

 

 

 

 

Bei Agrarrohstoffen dominiert ein divergentes Bild, aber auch hier liegen die Preisspitzen in einer Gesamtbetrachtung zum aktuellen Zeitpunkt hinter uns. In den USA ist das Bild durch den USD-Vorteil (Aufwertung circa 15 %) deutlich entspannter.

Fazit: Das Thema erhöhter Inflationsraten ist in Europa wegen der Abwertung des Euros und der Importanhängigkeit ausgeprägter als in den USA. Entspannende Signale sind für Europa von Seiten der Rohstoffmärkte dennoch grundsätzlich erkennbar. Entscheidend für die weitere Entwicklung dieser exogenen Einflussgröße der Rohstoffpreise auf unsere Preisinflation ist die Frage der weiteren Entwicklung der Ukrainekrise und damit verbundener Friktionen im globalen Handel als auch den globalen Lieferketten.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Dienstleistungssektor und Gesamtwirtschaft laut S&P in Kontraktion

S&P PMI Dienstleistungen final per 09/22: 48,8 / Prognose und vorläufiger Wert 48,9

S&P PMI Composite Index final per 09/22: 48,1 / Prognose und vorläufiger Wert 48,2

Deutschland: Exporte stiegen per August im Monatsvergleich um 1,6 % (Prognose 1,1 %) nach zuvor -1,6 % (revidiert von -2,1 %), während Importe einen Anstieg um 3,4 % (Prognose 1,1 %) nach zuvor 0,1 % (revidiert von -1,5 %) verzeichneten. Die Handelsbilanz wies einen Überschuss in Höhe von 1,2 Mrd. EUR (Prognose 4,0 Mrd. EUR) nach zuvor 3,4 Mrd. EUR (revidiert von 5,4 Mrd. EUR) aus.

Russland: Dienstleistungssektor mit Wachstum (Index höher als 50)

S&P PMI Dienstleistungen per 09/22: 51,1 nach 49,9 per August

Frankreich: Starke Industrieproduktion

Die Industrieproduktion nahm per August im Monatsvergleich um 2,4 % (Prognose 0,0 %) nach zuvor -1,6 % zu.

UK: PMIs setzen unerwartet positiven Akzent, Reserven sinken

S&P PMI Dienstleistungen final per 09/22: 50,0 / Prognose und vorläufiger Wert 49,2

S&P PMI Composite Index final per 09/22: 49,1 / Prognose und vorläufiger Wert 48,4

Die Devisenreserven sanken per September von 180,8 auf 171,6 Mrd. USD und markierten den tiefsten Stand seit September 2019 (Höchstwert 12/2021 bei 203,7 Mrd. USD).

USA: Mehr Licht als Schatten, aber auch Fragezeichen (S&P versus ISM)

Der ADP-Beschäftigungsreport lieferte einen Anstieg der Beschäftigung per September um 208.000 (Prognose 200.000) nach zuvor 185.000 (revidiert von 132.000).

Der von der MBA ermittelte Hypothekenmarktindex brach in der Berichtswoche per 30.09. um 14,2 % auf 218,7 Punkte ein und markierte den tiefsten Stand seit Juni 1997.

Die US-Handelsbilanz wies per August ein Defizit in Höhe von 67,4 Mrd. USD (Prognose 67,7 Mrd. USD) nach zuvor -70,5 Mrd. USD (revidiert von -70,7 Mrd. USD) aus.

S&P PMI Dienstleistungen final per 09/22: 49,3 / Vorläufiger Wert 49,2

S&P PMI Composite Index final per 09/22: 49,5 / Vorläufiger Wert 49,3

Der vom ISM ermittelte PMI des Dienstleistungssektors sank per September von 56,9 auf 56,7 Punkte (Prognose 56,0). Die Divergenz zum Pendant von S&P ist grotesk.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg

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